Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Sind nur Bücher für den Unterricht“, sagte er hastig und radelte davon.
Vinc kannte Jims Unpünktlichkeit, aber dass er ausgerechnet auch an dem Tag sich verspätete, an dem es ihn ebenfalls erwischte, war doch sehr merkwürdig. Er machte sich gar nicht die Mühe eilig hinter Jim herzuradeln, denn er wollte erst am Ende der ersten Stunde zum Unterricht erscheinen. Herr Santers mochte es überhaupt nicht, wenn jemand zu spät kam und dabei auch noch die Schulstunde störte. Daher verweilte er noch einen Moment an der Stelle, an der Jim verunglückt war. Eine leichte Brise zog über den Rasen und bewegte die Grashelme, die bereits reif für den Rasenmäher waren, hin und her. Er sah unter den umgeknickten Halmen, herrührend durch Jims Körper, etwas weiß leuchten. Es war vorher kaum zu sehen, aber jetzt, da sie sich langsam aufrichteten, kam immer deutlicher ein Fetzen eines Papiers zum Vorschein. Neugierig hob er es auf. Es war ein weiterer Zettel, der aussah, wie die, die er auf seinem Computertisch liegen hatte und die wieder verschwunden waren. Bei näherem Betrachten fiel ihm auf, dass er wohl ein Teil der anderen war und von einer Außenseite stammen musste. Nach rechts und nach unten verliefen die Ränder gerade, während nach innen, die Linken und oben gezackt waren. Aber was bedeuteten diese Zeichnungen? Während Vinc noch die vorherigen in Erinnerung hatte, worauf eine Burg gezeichnet war, sah er eine Berggruppe und ein Haus am unteren Rand. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Die Burg ist die in der Nähe, die eingezeichneten Felsen war die Felsengruppe und das Haus ihr Waldhaus. Aber was war da für eine merkwürdige Fratze darüber gezeichnet?
Vinc war überzeugt, dass diese Karte vervollständigt werden müsse, um den gesamten Zusammenhang zu erkennen.
In der Schule angekommen konnte er durch seine verschleppte Zeit bei Herrn Santers entschuldigen,
der ihm auf dem Weg zum Konferenzzimmer entgegen kam.
„Warum hatten sie mich gestern angerufen?“, fragte Vinc ohne Zögern, nachdem der Lehrer die Entschuldigung mit einer kleinen Mahnung angenommen hatte.
„Es ist mir nicht bewusst, es getan zu haben. Ich nehme an, dass sich entweder jemand mit dir einen Scherz erlaubt hat, oder sich einfach verwählte.“
Vinc erkannte eine gewisse Nervosität in der Stimme der Lehrkraft, aber er konnte sich auch täuschen. Vielleicht hatte es Herr Santers nur eilig, um die zehn Minuten der Pause für eine Tasse Kaffee zu nutzen.
In der Klasse sah er seinen Busenfreund Tom mit beiden Händen den Kopf abstützend sitzen. Er wusste, dass sein Freund die Gelegenheit nutzte, sich ein kleines Nickerchen zu gönnen. Er schlich sich an die Seite Toms und stieß gegen seinen Ellbogen, so dass das Kinn mit einem leichten Knall auf den Tisch aufschlug. Etwas benommen sah Tom nach oben.
„Mann kannst du nicht aufpassen?“, war sein Kommentar, denn er konnte nicht ahnen, dass es Vinc mit Absicht getan hatte.
Vinc murmelte eine Entschuldigung, denn er konnte vorher nicht annehmen, dass Toms Kopf so locker in den Händen lag.
„Warum bis du gestern nicht ans Telefon gegangen, als ich Vanessa anrief?“, fragte Vinc.
„Ich hatte Musik gehört und die Kopfhörer auf. Da höre ich nichts“, begründete er.
Herr Santers kam zurück und beendete die kurze Pause, indem er das Thema der Stunde nannte.
In der großen Pause trafen sich Vanessa, Tom und Vinc im Hof. Sie gesellten sich etwas abseits in eine Ecke, um sich ungestört unterhalten zu können, nur wussten sie nicht, dass ein Lauscher ungesehen in der Nähe stand.
Vinc berichtete von seinen Erlebnissen, erwähnte aber nicht von den Vorfällen in der Wohnung, vor allem erzählte er nicht von Zubla und der Wurzel. Er hatte Angst, dass sie glaubten, er habe irgendein Rauschmittel zu sich genommen. Sie einigten sich, nach der Schule gemeinsam zum Waldhaus zu radeln.
Dort unterhielten sie sich weiter und stellten fest, dass ihre Erlebnisse in das Fantastische gingen. Nur was war hier für eine Macht im Spiel, die ihnen Dinge vorgaukelten, die dann einfach verschwanden?
Die Sachen, die sie in der Höhle gefunden hatten, waren verschwunden, es gab weder das Glasauge noch den Dolch oder den Siegelring. Vinc fiel den Zettel wieder ein, den er im Gras gefunden hatte.
Er erzählte von Jim und dessen Sturz und dem Buch, dessen Titel seine Aufmerksamkeit erregt hatte und von dem Zettel, den er fand.
„Ich habe ihn in das Matheheft getan“, sagte Vinc und holte
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