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Vollendet (German Edition)

Vollendet (German Edition)

Titel: Vollendet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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genügend andere Gründe, wütend zu werden, aber dieses Wort bringt ihn auf die Palme. »Ich bin ein Zehntopfer!«
    Eine Hupe ertönt, und als sich Lev umdreht, sieht er einen Bus auf sie zusteuern. Bevor einer von ihnen auch nur schreien kann, weicht der Bus aus, kommt schlingernd von der Straße ab und kracht frontal in den dicken Stamm einer gewaltigen Eiche.
    Die zersplitterte Frontscheibe ist voller Blut. Es ist das Blut des Busfahrers, der halb heraushängt und sich nicht rührt.
    »Scheiße!«, sagt der Wahnsinnige mit einem unheimlichen Wimmern in der Stimme.
    Ein Mädchen kommt aus dem Bus. Der verrückte Junge schaut zu ihr hinüber, und Lev erkennt, dass dies seine Chance ist. Der Kerl ist ein Tier. Lev kann nur mit ihm fertigwerden, wenn er selbst zum Tier wird. Also packt er den Arm, der um seinen Hals liegt, und gräbt mit aller Kraft seine Zähne hinein, bis er Blut schmeckt. Der Junge schreit, lässt los, und Lev rennt zum Auto seines Vaters.
    Als er sich nähert, öffnet sich die hintere Tür. Pastor Dan hält sie für ihn auf, aber seine Miene ist keineswegs erleichtert.
    Von dem brutalen Schlag des verrückten Jungen ist sein Gesicht ganz verschwollen, und er sagt mit einem Zischen und einem merkwürdigen Trällern in der Stimme: »Lauf, Lev!«
    Darauf war Lev nicht gefasst. »Was?«
    »Lauf! Lauf so schnell und weit du kannst. LAUF!«
    Lev bleibt einfach stehen, ohnmächtig, unfähig, sich zu bewegen oder diese Worte zu begreifen. Warum sagt Pastor Dan, er solle weglaufen? Dann spürt er auf einmal einen Schmerz in der Schulter, alles um ihn herum dreht sich immer schneller und schneller und zieht ihn hinab in die Dunkelheit.

4. Connor
    Der Schmerz in Connors Arm ist unerträglich. Dieses kleine Monster hat ihn tatsächlich gebissen, praktisch ein Stück Fleisch aus seinem Unterarm herausgerissen. Noch ein Auto bremst heftig, um ihn nicht zu überfahren, ein anderes fährt hinten auf. Das Feuer mit den Betäubungsgeschossen ist eingestellt, aber nur vorübergehend. Die Unfälle haben die JuPos einen Augenblick abgelenkt.
    Da begegnet sein Blick dem des Mädchens, das aus dem Bus gestiegen ist. Zuerst glaubt Connor, sie stolpert zu den anderen Leuten, die aus ihren Autos ausgestiegen sind, um zu helfen, aber stattdessen dreht sie sich um und rennt in Richtung Wald. Ist die ganze Welt verrückt geworden?
    Den immer noch schmerzenden, blutenden Arm an sich gepresst will Connor ebenfalls in Richtung Wald rennen, aber dann bleibt er stehen: Der Junge in Weiß kommt gerade bei seinem Auto an. Die JuPos kann Connor nicht entdecken. Zweifellos lauern sie irgendwo in dem Durcheinander der Fahrzeuge. Und im Bruchteil einer Sekunde trifft Connor eine Entscheidung. Sie ist dumm, aber er kann nicht anders. Er hat heute den Tod von Menschen verursacht. Den des Busfahrers, vielleicht auch noch den anderer. Auch wenn er dafür alles aufs Spiel setzt, muss er das irgendwie ausgleichen. Er muss etwas Anständiges tun, etwas Gutes, um die schrecklichen Folgen seiner Flucht wiedergutzumachen. Und deshalb kämpft er seinen Selbsterhaltungstrieb nieder und läuft zu dem Jungen in Weiß, der so freudig seiner Umwandlung entgegensieht.
    Beim Näherkommen bemerkt er den Polizisten, der in zwanzig Meter Entfernung seine Waffe hebt und schießt. Er hätte dieses Risiko nicht eingehen dürfen und abhauen sollen, als es noch möglich war. Connor wartet auf den verräterischen brennenden Schmerz, den das Betäubungsgeschoss verursacht, aber er kommt nicht, denn in dem Augenblick, in dem das Geschoss abgefeuert wird, tritt der Junge in Weiß einen Schritt zurück und wird in die Schulter getroffen. Er fällt bewusstlos zu Boden. Unabsichtlich hat er das für Connor bestimmte Geschoss abgefangen.
    Connor verliert keine Zeit. Er hebt den Jungen vom Boden auf und nimmt ihn über die Schulter. Betäubungsgeschosse fliegen, treffen aber nicht. In wenigen Sekunden ist Connor an dem Bus vorbei, aus dem gerade eine Schar unter Schock stehender Jugendlicher steigt, und verschwindet im Wald.
    Der Wald ist sehr dicht, nicht nur von Bäumen, sondern auch von wucherndem Gebüsch und Unterholz, doch es gibt einen Pfad zwischen abgebrochenen Zweigen und auseinandergerissenen Ranken, den das Mädchen aus dem Bus gebahnt hat. Sie hätte für die JuPos auch Wegweiser aufstellen können. Er erspäht das Mädchen vor sich und ruft: »Bleib stehen!« Sie dreht sich um, aber nur einen Augenblick, dann nimmt sie den Kampf gegen das dichte Gebüsch

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