Vampire Beginners Guide: Vom falschen Mann gebissen (The Vampire Guides) (German Edition)
war Geschichte. Der Vampir ist am stärksten allein. Irgendwie hatte sie das ja schon vor ihrer Vampirifizierung geahnt und ein halbes Leben ihre Unabhängigkeit trainiert. Dumm dabei war nur, wenn man niemanden hatte, von dem man unabhängig sein konnte, weil man nirgends mehr dazu gehörte. Dann war man irgendwie nicht frei, sondern einsam. Aber das sagte einem vorher natürlich keiner. Lexa spürte wie ihr Tränen in die Augen stiegen und war daher eigentlich ganz froh, dass Abwechslung sich laut Sturm läutend an der Haustür ankündigte. Lang, lang, kurz, gaaaaaaanz lang. Das war Maya. An der Länge des letzten Läutens konnte sie üblicherweise den Grad der Erregung ihrer Freundin messen. Heute schien Feuer auf dem Dach zu sein.
„Kaffee und Schokolade“, rief sie schon auf der Treppe, sobald sie Lexa in der Wohnungstür stehen sah. „Sofort, viel!“
Schokolade war Mayas besonderer Pharma-Philosophie zufolge die optimale Medizin gegen so ziemlich alle Widrigkeiten des Lebens, gegen die Antibiotika versagten. Schlechtes Wetter, nervige Mitmenschen, ein überzogenes Bankkonto – mit Schokolade war alles halb so wild. Die Kombination mit Kaffee hingegen verhieß schwere seelische Erschütterungen, die im Rahmen freundschaftlicher Gesprächstherapie kuriert werden mussten. Also ging es um Männer. Das begeisterte Lexa nicht gerade. Auf diesem Terrain fühlte sie sich seit der Begegnung mit Baghira nicht besonders sattelfest.
Andererseits sah sie trotz gewisser körperlicher Veränderungen, Mordanschlägen, Polizeive rhör und einer Unterredung mit einem der weltweit führenden Vampire im Vergleich zu Maya blendend aus.
Mayas Gesicht war von intensivem Weinen verquollen und fleckig und die Schminke, die um ihre Augen verschmiert war, sah im richtigen Leben nicht halb so sexy aus wie bei den Schauspielerinnen in irgendwelchen Romantik-Schmachtfetzen, die Lexa im Gegensatz zu Maya eh nicht leiden konnte.
„Was ist denn los“, eröffnete Lexa brav, während sie aus dem Kasten eine Tafel Zebraschokolade bereitstellte und Wasser für den Kaffee aufsetzte.
Maya schnappte sich die Küchenrolle und den gerade zum Fenster hereinkommenden Grizzly, zwängte sich auf die Bank und schluchzte erst einmal ganz fürchterlich.
„Das Gehirn ist ein wundervolles Organ, das 365 Tage im Jahr zuverlässig rund um die Uhr arbeitet und alle Systeme perfekt betreibt. Doch es stellt die Arbeit in dem Moment ein, indem man sich verliebt!“
Grizzly und Lexa wechselten betroffene Blicke.
„Du bist der einzige Kerl, der was taugt“, weinte Maya Grizzly ins Nackenfell. „Du bleibst wenigstens bei uns.“
Lexa, die anders als Maya die Mimik ihres Katers sehen und lesen konnte, war da nicht so s icher. Im Augenblick jedenfalls blieb der tränenbefeuchtete Kater nur deshalb, weil Maya ihn mit beiden Händen an sich presste.
„Was ist denn los“, fragte Lexa daher noch einmal, in der Hoffnung, dass Maya wenigstens ihre Nase aus Grizzlys Fell nahm, bevor der noch ernsthaft zur Gegenwehr überging.
„Nichts ist los. Nichts! Nicht mehr und nie mehr!“ Sie wischte sich mit einem Stück Küchenkrepp die Augen und sah leidend auf. „Ron verheimlicht etwas vor mir!“
Lexa hätte fast das Wasser neben die Kanne statt in sie gegossen. „Was?!“
„Das weiß ich natürlich nicht, weil er es ja verheimlicht!“, schnappte Maya unglücklich und brach ein Stück Schokolade von der Tafel.
„Ja, schon klar“, beschwichtigte Lexa schnell. „Das ist ja nicht ungewöhnlich. Ich meine, ihr seid gerade mal zwei Wochen zusammen. Da darf man doch noch ein paar Geheimnisse h aben. Kennt Ron zum Beispiel die Geschichte mit dem Kran schon?“
Maya schniefte würdevoll und stellte den Zucker bereit. „Natürlich nicht. Eine Frau muss ja ein paar Geheimnisse haben, sonst wird es langweilig. Aber Ron verheimlicht mir aktiv etwas. Und das, obwohl wir so eine unglaublich intensive Beziehung haben. Verstehst Du?“
„Nein“, gab Lexa unumwunden zu. Sie rührte den Kaffee kurz um, filterte ihn dann und stel lte die Kanne, Milch und zwei Tassen auf den Tisch. Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass Vampire keinen Kaffee trinken sollen und beschränkte sich auf Milch. Warum eigentlich nicht, fragte sie sich. Außer Daves diesbezüglich fast panischer Reaktion hatte sie keinerlei Hinweise. Und dieser kanadische Mistkerl war nun wirklich nicht das Maß der Dinge!
„Schau, diese Beziehung war von beiden Seiten so hingebungsvoll, so
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