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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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aus den Häusern, aus den Gassen und den Berghöhlen um den Albaycin, den dürftigen Behausungen, von den Seitenstraßen des Basars und den schmuddeligen Plätzen, die die Kreuzung von jenen Gassen bilden, so eng, dass man mit ausgestreckten Armen die gegenüberliegenden Wände berühren kann, aus den Hinterhöfen voller Katzenpisse und Unrat, aus den Hintertüren der nächtlich geschlossenen Garküchen und Schenken. Berber, Araber und Christen; sie sind alle aus ihren elenden Unterkünften gekommen und gehen nun dahin, wo sie sonst nie hingelangen   – nicht, weil sie es nicht könnten, sondern weil sie es nicht wollen. Ihre Schritte vereinen sich, so wie sich Quellen in einem gemeinsamen Flussbett zu einem gefährlichen Strom vereinen.
    Die vielen Füße machen ein schlurfendes Geräusch, wie ein unterdrücktes Grollen von unter der Erde.
    Sie tragen Knüppel und Peitschen, aber auch viel Eisen mit sich, alles, was scharf ist und Kanten, Ecken oder Schneiden hat. Sie halten ihre Werkzeuge so, dass nichts klirrt. Sie machen keinen Lärm.
    Eine graue Masse mit vielen Gesichtern. Aber all diese Gesichter tragen den gleichen Ausdruck. Den Ausdruck hasserfüllter Freude und zorniger Erwartung.
    So eilen sie über die Brücke des Darro, quetschen sich durch dies steinerne Nadelöhr, das vom Brückengeländer gebildet wird, werden schneller.
    Es geht bergauf. Keuchender Atem begleitet nun ihre schlurfenden Schritte.
    Da ist ein Summen in der Luft . . .
    Sie erreichen die Gärten.
    Niemand hat ihnen je verwehrt, hier im Grünen spazieren zu gehen, die Wasserspiele zu bewundern, die Teiche voller Lotos, den Schatten der Laubengänge zu genießen, den Duft der hohen Oleander- und Jasminhecken einzuatmen. Aber sie sind niemals hier gewesen. Sie haben sich nie aus ihren dumpfen, engen Quartieren oder ihren Verschlägen hinausbegeben in diese fremde Welt, dies Reich der Üppigkeit und des Wohlbehagens.
    Es sind nicht ihre Gärten.
    Anders als in Cordoba, wo das Grün der zerstörten az-Zahra noch immer die Menschen heranlockt, wo sie sich in einer Mischung von Wehmut und Glück der Zeiten ihrer geliebten Kalifen erinnern und ihre Feste feiern, sind die armen Bewohner von Granada nie bereit gewesen, die Gärten und den Palast auf dem Berg anzunehmen. Das ist die Stätte des verhassten Juden.
    Als sie die schön geschwungene Pforte erreichen, durch die man eingeht in das Wunder von Baum und Strauch und Wasserspielen, zögern sie. Die Pforte hat keine Torflügel. Ein Eingang, einladend wie ausgestreckte Hände.
    Wo sind die Posten? Wo die Soldaten, die gestern auf dem Platz so unbarmherzig auf sie eingeschlagen haben? Alles ist still.
    Vorsichtig bewegen sie sich weiter vorwärts, durch die grünen, nachtkühlen Hecken.
    Die Sonne wird bald aufgehen. Schon erwachen die Farben, schon beginnen die Blumen zu duften. Die ersten Vögel wetzen ihre Schnäbel und versuchen, sich die Kehlen freizumachen.
    Sie beeilen sich nun. Betreten die Innenhöfe des Palastes, vorsichtig, spähend zunächst, dann immer dreister.
    Wo sind die Aufseher? Wo die Leibgarde des Mannes, den sie suchen?
    Sie stehen unschlüssig. Einige schwärmen aus, erkunden die Gebäude. Niemand tritt ihnen entgegen.
    Sie entdecken: Die Gardisten schlafen in ihrem Quartier; die eingeteilten Posten gehen ihre Runde um das Terrain; sie sind auf der anderen Seite. Ein Leichtes, die Tür zur Unterkunft zu verriegeln und mit ein paar herumliegenden Fässern zu verbarrikadieren. Die Soldaten wachen nicht einmal auf.
    Dann ergießt sich der Strom ins Innere des Palastes, rast durch die Räume, explodiert in Krach, brüllend nun wie aus einer Lunge, Waffen schwingend; ein paar Diener, die ihnen in den Weg treten, werden beiseite gefegt, liegen blutend und stöhnend in den Ecken.
    Und auf seinem Lager richtet sich aus tiefem Schlaf der Mann aus den seidenen Decken auf, der Mann, den sie suchen, die Augen weit aufgerissen vor Entsetzen und den Mund zum Schreien, aber es hört ihn niemand, der ihm helfen könnte.
    Es ist schade, dass ein übereifriger Barbier aus den Gassen des Albaycin ihm gleich in den ersten Minuten die Kehle mit dem Rasiermesser durchschneidet. Sie hätten das, was sie mit ihm anstellen wollten, lieber dem Lebenden angetan.

13
    KASMUNA.
    Ich bin unsichtbar.
    Anders kann ich es nicht erklären, dass ich durch das hier hindurchgehe, ohne dass mich jemand bemerkt oder anrührt.
    Aufgewacht bin ich von einem Gebrüll. Ein Gebrüll ähnlich dem, wenn die

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