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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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…«
    Ich hob sie auf – eine Vogelscheuche trug die andere – und ging zurück, auf die Kirche und den Wagen zu.
    »Ich will …«
    »Ich weiß, Bethany. Ich weiß.«
    Am nächsten Morgen brachten wir sie wieder ins Bradley Hospital. Pop meinte, wir sollten von Rockville aus direkt dorthin fahren, aber Mom hielt sie auf dem Rücksitz fest umschlungen und wollte nichts davon wissen.
    An dem Abend ging ich früh ins Bett. Ich hörte, wie Mom sich im Zimmer meiner Schwester neben Bethany im Schaukelstuhl wiegte. Sie sang »In Dublin’s Fair City«, und sie sang es, so langsam sie konnte. Ich stellte mir vor, wie sie Bethany übers Haar strich, und wunderte mich, wie etwas so Vertrautes so unvertraut erscheinen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass mir das, was ich hier hatte, nicht mehr gehörte oder dass ich es nicht wollte. Vermutlich ging ich da schon fort und wartete nicht mehr, bis der Bus nach Fort Dix es amtlich machte.

27
    D er Regen war in die andere Richtung abgezogen, nach Osten, woher ich gekommen war, und als ich bergab aus Pennsylvania hinaus und nach Maryland rollte und dann wieder hinauf nach West Virginia fuhr, hatte ich warmes und trockenes Wetter. Meine kleine Straßenkarte zeigte, dass die Route 50 die längste einigermaßen zusammenhängende Nebenstraße war, die irgendwann in die Gegend von Los Angeles führte; also folgte ich der Route 11, bis ich auf sie stieß.
    Pläne ergeben sich einfach, habe ich festgestellt. Ich war jemand, der nie Pläne gehabt hatte, und deshalb sah ich ganz verdattert, wie einfach sie zu machen waren und wie sie oft ganz von allein entstanden. Als Erstes merkte ich, dass ich ungefähr alle fünfzig Meilen meine Reifen kontrollierte, und dann wurde mir klar, dass ich im Wesentlichen dauernd das Gleiche aß und tatsächlich auch Father Bennys Stresstabletten nahm, und schließlich las ich jeden Abend, wenn ich abseits der Straße mein Zelt aufgeschlagen hatte, ein bisschen in Iggy. Vielleicht ist das kein Plan, vielleicht ist es Gewohnheit. Was auch immer – ich fühlte mich wohl und hatte das Gefühl, irgendwie zu wissen, was ich tat.
    In Hoagland, Ohio, hatte ich Iggy ausgelesen, acht Tage, nachdem ich das Motel in Gettysburg verlassen hatte. Der Tag auf der Straße war wundervoll. Das Fahren fiel mir leichter, viel leichter, und ich empfand das, was ich »Shad-Factory-Gefühl« nenne: Jeden Morgen juckte es mich loszufahren. Der einzige Unterschied bestand eigentlich darin, dass zwischen den Felsen bei Shad Hechte und Barsche auf mich gewartet hatten, während ich jetzt überhaupt nichts wusste, was, wie gesagt, wundervoll war. Jeden Morgen aß ich eine Apfelsine und eine Banane, ein großes Thunfischsandwich zum Lunch und Äpfel und Bananen zum Abendessen.
    Aber Iggy. So gut, dass ich traurig war, als ich es zu Ende gelesen hatte. Sein ganzes Leben, bis er als alter schwarzer Mann unter einer Pappel in Colorado saß und einen Apfel aß. Jeder musste denken, er sei ein ganz gewöhnlicher alter Schwarzer, aber wir alle, die wir das Buch gelesen hatten, wussten, dass er ein Riese war. Ein großer Mann am Ende seines Lebens. Es war ein zärtliches Geheimnis, und ich war froh, es zu kennen.
    In Hoagland donnerte und blitzte es an diesem Abend so heftig, dass das ganze Maisfeld erleuchtet war, in das mein kleines Zelt sich schmiegte. Ich war gerade mit Iggy fertig, als es anfing zu regnen. Ich holte meine Satteltaschen ins Zelt, und dann streckte ich mich aus und lauschte dem Klingeln des Regens ringsum. Ich kam ins Denken, und ich glaube, die Gedanken trugen mich fort. Ich dachte an Norma, und im Kopf küsste ich sie und fühlte, wie ihre Hände über meinen Rücken strichen und mich kraftvoll drückten. Unsere Lippen lagen aufeinander, und ich drückte sie wieder und hob sie aus dem Rollstuhl und legte mich mit ihr in das hohe, warme, taufeuchte Gras von Ohio. Ich nehme an, es war ein Liebestraum oder -gedanke, und davon habe ich nicht viele. Ein Traum, vielleicht eine Hoffnung, ich weiß es nicht.
    Und ein paar andere Dinge weiß ich auch nicht. Wann immer ich spürte, dass ein Gedanke oder so etwas wie eine Idee oder ein Verlangen sich durch mein eiskaltes Narragansett Lager oder die großen Screwdriver heranschleichen wollte, konnte ich den Fernseher einschalten und vor mir entkommen. Bei den Scouts, bevor es Bier gab und siebzig Kanäle im Fernsehen, lag ich in meinem Zelt und war die ganze Nacht wach, erfüllt von Hoffnung auf Glück verheißende

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