Verfuehrung in bester Gesellschaft
an ihn zu schmiegen. Sie wollte mehr.
Doch Lucas folgte ihr nicht. Stattdessen löste er sich von ihr, nahm ihr seinen Rock ab und drehte sie so herum, dass sie zur Tür sah. „Geh wieder ins Haus und such nach deiner Cousine, ehe ich etwas tue, was wir beide hinterher bedauern werden.“
Caroline hob die Hand und berührte ihre Lippen, die von Küssen geschwollen waren. Ehe sie Lucas begegnete, hätte sie nie gedacht, dass Begehren eine so große Macht ausüben konnte. Zum ersten Mal verstand sie, warum Violet sich so sehr zu Rule Dewar hingezogen fühlte.
Sie warf einen Blick über die Schulter zurück auf Lucas. Sie sah seine hochgewachsene Gestalt im Mondlicht, die Schultern noch immer angespannt.
„Gute Nacht“, sagte sie leise und verschwand wieder im Haus. Sie vermied den Ballsaal und ging direkt in den Waschraum, um alle Spuren von Lucas’ leidenschaftlichen Küssen zu beseitigen. Doch die Erinnerungen blieben.
Sie merkte, dass sie mehr wollte. Sie wollte, dass er sie berührte, dass er sie auszog und sie liebte, auch wenn sie wusste, dass es nicht sein durfte. Keiner von ihnen wollte heiraten. Vielleicht wollte Lucas nie eine Frau oder eine Familie, während Caroline sich noch nicht sicher war. Ihre Eltern waren so grausam zueinander gewesen, dass sie sich nicht vorstellen konnte, jemals zu heiraten.
Es war an der Zeit, nach Boston zurückzukehren. Wenn Violet nicht nach Hause fahren wollte, dann würde sie eine andere Reisebegleiterin finden und allein zurückgehen.
Caroline seufzte. Sollte sie je den Mut aufbringen zu heiraten, dann konnte sie nur hoffen, dass der Mann, den sie wählte, wenigstens etwas von der Leidenschaft in ihr weckte, die sie in Lucas Barclays Armen empfand.
15. KAPITEL
J e ffrey ging zurück in sein Hotel und betrat leise die Suite. Eine Lampe schien. Im Kamin flackerte ein kleines Feuer. Er zog seinen Rock aus und warf ihn über seinen Stuhl, dann ging er direkt zur Anrichte und schenkte sich ein Glas vom starken Tennessee Whiskey ein, den er mitgebracht hatte.
„Wenn Sie schon dabei sind, schenken Sie mir doch auch gleich ein“, hörte er eine tiefe, raue Stimme aus der Dunkelheit.
Jeffrey drehte sich um und sah J. P. Montgomery, einen großen, breiten Mann mit lockigen braunen Koteletten, der sich von einem Sessel in der Ecke erhob.
Jeffrey schenkte einen weiteren Drink ein, ging herüber und drückte ihn in J. P.s kräftige Hand. Montgomery kam genau wie Jeffrey aus Virginia. Beide liebten ihr Land. Sie waren gemeinsam nach London gereist in dem Wunsch, die Interessen der Südstaaten zu sichern.
„Ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten“, sagte Jeffrey. „Ich hatte gehofft, die Waffengeschäfte durch meine Ehe mit Violet kontrollieren zu können. Ich glaube nicht mehr, dass es uns gelingt.“ Er trank einen großen Schluck. „Vielleicht, wenn ich früher gekommen wäre oder sie hätte überreden können, gar nicht erst nach London zu fahren …“
Aber er hatte geglaubt, dass Violet ihn liebte. So wie er sie liebte.
Seine Kehle war wie zugeschnürt und sein Herz schmerzte. Er hatte Violet durch gemeinsame Freunde bei einer Hausparty in Boston kennengelernt. Obwohl er in Virginia geboren war, war er vor zehn Jahren in den Norden gezogen, um die Harvard Law School zu besuchen. Er hatte seinen Abschluss gemacht, war in eine Anwaltskanzlei eingetreten und hatte irgendwann seinen Südstaatenakzent verloren.
Jeffreys Familie war sehr reich. Er hatte das gesellschaftliche Leben in Boston genossen, aber seine Heimat stets vermisst. Sobald er verheiratet war, wollte er dorthin zurückkehren.
Mit Violet hatte er selten über seine Herkunft gesprochen. Sie verachtete die Sklaverei, und obwohl sie wusste, dass er in Virginia geboren war, hatte er ihr nie erzählt, dass seiner Familie eine der größten Baumwollplantagen im Süden besaß. Mit der Zeit würde sich das alles klären, davon war er überzeugt.
Jeffrey kannte die Wirkung seines guten Aussehens und seines Charmes. Und er liebte Violet. Er war sicher gewesen, dass sie ihn heiraten würde.
Aber jetzt hatten sich all seine Träume in nichts aufgelöst.
„Wenn wir wollen, dass unsere Bürger anständig bewaffnet sind, dann benötigen wir dafür Waffen“, sagte er. „Um die zu bekommen, werden wir die Firma kaufen müssen.“ Er trank noch einen Schluck Whiskey. „Violet hat Dewar überzeugt zu verkaufen. Wenn wir das Geld dafür aufbringen können …“
„Geld ist kein Problem“, meinte
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