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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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gutem Brot auch stark werden.«
    »Ich mag gern Brot!«, krähte Kenny.
    Wir schwiegen ein Weilchen. Sie sahen zu, wie ich mein Brot in Kates wunderbare Gemüsesuppe tunkte, und es machte mir nichts aus. Aber ich wollte, dass sie auch entspannt waren, und ich wusste, sie waren es nicht. Ich wusste auch, warum nicht.
    »Das ist die beste Suppe, die ich je gegessen habe«, sagte ich.
    Kate machte ein verlegenes Gesicht.
    Ich blickte zu Roger auf und lächelte. Er lächelte zurück.
    »Kenny ist ein wirklich tapferer Junge. Er hat alles richtig gemacht. Weißt du noch, Kenny?«
    Kenny grinste und fing an zu schreien: »Ich heiße KENNY! ICH HEISSE KENNY!«
    »Das hat er immer wieder durch den Schneesturm gerufen, bis ich ihn gefunden hatte.«
    »Wir können Ihnen gar nicht genug dan…«
    »Sie brauchen mir nicht zu danken«, unterbrach ich Kate. »Es tut mir gut. Ein gutes Gefühl. Hören Sie … äh … hören Sie, in der Klinik haben Sie mich vermutlich ohne Hemd gesehen, und ich war mit meinem Fahrrad auf dem freien Feld, und jetzt denken Sie vielleicht, ich bin ein Landstreicher oder so was …«
    »Nein, das denken wir nicht.«
    »Nein …«
    »Aber es wäre okay, wenn Sie das denken. Ich würde es vielleicht auch denken, aber ich bin … ich bin nicht obdachlos oder ein Landstreicher. Sie müssen wissen, all die Löcher, die ich habe, sind aus dem Krieg …«
    »Vietnam?«, fragte Kate.
    »Ja. Keine große Sache, aber ich bin nicht … Wissen Sie … Ich glaube, ich weiß, was wir tun könnten. Ich wäre Ihnen so dankbar, wenn Sie das täten. Würden Sie Norma anrufen? Sie ist meine Freundin.«
    »Ihre Freundin?«
    »Es wäre nett, Norma anzurufen. Sie würde sich gern mit jemandem unterhalten. Dann würde sie Ihnen von mir erzählen, und ich glaube, ich möchte, dass Sie Bescheid wissen. Ich weiß nicht, warum, aber ich möchte es.«
    Kate brachte mir das Telefon, und ich wählte Normas Nummer.
    Ich brach ab, bevor ich zu Ende gewählt hatte, und sah Kate an. »Erzählen Sie Norma nicht, dass er auf mich geschossen hat.«
    »Dieser Idiot!« Roger ballte die Faust.
    »Okay? Erzählen Sie’s nicht.«
    Ich wählte weiter und reichte Kate den Hörer. Sie ging damit in eine Ecke der Küche.
    Ich konnte das Gespräch nicht hören, aber hin und wieder warf Kate einen Blick zu mir herüber und wandte sich dann wieder ab. Ich ging mit Roger durch das Haus; er zeigte mir alles und erzählte mir von seiner Familie. Er und Kate waren seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet – und fünfzehn Jahre lang war sein Geschäft in Oklahoma City immer weiter gewachsen, aber seine Familie nicht. Sie konnten keine Kinder bekommen. Sie versuchten alles, und schließlich adoptierten sie Kenny. Deshalb waren sie in diese Kleinstadt in den Bergen gezogen – damit Kenny die Chance hätte, dem wirklichen Leben näher zu sein. Das sagte Roger; so drückte er es aus. Dem wirklichen Leben.
    Ich fand es schön, dass manche Leute so mit andern reden konnten, und ich wünschte mir heiß und innig, dass Roger auch von mir sprechen würde, wenn er seine Geschichte erzählte.
    Sie wussten nicht, was sie tun oder wovon sie leben würden, wenn sie herkämen, aber sie wussten, dass sie herkommen mussten. Jetzt war Roger Dachdecker und Allround-Handwerker, und Kate hatte wieder angefangen zu weben. Kate machte Teppiche.
    »Und wir kriegen noch ein Kind«, sagte Roger, als wir im Wohnzimmer waren.
    »Das ist toll«, sagte ich.
    »Ein hispanisches Kind vielleicht. Wir haben ihnen gesagt, es ist uns egal.«
    Kates Teppiche lagen überall, und auf der geschlossenen Veranda lagerte ein großer Haufen Garn, und da stand auch der Webstuhl.
    »Kate ist wirklich eine Künstlerin«, sagte Roger.
    »Ihre Teppiche sind wunderschön.«
    »Das stimmt.«
    Roger hatte das Haus selbst renoviert, ein Zimmer nach dem andern. Gebaut hatte es der Prospektor George Ryan aus Denver für seine Frau, nachdem er in diesem Hang Silber gefunden hatte. 1881 heiratete er eine Lehrerin aus Denver und holte sie her. Sie wurde eine berühmte Gastgeberin, und er wurde mehr und mehr zu einem schrulligen Bergbau-Millionär, der gern in den Stollen schlief. Manchmal blieb er tagelang drin. Einmal war er einen ganzen Monat lang weg, und als er wieder ans Tageslicht kam, war seine Haut weiß wie ein Laken, aber er hatte tausend Pfund Silber aus dem Berg geholt. Irgendwann in der Nacht ermordete er seine Frau, brachte das Silber zurück in die Mine und verschwand. Jetzt wohnten Roger und

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