Unheimliche Begegnungen (German Edition)
unsterblich, dadurch auch unbesiegbar. Wir müssen den zwölften Ritter wiederfinden.“
Er hielt inne und sah Vinc an, als erwarte er nun eine Frage, die er auch hatte: „Wissen denn die bösen Mächte nicht von eurem Verlust?“
„Ich glaube nicht. Wenn, dann wäre es sehr gefährlich, nicht nur für uns. Arganon wäre in höchster Gefahr, aber auch die Königin“, sagte Zerstino mit erregter Stimme.
Vinc erzählte von der ersten Begegnung in der falschen Krypta und dem heiligen Symbol, das nur elf Ecken hatte.
„Alle Symbole haben zurzeit nur elf Ecken. Das kommt daher, dass einer von uns fehlt. Dadurch werden alle schützenden Symbole wertlos. Auch das an deiner Kette wird nur noch diese Anzahl aufweisen. So hat die dunkle Seite bereits Kenntnis von dem Verschwinden und nutzte das Symbol, um euch zu täuschen.“ Zerstino schwieg eine Weile und Vinc versuchte nicht, die Stille zu unterbrechen.
„Das Herz also und auch das Drianaerz befindet sich in den Händen des Herrn der Dunkelheit. Vermutlich auch einer meiner Ritter. Allerdings ist es mir ein Rätsel, wie er ihrer habhaft werden konnte. Aber wieso hat er das Herz und auch die Königin noch nicht vernichtet? Was hindert ihn daran? Du musst mit dem Seher sprechen.“ Vinc erzählte dem Fürsten von seinen Erlebnissen auf dem Friedhof und mit dem kleinen Serius.
„Ja, mir ist bekannt, dass sie sich trafen. Aber ich konnte nicht zulassen, dass es auf der Festung geschah, deshalb verhinderte es ein magischer Gürtel. Auch der Schutz unserer Festung ist nur noch bedingt. Niemals hättest du als Geist eindringen können. Unsere Abwehr ging zwar noch, als du hierher gesaugt wurdest, aber sie setzt zeitweise aus. Zu verhindern aber, dass ein ungebetener Gast als Geist sich bei uns aufhalten und das Gespräch zwischen dem Seher und Serius womöglich belauschen könnte, schickten wir sie auf die freie Fläche der Wüste. Wir beide können uns nur so unbelauscht unterhalten, weil ich mit dir in diesem isolierten Raum bin, in den du gesaugt wurdest.“
„Ich denke, die Festung liege nicht in der Wüste?“, fragte Vinc.
„In der Wüste ja, aber nicht in der, in der sie vermutet wird.“
Vinc wusste, wie bereits schon einmal, dass sich ab jetzt viel Ungereimtes aufklären würde.
„Wie finde ich den Seher? Wo liegt er begraben?“, fragte er.
„In unserer Gruft weit unten. Als er auf den Friedhof der Verurteilten vor Arganon gebracht wurde, haben wir ihn zu uns geholt und ihn ehrenvoll bestattet. Ich werde ihn durch meine Willenskraft zu dir holen. Ich verlasse euch dann, denn ich muss zurück zur Krypta. Sollten die bösen Mächte eindringen, muss ich bereit sein, mit meinen Leuten es zu verhindern und mit ihnen kämpfen und sei es bis in den Tod.“
Vinc wollte noch etwas fragen, doch er spürte, alleine zu sein. Dennoch fragte er ins Leere in der Hoffnung, dass Fürst Zerstino noch anwesend war: „Wie erfahre ich, wann ihr wieder vollständig seid?“
„Das Symbol wird dann die zwölf Ecken wieder haben“, antwortete unverhofft eine fremde Stimme.
„Du bist der Seher, nehme ich an“, vermutete Vinc.
„Ja. Ich werde es kurz machen, denn ich sehe eine düstere Zukunft. Ich sehe deine Freundin in höchster Gefahr. Der Tyrann wird wahnsinnig und alle seine Feinde vernichten, auch ihre Kinder.“ Die Stimme des alten Sehers wurde laut, sie wirkte verzweifelnd. Vinc gruselte es wegen dieser Botschaft. „Wir müssen es verhindern, dass die bösen Mächte siegen.“
„Daher dürfen wir nicht lange zögern. Ich werde dir sagen, wo sich die Bibliothek des Universums befindet. Das weiß nur ich und Äon, der Herr der Zeit. Noch nicht einmal die Priester der Ykliten kennen sie. Sie birgt Geheimnisse, die, wenn sie in falsche Hände geraten, verheerend sein könnten. Um aber Arganon zu retten, werde ich sie dir preisgeben. Vorher musst du mir das Versprechen geben, nur das Buch zu öffnen, das ich dir nennen werde. Lasse dich nie dazu verleiten, ein anderes zu öffnen.“
Nachdem Vinc dieses Versprechen gegeben hatte, fuhr der Seher fort: „Der Dolch, der in dem Leib von Serius steckte, öffnet das Buch mit dem Titel: das Geheimnis der finsteren Mächte. Lies den Inhalt genau. Er ist mein Dolch.“
Vinc fragte erschrocken, aber betroffen zugleich: „Du hast den Jungen ermordet?“
„Nein. Es war der Wächter. Aber ich sah diesen Mord an dem Jungen voraus. Ich hatte eines Nachts, noch vor meiner Gefangennahme, seinen Dolch gegen den meinen
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