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Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Titel: Vermächtnis des Schweigens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Gudenkauf
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vorsichtig an, „kann ein Außenstehender helfen …“
    „Wir brauchen keinen Außenstehenden “, erwiderte meine Mutter scharf und stand auf. „Von nun an erwarte ich wöchentliche Berichte von Brynns Lehrern über ihre Fortschritte. Wir engagieren einen Nachhilfelehrer für sie. Danke, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben.“ Aufgebracht machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte mit Vater und mir im Schlepptau aus Mrs Buckleys Büro.
    Wie versprochen, bekam ich Nachhilfeunterricht. Jeden Tag nach der Schule kam für neunzig Minuten eine Collegestudentin vom St. Anne’s zu uns, und wir saßen gemeinsam am Küchentisch und gingen algebraische Gleichungen und spanische Vokabeln durch. Meine Nachhilfelehrerin, ein langweiliges Mädchen mit Philosophie im Hauptfach und null Persönlichkeit, war erbarmungslos.Auch wenn sie gut darin war, Sachen so zu erklären, dass ich sie verstand, war sie doch auch ungeduldig und schnalzte mit der Zunge und schnippte mit den Fingern, wenn ich meine Gedanken schweifen ließ.
    Irgendwann verbesserten sich meine Noten dann überall auf eine Zwei und eine Drei in Sport. Mein Notenschnitt beim Abschluss lag genau im Mittelfeld, und am Tag nach der Abschlussfeier schrieb meine Mutter mich für die Sommerkurse am St. Anne’s College ein.
    Ich versuchte es, wirklich, ich habe es versucht. Aber wann immer ich einen Klassenraum betreten habe, überkam mich dieses überwältigende Grauen. Mir wurde die Brust eng, und mein Herz begann zu rasen. Ich habe selten länger als fünf Minuten durchgehalten, bevor ich den Klassenraum fluchtartig verlassen musste.
    An dem Tag, an dem ich achtzehn wurde, war ich so voller Hoffnungen. Ich hatte vor, meinen Eltern zu sagen, dass ich nicht weiter am St. Anne’s studieren, sondern mir einen Job bei einem örtlichen Tierarzt suchen wollte. Das wurde zwar nicht sonderlich gut bezahlt, war aber immerhin ein Anfang. Wir waren gerade von meiner Geburtstagsfeier in einem Restaurant heimgekommen, in dem wir Kuchen und Eis gegessen hatten, als ich den Brief auf dem Küchentresen liegen sah. Meine Freude darüber, einen halbwegs angenehmen Abend mit meinen Eltern verbracht zu haben, verschwand schlagartig. Es war mehr als zwei Jahre her, dass Allison verhaftet worden war, und auch wenn meine Eltern selten von ihr sprachen, gab es überall und ständig Erinnerungen an sie. Ihr schönes Gesicht strahlte mich von den Fotos an, die immer noch überall im Haus hingen. Allisons Brief schien mich anzustarren, und meine frühere Entschlossenheit schwand dahin. Es war egal, dass Allison im Gefängnis war. Es war egal, dass sie noch weitere acht Jahre eingesperrt sein würde. Sie war immer da .
    Ohne etwas zu sagen, ging ich hinauf in mein Zimmer. Ich starrte die Flasche mit den Schlaftabletten meiner Mutter mehrere Stunden lang an, bis ich endlich den Mut hatte, den Deckelzu öffnen und mir die Pillen in die Hand zu schütten. Sie waren kleiner, als ich gedacht hatte, und ich musste lächeln bei dem Gedanken, dass etwas so Leichtes den Schmerz beenden könnte. Ich hinterließ keinen Abschiedsbrief. Was hätte ich auch sagen sollen? Es tut mir leid, dass ich nicht meine Schwester bin? Ich will nicht länger in Allisons Schatten leben und darunter leiden, es niemals irgendjemandem recht machen zu können – vor allem nicht mir selbst? Dass mich die Bilder des Babys – von seiner bläulichen Haut, den kleinen Fingern und Zehen – immer noch verfolgten?
    Ich schluckte die Tabletten einzeln. Als ich sie eine nach der anderen auf meine Zunge legte, war es wie eine Kommunion der Fehler, die meinem Empfinden nach auf meine Kosten begangen worden waren. Nie klug genug, nie hübsch genug, nie sportlich genug – nie, niemals genug. Ich schlüpfte unter die Bettdecke, um zu sterben. Bevor ich einschlief, fragte ich mich kurz, ob meine Eltern mich wohl vermissen würden. Ich glaubte es nicht. Ihre Trauer darüber, Allison verloren zu haben, hatte sie vollkommen aufgezehrt.
    Ich denke, ich wäre erfolgreich damit gewesen, mich umzubringen, wenn meine Mutter nicht ihre Schlaftabletten gesucht hätte. Sie fand mich bewusstlos in meinem Bett, das Pillendöschen neben mir. Als ich aufwachte, befand ich mich in der Notaufnahme, und man pumpte mir den Magen aus. Als es mir wieder besser ging, wurde ich nach New Amery geschickt, um bei meiner Großmutter zu leben.
    Ein Jahr später dachte ich, dass alles so viel besser war. Dass ich einfach nur Allison und meine Eltern von

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