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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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sechzehn, als Bethany von der Red Bridge sprang. Es war zwei Tage nach Weihnachten, und es war ihr wirklich großartig gegangen. Wirklich. Mit der Kirche lief alles wunderbar, und Bethany hatte mitgeholfen, ein Weihnachtssingen mit ein paar anderen Chormitgliedern zu planen. Ich war nicht dabei, weil ich nach Diamond Hill in Cumberland, Rhode Island, gefahren war. Ein paar Kids, die ich kannte, wollten da auf dem kleinen Hügel Ski laufen. Ich lief nicht Ski, aber Linda Overson war auch dabei, und da musste ich einfach mitfahren, weil sie so gut aussah und weil ich wollte, dass sie mich mochte, was sie aber nicht tat. Bethany kletterte ganz oben auf die Brücke, die East Providence mit Providence verband, neben dem Friedhof von Swan Point, wo die Ides hingehen, wenn sie tot sind. Was ich darüber weiß, stammt größtenteils aus dem Providence Journal, aber ein bisschen habe ich auch von Pop gehört; er hatte es nicht gesehen, aber ein paar Studenten von der Brown University, die in dem Augenblick unter der Brücke durchgerudert waren, hatten es ihm erzählt.
    Es schneite und war kalt, aber solange der ölige Providence River nicht zugefroren ist, rudert die Mannschaft der Brown University. Sie nehmen das Rudern sehr ernst, und das ist gut, weil Bethany in dem Moment sprang, aber sonst finde ich es dumm. Aber was weiß ich schon? Ich war nie auf dem College.
    Es schneite also, und es war ziemlich grau draußen. Es muss lange ungeheuer kalt sein, damit der Providence River zufriert; das liegt an all dem Öl und der Reinigungsflüssigkeit und der Scheiße, die da seit zwei- oder dreihundert Jahren mehr oder weniger unablässig hineinfließt. An dem Tag war es zwar kalt, und es schneite, aber er lag nicht in einer ausgedehnten Kälteperiode, und die Mannschaften trainierten wie rasend. Sie begannen mit einem Zwei-Meilen-Spurt, der am Campus an der Ostseite des Bootshauses anfing, eine halbe Meile oberhalb der Red Bridge.
    Bethany hatte einen Teilzeitjob im Second-Hand-Laden der Grace Church. Die alten Damen, die da ehrenamtlich arbeiteten, gehörten zu unserer Kirchengemeinde, und die Arbeit war ziemlich leicht; deshalb dachten meine Eltern, es sei eine gute Übergangssituation für Bethany, bis sie irgendwann später einen richtigen Job annähme oder es vielleicht sogar noch mal mit dem College probierte. Außerdem nahm sie Tanzunterricht im YMCA, und ich glaube, das, was sie da in diesem Kurs machte, zeigte sich nachher in ihren zunehmend kunstvollen Posen. Sie wurden erstaunlich, nicht bloß wegen der absoluten Stille, die sie dabei erreichte, sondern auch in den verblüffenden Wirbeln und Sprüngen. Ein Wahnsinn, der beinahe verzeihlich war.
    Meine Schwester fuhr mit ihrem kleinen Renault Dauphine vom Parkplatz der Kirche, über den Weybosset Square und nach Hause über die Washington Bridge. Was genau passierte, können wir nicht mehr wissen, aber es ist doch sehr wahrscheinlich, dass irgendwo zwischen dem Square und der Brücke Bethanys Stimme die Herrschaft über den Wagen übernahm und sie von der alten Washington Bridge weg zur rostroten Red Bridge führte. Sie parkte am Straßenrand. Die Beifahrertür stand ohne ersichtlichen Grund offen, und Bethany konnte uns auch keinen nennen. Auch der Kofferraum war offen. Der Kofferraum war vorn, denn der Motor war im Heck des Wagens, und Bethany hatte alle ihre Kleider ausgezogen und säuberlich zusammengefaltet auf dem Reserverad abgelegt, als gehörte zu ihrem Plan, nachher zurückzukommen und sie zu holen.
    Die Steuerfrau des Brown-Bootes, das auf die Brücke zufuhr, hieß Sheila Rosenberg. Die Steuerleute, erfuhr ich, haben die Aufgabe, das Boot zu lenken und mit Hilfe eines kleinen Megafons für einen gleichmäßigen Schlagrhythmus zu sorgen. Rennboote sind nicht dazu gedacht, dass die Ruderer sich umschauen und sehen, in welche Richtung sie fahren. Aufgabe der Ruderer ist es, die Ruder mit enormer Kraft durchzuziehen, und da haben sie einfach keine Zeit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wohin das Boot fährt. Das war Sheila Rothenbergs Job. Sie war im dritten Jahr auf Pembroke, was eigentlich Brown ist, aber damals hielt man es für schick, eine eigene College-Abteilung nur für Frauen zu haben. Zumindest hat Sheila Rothenberg mir das so erzählt. Unsere Familie hat sie vielleicht sechs Mal gesehen, weil Mom und Pop herausfinden wollten, was passiert war. Mir genügte, dass es passiert war, und sie sollten es dabei belassen, aber diese Sheila Rothenberg

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