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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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inzwischen, aber er hatte doch noch die Feststellung: „Ja, aber wir merken nicht, wann.“
    „Doch, wenn wir das Licht nicht mehr sehen. Wir haben einfach nicht darauf geachtet. Wir waren zu aufgeregt, um die Wirklichkeit zu erkennen. Ich aber sollte mich besser in Gewalt haben und nicht das Wesentliche übersehen. Sobald wir das Licht entdecken, wie es immer kleiner wird, dann gehen wir rückwärts, aber unsere Schritte scheinen trotzdem vorwärtszugehen.“ Marxusta schwieg nach seinen Worten und Vinc auch.
    Im Moment waren die Ausführungen des Magiers ein wenig viel für ihn.
    Er merkte es und er fand, er solle es besser erklären:
    „Ich meine, wir gehen in Wirklichkeit gar nicht zurück, sondern immer vorwärts. Es ist eine Sinnestäuschung. Wir bilden uns das nur ein. Wir kehren um, in der Annahme, wir gehen zurück. Wir machen es dann wirklich. Wir müssen einfach weiter gehen und uns nicht beirren lassen.“
    Sie schritten dem Licht entgegen, das sich immer mehr zu entfernen schien.
    Wieder flog eines dieser seltsamen Wesen um sie herum und dann wurden es mehr.
    Diesmal aber landeten sie in den Gesichtern, wobei die Augen der Angegriffenen tränten.
    „Die wollen uns blenden!“, rief Marxusta. „Ihre Körper ätzen und wir erblinden, wenn wir nichts dagegen tun. Da es sowieso dunkel ist, schließ die Augen, öffne sie nur, wenn du dir sicher bist, dass keines der Wesen um dich fliegt.“
    Sie bemerkten weder die Wesen noch das Licht noch vor sich, dafür fühlten sie etwas mit den Füßen, was ihnen wenige Zeit ohne den Boden abzutasten den sicheren Tod gebracht hätte.
    Sie standen kurz vor einem Abgrund.
    „Ein Problem sehe ich jetzt“, meinte Marxusta und Vinc hörte nur noch halb zu. Denn dieser Satz kam in letzter Zeit so häufig, dass er ihn nur noch nebenbei wahrnahm.
    „Wir können den Rand drüben nicht erkennen. Daher werden wir die Seile wohl nicht nutzen können. Ohne Peilung können wir die Seilenden nicht hin senden.“
    „Ich sehe aber einen Rand“, sagte Vinc.
    „Du siehst einen?“, fragte Marxusta ungläubig.
    „Ja, ganz genau. Und der ist nicht einmal so weit entfernt.“
    „Nun gut“, sagte der Zauberer, „um sicherzugehen, und damit wir keinem Irrtum unterliegen, tritt zur Seite.“
    Er nahm das Seilende in Augenhöhe und ließ es auf den sichtbaren Punkt schweben.
    Marxusta freute sich über das Gelingen, blieb aber am Schluss doch noch skeptisch. „Es hat geklappt. Allerdings kann ich nicht erkennen, ob es weit genug über einen Rand liegt.“
    „Ich werde zuerst hinüberschweben“, sagte Vinc.
    Marxusta hielt sie nicht davon ab.
    Vinc hängte sich an das Seil und schwebte auf die Mitte zu und er dachte dabei an die Worte: ‚Das Seil muss über dem Rand liegen, sonst würde es über der Mitte des Abgrundes keinen Halt mehr haben und der Benutzer würde abstürzen.’
    Er wusste, er war im Moment an diesem kritischen Punkt angelangt und er meinte auch, das Seil würde nachgeben, oder redete er sich das ein, weil der Satz in seinem Kopf umherspukte? Nein. Er merkte es jetzt deutlich. Das Seil gab nach und senkte sich. Er versuchte schneller zu gleiten, aber da er ja sich nicht an das Seil klammerte und nur unten entlang schwebte, wurde seine Geschwindigkeit auch von diesem magischen Gegenstand bestimmt. Er sah das kommende Ende vor sich und auch Marxusta erkannte das Unglück, ohne eingreifen zu können.
    Vinc spürte ein schnelles Abwärts, das Seil ließ ihn aber anschließend sanft auf eine Fläche gleiten. Hier war es mit einer Länge über einem Rand, diese vorstehende Plattform rettete sein Leben. Er sah Treppen, die nach unten führten.
    „Treppen!“, rief er laut.
    „Treppen, Treppen, Treppen“, hallte das Echo wider. Marxusta vernahm diese unheimlichen Worte, die noch gruseliger wirkten, da sie anfangs wie von Vinc klangen, aber der Widerhall ließ sie immer mehr zu einem Grollen werden und so klangen sie, als stammten sie aus dem Mund des Satans.
    Marxusta benutzte ebenfalls das Seil und begaben sich zu Vinc.
    Er sah auch die Treppe. Nicht etwa unförmig in Stein gehauen, sondern wie aus reinem Marmor, rot wie die Farbe des Blutes. Und da merkten sie, dass eine Flüssigkeit die Stufen hinab floss, die dem Lebenssaft ähnelte.
    Vinc schüttelte der Ekel, als er Marxusta fragte: „Ist das Blut?“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen. Das wird wohl rotes Wasser sein“, beruhigte er, aber gegen seine innerliche Überzeugung. „Wir müssen da

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