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Verfallen

Titel: Verfallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef
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und stoße die schwere Metallschiebetür auf, die knarrt und knirscht. Erst jetzt fällt mir auf, dass der untere Teil komplett durchgerostet ist.
    »Beeindruckend«, murmelt er, während er das Wellblechdach des Hangars von innen begutachtet. »Hier werden doch nicht etwa Leichtflugzeuge untergestellt, oder?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Ich kann die Augen nicht von Erwin abwenden. Wie selbstverständlich er die Maschine aufbockt und abschließt, den Reißverschluss der Kombi öffnet, den Rucksack vom Rücken gleiten lässt. Er wirkt verändert. Selbstbewusster, männlicher.
    Doch mir ist klar, dass er sich in der kurzen Zeit nicht verändert haben kann, sondern dass ich ihn nur mit anderen Augen sehe.
    »Viel später hättest du nicht kommen dürfen. Ich wollte gerade deinen Rat befolgen und nach Hause fahren.«
    »Wirklich? Du meinst, jetzt gerade?«
    Ich nicke.
    »Wie bitte? Um fünf Uhr nachmittags?«
    »Ja, ich weiß. Aber ich hatte es einfach satt bis obenhin.« Am liebsten würde ich ihm sofort von Gruselchen und Pascal Blondy erzählen, beherrsche mich aber. Erwin muss müde sein – Motorradfahren ist so viel anstrengender als Autofahren. »Du musst doch total kaputt sein.«
    »Geht so. Aber ich sehne mich nach einer Tasse Kaffee.«
    Wir gehen ins Haus, und ich verriegele sorgfältig die Tür hinter uns.
    »Mein Gott, ist das kalt hier drin! Ist die Heizung kaputt, oder was?«
    Verschämt zeige ich auf den Holzofen. »Ich habe vergessen, Schnellanzünder zu kaufen, und das blöde Feuer geht immer wieder aus.«
    »Gibt es keine Zentralheizung?«
    »Nein.«
    »Na schön.« Er grunzt verächtlich. »Zurück zur Natur. Ich habe schon so was befürchtet. Hast du Altpapier, eine Zeitung?«
    Ich nickte. »Aber es geht ja doch immer wieder aus.«
    »Nicht, wenn man es richtig macht.«
    Ich gehe in die Küche und hole einen Stapel alter Zeitungen.
    Erwin nimmt sie mir ab, hockt sich vor den Ofen und beginnt, fachmännisch mit dem Schüreisen darin herumzustochern. Asche wirbelt auf. Seine Bewegungen wirken routiniert und Vertrauen erweckend.
    »Wie hast du mich eigentlich gefunden?«, frage ich.
    »Du hast mir Diannes neuen Wohnort doch selbst neulich bei mir zu Hause gezeigt«, murmelt er, eifrig damit beschäftigt, die richtigen Holzscheite auszuwählen.
    Mit hochgezogenen Augenbrauen frage ich: »Und daran kannst du dich noch erinnern? Von oben sieht die ganze Gegend aus wie ein riesiges Brokkolifeld.«
    Er lächelt amüsiert, als das Feuer auflodert. »Die Adresse war noch in Google Earth gespeichert.«
    Eine halbe Stunde später hat Erwin sein Gepäck nach oben gebracht, und wir haben beide zwei Tassen löslichen Kaffee getrunken. Der Holzofen tickt und summt, und das Wohnzimmer wird richtig gemütlich, nachdem Kälte und Feuchtigkeit vertrieben sind.
    »Hattest du wirklich vor, heute noch nach Hause zu fahren? Du fährst doch nicht gerne im Dunkeln?«
    »Ich wollte nur noch weg. Ich konnte es nicht mehr ertragen.«
    »Wieso denn?«
    Ich erzähle ihm von der Tür und der Katze, von dem Glaser, dessen Name mir entfallen ist, von meiner missglückten Anzeige auf dem Revier im Dorf. Schließlich gebe ich ihm eine Zusammenfassung meines Gesprächs mit Blondy.
    »Ist ja richtig nett hier«, bemerkt Erwin sarkastisch. Dann schaut er auf sein Handy. Er trägt keine Armbanduhr, besitzt nicht mal eine. »Sechs Uhr. Hast du etwas zu essen im Haus?«
    »Nur Brot und französischen Käse.«
    Erwin verzieht das Gesicht. »Ist das alles?«
    Ich zucke mit den Schultern.
    Er steht vom Sofa auf und reckt sich. »Na, dann mal los.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »In die Stadt zum Beispiel. Irgendwo etwas essen. Ich sterbe vor Hunger.«

Sie wollte heute eigentlich in die Stadt fahren, genau wie jeden letzten Donnerstag im Monat. Bernard hatte nur noch Arbeitssocken in der Schublade, sie konnte einen neuen Wintermantel gebrauchen, und Emily feierte am Donnerstag ihren dreißigsten Geburtstag und hatte sich Tagescreme und Badeöl gewünscht.
    Wenn sie die Zeit hätte zurückdrehen können, wäre sie trotz allem ins Auto gestiegen. Dann hätte alles anders ausgesehen. Doch an diesem Morgen brachte sie es nicht fertig, aus dem Haus zu gehen. Dafür ging es ihr zu schlecht.
    Kaffee vertrug sie nicht mehr, schon vom Geruch wurde ihr übel. Würgend beugte sie sich über die Anrichte. Während Bernard nichts ahnend beim Frühstück saß und seinen Espresso schlürfte, spie sie schaudernd Galle aus.
    Sie fragte sich besorgt, wie

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