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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Finsternis wiederzuerkennen.
    „Jetzt kann ich dich töten.“
    Vincs Gedanken gerieten noch mehr in Verwirrung. Wieso diese Drohung und wieso wollte er ihn jetzt töten?
    „Wieso willst du mich töten? Ich habe doch den Auftrag, auf der Erde die Seiten des Buches zu finden.“ Vinc hatte all seinen Mut bei diesen Worten zusammen genommen. „Und außerdem wartest du doch oben am Turm in der Gestalt Zublas auf das Buch, das ich in Xexarus Bibliothek finden soll.“
    „In meiner…“ Die Stimme wandelte sich und Vinc glaubte die von Xexarus erkannt zu haben. War sein Verbannungsort hier unter dem See? Vinc Verwirrung wurde immer größer.
    „Lasst mich ihn töten. Er hat uns das ewige Leben genommen. Wir sind Sterbliche geworden“, hörte er das Organ von Doxodus.
    „Dann beeile dich, bevor der Dampf sich verfestigt, erst dann sind wir sterblich“, sagte die liebliche Stimme von Sixtina.
    Vinc verstand nicht, was hier geschah. Er kannte nicht den Sinn der Worte. Eines aber wusste er, sie feilschten um sein Leben.
    „Wenn wir ihn hier töten, wird er unsterblich. Wir müssen ihn mit zu uns in die Sterblichkeit nehmen. Es wäre sonst eine Belohnung für seine Freveltat“, sagte Sixtina.
    „Was soll das für ein Unsinn sein? Wenn ich tot bin, bin ich tot und nicht unsterblich“, rief er, „was soll dieser Unfug. Wo seid ihr? Zeigt euch!“
    „Überschreite die Grenze und du bist unser“, hörte er sie sagen. Dann herrschte Stille.
    Vinc wagte sich nicht zu rühren, denn das Wort Grenze und die Unsicherheit, wo sie war, ließ in ihm einen gewissen Widerstand aufkommen, nur noch einen einzigen Schritt zu gehen. Er wusste, dass sein Leben so oder so verwirkt war. Aber, so überlegte er, sprachen sie nicht, dass sie bald sterblich waren, wenn der Dampf sich festigen würde? Im Zimmer hatten sie sich aufgelöst und waren glühend in den Wänden verschwunden. Einfach warten, so dachte er sich, dann könnten sie ihn nicht mehr töten. Doch halt, so seine Überlegungen weiter, dann bin ich unsterblich. Er musste trotz der ernsten Situation lächeln. War es nicht schon immer der Traum jeden Menschen unsterblich zu sein? Aber wieso gab es hier eine Grenze zwischen dem ewigen Leben und der Sterblichkeit? Wann würde er sie überschreiten. Wo befand er sich jetzt? Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    Er befand sich in der spektralen Welt. In einer Schemenwelt. Durch irgendeinen Umstand hatte er die reale Welt verlassen. Aber aus was bestand die spektrale Welt? Aus der Einbildung seines Geistes, einem Traum oder aus dem Totenreich. War er im See ertrunken? Eines aber war sicher, es waren die Dunklen, die bösen Mächte die ihre Finger mit ihm Spiel hatten. Nicht umsonst hörte er Xexarus Stimme. Vielleicht meinten sie die Grenze zwischen der dunklen und der hellen Seite.
    „Ihr seid Verdammte der Finsternis, ich aber bin ein Mensch und glaube nicht an die Hölle, nur an den Himmel und das heilige Kreuz!“, rief er.
    Der dunkle Gang war plötzlich mit unzähligen Fackeln ausgeleuchtet. Mit dem Gedanken, das Böse fürchte das Licht, schritt er unbedacht voran.
    Wie gespenstisch doch die Geheimnisse des Unsichtbaren waren. Er merkte, dass sich jemand näherte, ihn musterte, mit den Händen seinen Hals umklammerte und ihn zudrückte, mit aller Kraft um ihn zu erdrosseln. Er wollte sich zur Wehr setzen, doch irgendetwas lähmte ihn. Er wollte schreien, er konnte nicht. Er wollte sich bewegen, er konnte nicht. Ächzend versuchte er sich umzudrehen und dieses Wesen, das ihn würgte abzuschütteln, er konnte nicht.
    Vinc war kein Feigling in einem Kampf mit sichtbaren Gegnern, denn er glaubte immer noch nicht an Geister, er der Junge aus dem Raketenzeitalter, aber wenn es um unklare Gestalten ging, wie hier der Fall, kam ihm doch das Grausen. Das Unentdeckbare ließ von ihm ab.
    Ihm überlief ein Schauer, nicht vor Kälte, sondern vor Angst. Er ging schneller, auf einmal beunruhigt, ganz allein im Gang zu sein, mit einer Macht, die nicht berechenbar war. Er fürchtete sich vor der tiefen Einsamkeit, die ihn plötzlich umgab, in diesem kaum endenden Gang. Ihm war plötzlich, als würde er wieder verfolgt, als wäre ihm jemand dicht auf den Fersen und würde ihn gleich berühren.
    Er drehte sich um, er war allein. Er sah nichts weiter hinter sich, als den langen, breiten und leeren Gang in der furchterregenden Gleichförmigkeit.
    Und plötzlich stand in einer Halle. Sie war hell und verbreitete eine geisterhafte

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