Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
Mann auf die Seite, dabei wurde sein Gesicht vollkommen sichtbar und Karin erkannte Dr. Bretschneider. Sie schüttelte nachdenklich den Kopf und gab Sandra ein Zeichen, ihre Position nicht zu verlassen. Die Gefahr, dass plötzlich eine weitere Person auftauchte und sie beide überraschte, bestand nach wie vor.
Anschließend wandte Karin sich dem zweiten Körper zu. Dieser lag auf dem Rücken, und als Karin ihm ins Gesicht leuchtete, sah sie, dass seine Augen jeden Glanz verloren hatten und bewegungslos an die Decke starrten. Karin kannte auch diesen Mann. Es handelte sich um Staatsanwalt Reiter. Sie prüfte zwar seinen Puls, aber sie tat es nur, um absolut sicher zu sein. An seinen toten Augen hatte sie bereits gesehen, dass alles Leben aus ihm gewichen war.
Karin kümmerte sich nicht weiter um ihn, sondern ging wieder zu Dr. Bretschneider und untersuchte diesen. Dabei stellte sie fest, dass er eine Platzwunde am Hinterkopf und Verletzungen im Gesichtsbereich hatte. Sie wollte gerade ihre Jacke ausziehen, da fiel ihr Blick auf ein weiteres Bündel. Sie entdeckte, dass es aus Bettzeug bestand. Karin zog eine Bettdecke heraus und deckte diese, statt ihrer Jacke, über Dr. Bretschneider. Mehr konnte sie nicht für ihn tun.
Interessiert musterte sie dann den Haufen Bettwäsche erneut. Sie ging um ihn herum und sah, dass dahinter eine Klappleiter lag. Sofort blickte sie nach oben und entdeckte ein großes Loch in der Zimmerdecke.
Einen kurzen Moment knabberte Karin nachdenklich auf ihrer Unterlippe, dann grinste sie. »Schlaues Kind«, stellte sie anerkennend fest, dann drehte sie sich zu Sandra und wollte dieser durch eine Geste zu verstehen geben, dass hinter der Deckenöffnung Gefahr lauern könnte. Das war allerdings nicht mehr erforderlich. Sandra zielte bereits mit ihrem Revolver in Richtung der Deckenöffnung.
Karin klappte nun, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, die Leiter auf und hatte bereits den Fuß auf die erste Stufe gesetzt, da spürte sie Sandras Hand auf ihrer Schulter. »Nein, ich steige hinauf und schaue nach.«
»Weshalb denn?«, fragte Karin und dachte gar nicht daran, von ihrem Vorhaben abzulassen.
»Weil ich diejenige mit der Waffe bin«, antwortete Sandra und schob ihre Partnerin, ohne weiter zu diskutieren, einfach zur Seite.
Karin streckte Sandra auffordernd die Hand entgegen und sagte: »Dann gib mir deinen Revolver!«
»Mit so einer Waffe muss man vertraut sein, um zu treffen.« Sandra ließ sich nicht beirren, nahm stattdessen Karin die Lampe aus der Hand und stieg hinauf.
»Wollen wir nicht lieber auf die Verstärkung warten, sie müsste jeden Moment eintreffen?«, fragte Karin, die Angst um Sandra hatte.
Doch diese grinste von ihrem hohen Standpunkt schief auf Karin herunter. »Ach, auf einmal?«
Besorgt verfolgte Karin von unten jede Bewegung ihrer Kollegin. Sandra stieg freihändig die Stufen der Klappleiter langsam nach oben, ließ die Deckenöffnung dabei keinen Moment aus den Augen und richtete ihre Waffe dabei immer auf das drohende Loch.
Als Sandra oben anlangte, beugte sie ihre Knie und versicherte sich, dass sie auf der Leiter einen festen Stand hatte. Mit einem schnellen Ruck richtete sie sich auf und leuchtete in die Öffnung hinein, dabei folgte der Lauf ihrer Waffe immer dem Lichtstrahl. Nachdem sie den gesamten Boden untersucht hatte, sah sie zu Karin nach unten und sagte: »Hier ist niemand. Ich klettere schnell hinein.« Mit diesen Worten verschwand sie auch schon in der Öffnung. Kurze Zeit darauf erschienen zuerst ihre Füße, die nach der Leiter tasteten, und dann folgte der Rest ihres Körpers. Ihre Waffe hatte sie eingesteckt und hielt stattdessen eine andere Pistole, die sie mithilfe eines Tempotaschentuchs angefasst hatte, in der Hand. »Schau, eine Luger. Die gehört eigentlich in ein Museum und nicht hierher.« Sie schnüffelte am Lauf. »Und sie ist erst kürzlich abgefeuert wurden. Ich kann mir auch denken auf wen.« Damit wies sie mit einer Kopfbewegung zu Reiters Leiche hin.
Karin starrte mit aufgerissenen Augen auf Sandras Jacke. »Du bist voller Blut«, sagte sie und zeigte mit dem Finger auf Sandras Oberkörper. Dann nahm sie Sandra die Lampe aus der Hand und leuchtete auf den Boden unterhalb der Öffnung. »Hier ist ebenfalls welches. Adina muss verletzt sein.«
Die beiden Kommissarinnen betrachteten Reiters Leiche, nun mit mehr Aufmerksamkeit, als beim ersten flüchtigen Blick. Reiter hielt noch immer eine Pistole in seiner Hand und
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