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Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Titel: Vier Arten, die Liebe zu vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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die Eifersucht,
die jeden von ihnen erfasst hatte. Corinna litt darunter, dass Wagner von
dieser fremden Schönheit geritten wurde, der litt darunter, dass sie sich wie
ein Hündchen vor Michael nach vorn gebeugt hatte, dieser litt darunter, dass
Serafina mit ihm, Thomas, in wilder Verschlingung einen der Klappstühle
malträtierte, und Serafina litt unter dem Anblick von Bernd und dieser
Blondine.
    Bevor das Gift die Oberhand gewinnen konnte, war Thomas wach genug,
um die Geräusche nach nebenan zu sortieren, und er wurde wütend auf Bernd, der
ihm das nun schon zum zweiten Mal antat.
    Irgendwann war er dann wieder eingeschlafen, hatte glücklicherweise
nichts mehr geträumt, jedenfalls nichts, von dem er noch gewusst hätte, als ihn
erneut etwas weckte. Es war schon hell.
    Er hörte eine Tür gehen und stand auf. Aber er konnte sich nicht
dazu entschließen, das Zimmer zu verlassen, denn Bernd schnarchte nebenan (die
Frau wäre nicht so laut), und Michael war weg, das würde also entweder die
Blonde sein, der er nicht begegnen wollte, oder Wagner, der da draußen
herumgeisterte, und auf den hatte er ebenfalls keine Lust. Nicht nach dem öden
Abend, durch den sie sich miteinander gequält hatten.
    Mein Gott, was war das nur für eine Schlaftablette. Feierte sich und
Corinna als glückliches Ehepaar, seinen Sohn als tollen Überflieger und sich
selbst als Vorbild für alle traurigen Männer, die es nicht geschafft hatten, so
eine tolle Ehe hinzukriegen, dabei quoll ihm die Enttäuschung und Bitterkeit
aus allen Poren. Ein Blinder konnte sehen, dass dieser Mann unglücklich war und
alles daransetzte, die böse Welt dafür verantwortlich zu machen. Nur um nicht
einsehen zu müssen, dass er vielleicht ganz einfach nur eine böse Frau erwischt
hatte.
    Thomas stand unschlüssig im Zimmer herum, dann schloss er das
Fenster, um wenigstens irgendwas getan zu haben, legte sich wieder ins Bett und
zweifelte an einer dritten Chance auf Schlaf.
    ~
    MICHAEL erwachte von einem
Luftzug, einem leisen Klirren und dem Duft von Tee. Erin stand in seinem
Zimmer, hatte das Fenster geöffnet und sich aufs Bett gesetzt, wo sie jetzt
Michaels Beine zur Seite schob, um Platz für das Tablett mit Tee und Toast zu
schaffen.
    Â»Hi«, sagte sie.
    Â»Wie spät?«, fragte er.
    Â»Halb zwölf. Wenn du weiterschlafen willst, nehme ich das wieder mit
runter.«
    Â»Nein. Wie geht’s Ian?«
    Â»Er hat geschlafen bis neun. Jetzt starrt er wieder ins Feuer. Aber
er hat Tee getrunken.«
    Â»Hat er was gesagt?«
    Â»Das nicht.«
    Â»Gestern Nacht hat er was gesagt.«
    Â»Und was?«
    Â»Als ich fragte, ob er mich hört, sagte er Nein, und als ich sagte,
ich lass dich in Ruhe, sagte er danke.«
    Â»Immerhin. Zusammen mit dem Schlaf und dem bisschen Frühstück ist
das ein Anfang.«
    Sie saß noch immer auf dem Bett, sah Michael zu, wie er einen
Schluck Tee nahm und dann nach dem Toast mit Orangenmarmelade griff.
    Â»Du bist mir vertraut«, sagte sie. Dann stand sie auf, stellte sich
ans offene Fenster und schwieg.
    Michael wollte eigentlich sagen, du mir auch, aber er brachte die
Worte nicht über die Lippen. Obwohl es vielleicht das Richtige gewesen wäre,
klang es in seinem Inneren wie das Falsche.
    Â»Eigentlich kennen wir uns ja auch. Aus München damals und von der
Beerdigung«, sagte er schließlich, weil er das Gefühl hatte, die Stille
unterbrechen zu müssen.
    Â»Das in München war ein Student«, sagte sie zum Fenster hinaus, »und
das letzte Woche war ein Geschäftsmann.«
    Â»Bist du mir böse?«
    Es dauerte ziemlich lange, bis sie antwortete, und wieder sprach sie
zum Fenster hinaus und wandte sich nicht zu ihm: »Ja, aber jetzt gerade merke
ich nichts davon. Jetzt gerade bin ich dir dankbar, dass du uns hilfst, auf Ian
aufzupassen, und du riechst gut, und du siehst so aus, wie ich mir dich
vorgestellt habe, nachdem Megan dich damals beschrieben hat, und es ist so, als
würden wir uns schon kennen.«
    Michael sagte nichts. Er nahm einen Schluck Tee, biss aber nicht in
den Toast – das Geräusch wäre jetzt nicht angebracht. Irgendwann wandte sich
Erin vom Fenster ab und ging zur Tür.
    Â»Ich löse jetzt Megan ab«, sagte sie und ließ ihn allein.
    Als er aus dem Bett aufstand, weil er Lust auf eine Zigarette bekam,
fand Michael einen Bademantel im Schrank (weiß, lang und

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