Unheimliche Begegnungen (German Edition)
meinte Tom: „Die wird mit Zubla durchgebrannt sein.“ Er lachte über seinen vermeintlichen Witz leise vor sich hin.
„Was soll das. In dieser Lage machst du noch solche Bemerkungen?“ An Vinc Stimme war sein Missmut zu erkennen.
„Entschuldige, ich wollte nur ein bisschen zur Auflockerung beitragen“, nuschelte Tom. Etwas deutlicher sagte er: „Mir geht das Verschwinden der beiden genauso auf den Keks wie dir.“
„Schon gut“, kam es versöhnlich über Vinc Lippen. „Aus irgendeinem Grund wurden wir getrennt. Nur warum und von wem?“
„Weißt du, so langsam gehen mir diese Fragen auf die Nerven.“ Tom stockte. „Ich meine nicht, weil du sie jetzt gestellt hast, sondern im Allgemeinen. Wenn das so weiter geht, dann werden wir niemals die dunkle Seite finden.“
„Ehrlich gesagt, die dunkle Seite ist mir im Moment scheißegal und auch die Rätsel“, sagte Vinc gereizt.
„Wow, lass das ja nicht Vanessa hören. Sie würde wegen dieses Ausdrucks ausflippen“, mahnte Tom.
„Ich wollte, sie würde es hören und ausflippen. Dann wäre sie wenigstens hier.“ Vinc war anzuhören, wie sehr er sich um sie sorgte.
„Was nun?“, fragte Tom.
„Frage mich mal was Leichteres. Ich war noch nie so ratlos wie im Augenblick. Wir haben alles abgesucht. Es hat keinen weiteren Sinn, es noch mal zu tun. Am liebsten würde ich mich hinsetzen und einfach nur noch warten.“
Tom hatte seinen Freund noch nie so mutlos gesehen. Sonst strahlte er vor Energie und Tatendrang, aber im Moment machte er den Eindruck eines gebrochenen Menschen. Tom wusste auch warum. Er kannte die Liebe zwischen Vanessa und Vinc, wenn sie es auch immer versuchten zu verheimlichen und sie auch stets betonten, sie seien nur eng befreundet. Nicht nur seine Energie war gebrochen, sondern besonders sein Herz.
„Wir müssen einen Plan entwerfen“, schlug Tom vor. Er hoffte, damit seinen Freund ablenken zu können und ihn somit von seinen trüben Gedanken zu befreien.
„Und was für einen? Im Moment sehe ich nur ein paar Bäume, Sträucher und …“ Vinc fasste sich an die Stirn. Er sprang auf und lief in die Richtung, in der die Falltür zum Keller war.
Tom hatte Mühe, ihm zu folgen.
Doch Vinc Enttäuschung war groß. Hatte er einen offenen Abstieg erwartet, so sah er ihn jetzt geschlossen.
„Ich war der Letzte, der hinausging. Ich kann mich nicht erinnern, zugemacht zu haben“, sagte er mehr zu sich.
Als Tom nichts darauf erwiderte, erklärte er zu ihm gewendet: „Ich dachte, Zubla und Vanessa wären in dem Nebel in diese Richtung statt zum Haus gegangen. Meine Hoffnung war, dass sie eventuell die Luke nicht gesehen hatten und hinabgefallen wären.“
Tom stellte sich kopfschüttelnd vor Vinc: „Du hast gehofft, sie wären hinabgestürzt? Alle hast du wohl nicht mehr. Da hätten sie sich weiß was brechen können. Vielleicht sogar das Genick.“
„Aber ich wüsste wenigstens, wo sie wären“, sagte Vinc etwas beschämt.
„Außerdem hätten wir sie sehen müssen, denn als sie auf das Haus zugingen, kam der Nebel, der schnell wieder verschwand und mit ihm Vanessa, Zubla und das Geisterhaus.“
„Geisterhaus. Du hast es treffend ausgedrückt. Es war ein Geisterhaus. Vielleicht eine Vision.“ Vinc Gesicht verfinsterte sich: „Aber der Nebel und das Verschwinden war Wirklichkeit.“
Er untersuchte die Falltür, aber er entdeckte keine Vorrichtung, mit der er sie hätte öffnen können. Als er die Fläche der Tür genauer betrachtete, sah er, dass sich in ihr ein heller Stern spiegelte. Er blickte zum Himmel, aber der Stern war nicht vorhanden, sondern die Sonne ging langsam am Firmament auf. Obwohl er sich über die Tür gebeugt hatte, sah er nicht sein eigenes Antlitz. Er machte Tom auf seine Beobachtung aufmerksam, auch er erblickte nicht sein Gesicht in der Fläche aber ebenfalls den Stern. Nachdem er auch zum Himmel geschaut hatte, bestätigte er, ihn nicht zu sehen.
Vinc versuchte seitlich an der Tür, die aus einem seltenen Material bestehen musste, etwas zu finden, doch auch hier war sein Suchen vergebens.
„Die kriegen wir nicht auf. Irgendjemand hindert uns daran, hinabzugelangen. Ich bin immer fester davon überzeugt, dass wir gelenkt werden.“
Tom umfasste freundschaftlich seine Schulter: „Und wer soll uns lenken, deiner Meinung nach?“
Er bemerkte das Achselzucken von ihm und hörte ihn dazu sagen: „Irgendjemand von den Mächten. Ob finster oder gut, ist doch egal. Ich möchte nur, dass sie sich
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