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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Charles eigentlich bei mir im Einbauschrank des Gästezimmers schlafen sollte, und ich war Bill enorm dankbar für diese Lüge. Einen Moment lang trafen sich unsere Blicke.
    »Sie geben also zu, diesen Mann getötet zu haben?«, fragte Andy. Charles nickte knapp.
    Andy winkte eine Frau mit Latexhandschuhen heran, die bei ihrem Auto gewartet hatte - mittlerweile standen ungefähr fünf Wagen vor meinem Haus, die von der Feuerwehr nicht eingerechnet. Diese Frau spähte neugierig zu mir herüber, während sie an uns vorbei und zu der in sich zusammengesunkenen Gestalt beim Forsythienstrauch ging. Sie zog ein Stethoskop aus einer Tasche, kniete sich neben den Mann und hörte seinen Körper an verschiedenen Stellen ab. »Tja, mausetot«, rief sie.
    Andy hatte eine Polaroidkamera aus dem Wagen geholt und fotografierte die Leiche. Weil es außer dem Blitz und den Flammen meines brennenden Hauses keinerlei Lichtquelle gab, würden die Bilder wohl nicht allzu gelungen ausfallen, dachte ich. Ich war von dem Schock noch ganz benommen und beobachtete Andy.
    »Wie schade. Wäre doch sehr interessant gewesen, zu erfahren, warum er Sookies Haus in Brand gesteckt hat«, sagte Bill, der Andy bei der Arbeit zusah. Seine Stimme hätte einem Kühlschrank Konkurrenz machen können in Sachen Frostigkeit.
    »Weil ich um Sookies Sicherheit besorgt war, habe ich wohl zu fest zugeschlagen.« Charles versuchte, seinem Bedauern Ausdruck zu geben.
    »Da offenbar sein Genick gebrochen ist, vermute ich mal, das haben Sie«, sagte die Ärztin und musterte Charles' weißes Gesicht mit der gleichen sorgfältigen Aufmerksamkeit, die sie meinem gewidmet hatte. Die Ärztin war schätzungsweise Mitte dreißig; eine Frau, so schlank, dass sie fast dürr war, mit kurzen roten Haaren, ungefähr 1,60 Meter groß und von elfenhafter Gestalt - oder zumindest hatte ich mir Elfen früher immer so vorgestellt: kleine Stupsnase, große Augen, voller Mund. Ihre Worte klangen nicht nur trocken, sondern auch frech, und es schien sie kein bisschen aus der Fassung zu bringen oder aufzuregen, mitten in der Nacht wegen so einer Geschichte angerufen zu werden. Wahrscheinlich war sie die amtliche Leichenbeschauerin, und ich hatte bei der Wahl also selbst für sie gestimmt; aber an ihren Namen konnte ich mich nicht erinnern.
    »Wer sind Sie?«, fragte Claudine in ihrem liebenswürdigsten Ton.
    Bei ihrem Anblick blinzelte die Ärztin. Selbst zu dieser unchristlichen Morgenstunde war Claudine perfekt geschminkt und trug zu einem knallroten Stricktop schwarze Wollleggings. Ihre Schuhe waren knallrot und schwarz gestreift, ebenso wie ihre Jacke. Und ihr wellig herabfallendes schwarzes Haar wurde von knallroten Kämmen zurückgehalten.
    »Ich bin Dr. Tonnesen. Linda. Wer sind Sie?«
    »Claudine Crane«, sagte die Elfe. Ich hatte den Nachnamen, den Claudine benutzte, vorher noch nie gehört.
    »Und warum sind Sie hier, Miss Crane?«, fragte Andy Bellefleur.
    »Ich bin Sookies Schutzengel«, erwiderte Claudine lachend. Und obwohl die Situation düster war, mussten doch auch alle anderen lachen. Es war, als ob wir einfach nicht aufhören konnten, fröhlich zu sein in Claudines Gegenwart. Aber ihre Erklärung machte mich ziemlich nachdenklich.
    »Nein, jetzt mal im Ernst«, sagte Bud Dearborn. »Warum sind Sie hier, Miss Crane?«
    Claudine lächelte verschmitzt. »Ich habe bei Sookie die Nacht verbracht«, sagte sie mit einem Augenzwinkern.
    Im Handumdrehen waren wir die Objekte faszinierter Blicke aller Männer in Hörweite, und ich musste meinen Kopf verschließen, als wäre er ein Hochsicherheitsgefängnis, um die gedanklichen Bilder, die all die Männer massenhaft aussandten, abzublocken.
    Andy schüttelte sich, schloss den Mund und hockte sich neben den toten Mann. »Bud, ich drehe ihn mal um«, rief er mit heiserer Stimme und rollte die Leiche herum, so dass er in die Taschen des Toten greifen konnte. Die Brieftasche des Mannes fand sich in der Innentasche seines Jacketts. Andy erhob sich wieder und trat einen Schritt von der Leiche zurück, um den Inhalt der verschiedenen Fächer in Augenschein zu nehmen.
    »Wollen Sie ihn mal ansehen?«, forderte Bud Dearborn mich auf. »Vielleicht erkennen Sie ihn.« Das wollte ich natürlich nicht, aber ich wusste auch, dass ich wohl kaum eine Wahl hatte. Nervös ging ich ein paar Zentimeter näher heran und blickte dem toten Mann ins Gesicht. Er sah ganz normal aus. Und er sah immer noch tot aus. Er war etwa Mitte dreißig. »Ich kenne

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