Unter dem Schutz des Highlanders
erweckte den Anschein, als wäre er mehr als bereit, das Kind unverzüglich zu töten. Außerdem erschwerte ihr der Lärm, den James machte, William in ein Gespräch zu verwickeln. Sie schickte
ein wortloses Dankgebet zum Himmel, als James sich schnell auf lautloses Schluchzen und Aufstoßen beschränkte.
»Das war sehr töricht«, sagte William. »Wo wolltet Ihr denn hin?«
Bethia fluchte leise, als sie so heftig auf die Knie gezwungen wurde, dass der Schmerz durch ihren sowieso schon zerschundenen Körper nur so hindurchschoss. »Vielleicht hatte ich nie beabsichtigt, irgendwohin zu gehen. Vielleicht habe ich es nur gemacht, um Euch zu ärgern.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen. Seit dem Tag, an dem Ihr durch die Tore von Dunncraig geritten kamt, wart Ihr nichts weiter als ein Stachel in meinem Fleisch.«
»Ihr habt meine Schwester umgebracht und versucht, Ihr Kind zu töten. Erwartet Ihr, dass ich Euch dafür danke?«
»Ich hatte erwartet, dass Ihr genauso schwach von Verstand seid wie Eure Schwester. Sie und ihr dummer Ehemann haben meinen Plan niemals erraten. Wie habt Ihr ihn in Erfahrung gebracht?« William sah sie stirnrunzelnd an. »Vielleicht seid Ihr eine Hexe? Ja, mit solchen Augen seid Ihr es wahrscheinlich.«
Er klang ganz nach einem gereizten Kind, und Bethia wünschte, man hätte ihr den Dolch nicht fortgenommen. Sie brannte darauf, ihn William tief ins Herz zu stoßen. Er redete, als seien ihre Versuche, ihn von der Ermordung eines Kindes abzuhalten, nichts weiter als unhöflich und unfreundlich, und verriet damit, dass er James ebenso wie die Eltern des Kindes und seine eigene Frau nur als Hindernisse auf dem Weg zum Reichtum betrachtete, Belanglosigkeiten, die man mit dem Fuß beiseitestoßen konnte. Ein solcher Mann war, wenn nicht bereits verrückt, so doch sehr nah daran.
Sie warf ihren Kopf hoch, um die Haare aus der Stirn zu bekommen, denn seine Bemerkung, sie sei eine Hexe, hatte sie auf eine Idee gebracht. Es konnte gefährlich sein, mit der Angst zu spielen, die so viele bei Dingen empfanden, die sich ihrem Verständnis entzogen, denn es konnte ihr sehr schnell das Leben kosten. Sollte sie die Männer davon überzeugen können, dass sie eine gewisse Macht hätte, würden sie vielleicht zögern. Es war närrisch, wenn Leute sie für bösartig oder mit geheimen Kräften begabt hielten, bloß weil ihre Augen nicht zusammenpassten, doch Bethia hatte diese Angst schon früher wahrgenommen. Jetzt konnte sie vielleicht Nutzen daraus ziehen. Sie starrte William geradewegs an und war nicht ernsthaft überrascht, als er sich anspannte und einen kleinen Schritt rückwärts machte, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte.
»Es war nicht schwer, in Eurer schwarzen Seele Eure widerlichen Pläne zu lesen«, sagte sie.
»Ich weiß«, antwortete er, und sein Triumph darüber, dass er recht hatte, war mit einer Spur Angst gemischt. »Es war die einzige Möglichkeit, mir zu entkommen, der einzige Weg, in Erfahrung zu bringen, welches Essen das Gift enthielt.«
Wenn ich so klug bin, dass ich Gedanken lesen kann, warum bin ich dann eigentlich hier? Am liebsten wäre sie auf ihn losgegangen. Dieser Mann war ein solch großer Esel, dass es sie überraschte, wie er lange genug am Leben hatte bleiben können, um sie zu quälen. Zudem machte es sie wütend, dass Sorcha von so einem Dummkopf umgebracht werden konnte und er vielleicht auch bei James und ihr erfolgreich wäre. Das schien einfach nicht gerecht zu sein. Sie unternahm nichts, um die Abscheu, die sie ihm gegenüber empfand, zu verbergen. Immerhin, so dachte sie bei sich, würde sie, wäre sie tatsächlich eine so mächtige Hexe, diesem Mann ganz sicher mit restloser Verachtung begegnen. Bethia betete inständig, jemand möge kommen und sie retten, denn wenn sie ein solches Spiel spielte, konnte sie sich leicht selbst in Brand setzen, anstatt mit durchgeschnittener Kehle zu enden. Sie schüttelte diesen furchtbaren Gedanken ab und konzentrierte sich auf das, was sie als Nächstes sagen sollte.
Indem sie sich so schnell und so lautlos wie möglich durch den Wald bewegten, ritten Eric und die Männer von Dunnbea in die Richtung, aus der James’ Schreien zu ihnen drang. Doch plötzlich war alles still, und Eric fröstelte. »Er hat aufgehört.«
»Das heißt nicht, dass er tot ist«, versicherte ihm Bowen. »Es kann einfach sein, dass Bethia den Jungen erfolgreich beruhigt hat.«
»Sie sind nur wenige Meter vor uns«, sagte Peter, als er
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