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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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gefälligst, und mach den Weg frei.«)
    Und ich bin tatsächlich gesprungen!
    Danach gönnten Richard und ich uns ein ausgiebiges Mittagessen in der Sonne. Frischer Hummer, eisgekühltes Bier und viel Gelächter, während wir wieder und wieder unser Abenteuer Revue passieren ließen. Das Gefühl, zu fliegen, dieser Kick, der noch lange anhielt, besser als Sex.
    Richard und ich waren uns einig, dass wir immer so leben wollten. Wir schworen uns, von nun an die Gelegenheiten beim Schopf zu packen, neue Dinge auszuprobieren, just for fun , die ganze Welt zu bereisen, spontan zu sein, verrückt, wild, was auch immer.
    Aber irgendwann mussten wir natürlich wieder zurück und die Kinder aus dem Klub abholen. Molly weinte, während Thomas uns lautstark vorhielt, dass wir ihn den ganzen Tag unter lauter Fremden alleine gelassen hätten, worauf wir alle unsere Vorsätze vergaßen, weil das wirkliche Leben uns wieder eingeholt hatte. Und das bis heute.
    Trotzdem verbinde ich Portugal mit schönen Erinnerungen. Mehr als das – das Foto, auf dem ich wie ein Vogel in der Luft schwebe, verleiht mir Kraft. Wenn ich von einer verdammten Klippe in die Tiefe springen kann, warum soll ich mich dann von ein paar Klatschweibern einschüchtern lassen? Oder von einer Gucci-Schönheit? Gut, der bloße Gedanke an sie verursacht mir weiche Knie, aber es geht schon. Ich muss nur so tun, als würden sie alle nicht existieren.
    Das funktioniert. Ist eine Art Wundermittel.
    Und da denken alle, Freud war schlau.
    Ich will gerade die Fotoalben wieder wegräumen, halte jedoch inne, weil das Telefon klingelt.
    »Fran, hallo. Hier ist Chris von Saatchi«, sagt Chris von Saatchi.
    »Chris!« Mein Strahlen erhellt wahrscheinlich den ganzen Raum. »Ich dachte schon, du hast mich vergessen.«
    »Tut mir leid. Ich wollte mich eigentlich schon vor Tagen bei dir melden, aber hier geht es im Moment zu wie im Tollhaus.«
    Ja, ich kann mich noch an diese Zeiten erinnern.
    »Schon okay«, versichere ich ihm. »Ich verstehe das.«
    »Nein, wirklich, das war nicht nur so dahergesagt«, erwidert Chris, der mich offenbar missverstanden hat. »Ich möchte, dass wir uns bald treffen. Und ich wollte dir noch für die tolle Party danken.«
    »Ja? Ich glaube, ich war an dem Abend ... äh ... ein wenig beschwipst. Ich habe einige Gedächtnislücken«, sage ich lachend.
    »Gedächtnislücken? Ich kam am nächsten Tag fast nicht aus dem Bett.«
    Und auf einmal ist es wie in alten Zeiten. Du hast einen schlimmen Kater? Was soll ich erst sagen? Das alte Spiel. Und an dieser Stelle muss erwähnt werden, dass ich froh darüber bin.
    »Hör zu, Fran, wir haben eine Menge nachzuholen«, sagt Chris weiter, »aber da steht gerade etwas Neues an ...«
    Na, bitte. Es gibt immer ein Aber.
    »... und du könntest mir helfen. Ich glaube, ich habe Richard bereits davon erzählt, als ich ihn neulich am Telefon hatte, aber ich wollte keine Details erwähnen, bevor ich nicht zuerst mit dir darüber gesprochen habe.«
    Oh mein Gott. Es gibt gar kein Aber. Worauf läuft das hinaus?
    »Bist du noch dran?«
    »Ja, klar, sorry, ich dachte, du bist noch nicht fertig. Sprich weiter.«
    »Okay. Wir arbeiten momentan im Auftrag der CRE, der Commission for Racial Equality .«
    »Ja«, sage ich langsam.
    »Es geht um eine weltweite Antirassismuskampagne. Die Amerikaner haben bereits einen Zwei-Minuten-Spot gedreht, der auf allen Programmen ausgestrahlt werden soll, und wir machen die englische Version für die CRE. Sie soll auf fünf Kanälen gleichzeitig gesendet werden – ich glaube es noch gar nicht, dass wir diesen Spagat tatsächlich hinbekommen haben.«
    »Klingt toll«, sage ich und frage mich insgeheim, was mein Part in dieser Geschichte sein soll.
    »Allerdings. Das ist fantastisch. Unser Zwei-Minuten-Spot spielt auf einer Einkaufsstraße – Obst- und Gemüseläden, Pommesbuden, chinesisches Fast Food, indische Boutiquen, Kebab und so weiter. Man sieht lauter Menschen mit den unterschiedlichsten Hautfarben. Während die Kamera also dieses Vielvölkergemisch auf der Straße einfängt, nennt der Hintergrundkommentator die Herkunft jedes einzelnen Menschen im Bild. Das Schlagwort lautet ›Sechzig Millionen Menschen, eine Stimme‹ ... Sorry, meine Beschreibung ist wahrscheinlich ziemlich bescheiden, aber der Film ist wirklich toll geworden ...«
    Chris’ Stimme klingt geradezu überschwänglich.
    »... Bist du noch dran, Fran?«
    »Ja, ich versuche das alles gerade zu verarbeiten.« Ich

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