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Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Titel: Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel & Kimche AG
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die einen auch anspringen, weil / das hört sich dann so an, als läge das alles bei mir, als würde ich das alles beherrschen, aber dem ist nicht so / nein.
    Der Akademie entkommen, wurde er Kunsterzieher an der Dumont-Lindemann-Hauptschule in Düsseldorf, antiautoritär, blieb es während zwölf Jahren, man malte Plakate, drehte Filme, übte den kreativen Widerspruch, Tankt Mut – kritisiert die Lehrer!, Nur wenn die Klasse gemeinsam Kritik macht, kommt der Lehrer nicht daran vorbei! Seine Kunst nannte Immendorff Rote Zelle Kunst. Wenn er malte, dann für die Liga gegen den Imperialismus und für die Vietnamhilfe. 1971 traf ihn die Einladung des Kölner Galeristen Michael Werner, in seinen Räumen auszustellen, Immendorff hielt dagegen: Nur wenn meine Schüler auch dürfen. Und so geschah es, der Anlass hieß Die Arbeit an einer Hauptschule , Werner und Immendorff wurden Freunde, Werner sprach. Auf deinen Bildern sehe ich sowieso immer nur Kartoffeln und Tomaten, sie gefallen mir.
    Siebenundzwanzigjährig, als unterwürfe er sich einem Schauprozess, malte Immendorff Ich wollte Künstler werden , 90 x 80 cm, es ist Nacht, der junge Maler Immendorff kauert bei Kerzenschein vor weißem Leinen, man liest die Klage, Ich träumte davon, in der Zeitung zu stehen, von vielen Ausstellungen, und natürlich wollte ich etwas Neues in der Kunst machen. Mein Leitfaden war der Egoismus.
    1972, Teilnahme an der Dokumenta 5 zu Kassel.
    Wo stehst du mit deiner Kunst, Kollege? , 1973, Acryl auf Leinwand, zweiteilig, 130 x 210 cm, es flattert die Fahne der KPD, Kampf gegen Lohnraub, Arbeitshetze, Teuerung, politische Unterdrückung.
    Beuys war Immendorff nun bürgerlich.
    1976, Biennale in Venedig.
    Immendorff querte die Grenze zum anderen deutschen Staat, Herbst 1976, und traf sich in Dresden mit dem Maler A. R. Penck, Immendorff flammte für Mao und Stalin, Penck, Kind der DDR, für Perry Rhodan, sie begannen, sich ihre Botschaften zu zeichnen, und schlossen ein Aktionsbündnis, schließlich das Manifest Deutschland mal Deutschland – ein deutsch-deutscher Vertrag . Immendorff entließ Mao, wurde Grüner, ein Bunter, 1977 kandidierte er bei der Düsseldorfer Gemeindewahl, BrrrD, DDrrr, den schnellen Austritt gab er, als die Partei, aus Angst vor dem guten Ruf, sich weigerte, Beuys auf die Liste zu nehmen. 1978 begann Immendorff, was ihn berühmt machte, einen Zyklus von dreiundvierzig Werken, Café Deutschland , in Café Deutschland I, 282 x 320 cm, streckt Immendorff seine Rechte durch eine Mauer, die Linke hält den Pinsel szeptergleich, Brecht grinst aus einem Himmel, Schmidt und Honecker, jeder für sich, malen die Fahne ihrer Staaten, in Café Deutschland IIwehrt Penck, der Freund in der DDR, mit einem Stuhlbein den Bundesadler ab, der in seinen Krallen einen VW Golf trägt.
    Jörg Immendorff, schrieb man, sei der wichtigste politische Maler seiner Generation.
    Kunstmuseum Basel, 1979.
    Kunsthalle Bern, 1980.
    Kunsthalle Düsseldorf, 1982.
    Kunsthaus Zürich, 1983.
    Kunsthalle Hamburg, 1984.
    New York, Auckland, Frankfurt/Main, Wien, Paris.
    Gastprofessuren in Stockholm, Hamburg, München, Zürich, Trondheim, Köln.
    Er ließ kaum eine Party aus, keine Nacht am Boxring, Immendorff, stoppelbärtig, steckte sich wieder in schwarzes Leder, nur enger als einst, belud sich Hals, Ohren, Finger mit goldenem Schmuck, den er teilweise selber entwarf, Affe, Adlerhaupt, Brandenburger Tor, er las Playboy, liebte Frauen, manche Frauen liebten Immendorff, der einen Porsche besaß und einen Mercedes der Klasse S, Jörg, der an verschwiegenen Stellen Tattoos hatte und seine Geburtstage, 14.6., wie Parteitage feierte, der, 1984, gar Pächter einer Kneipe in St. Pauli wurde, La Paloma, die Kapelle am Wegesrand, Joop verkehrte, Domenica, Bürgermeister von Dohnanyi samt Gattin – Immendorffs soziale Skulptur.
    Den Schreiberlingen, die er suchte, schrieb er ins Heft: Den Begriff Malerfürst finde ich lächerlich, außerdem diskreditierend, denn wo ein Fürst ist, muss es auch einen Kaiser geben.
    Haben Sie, Herr Immendorff, eine Instanz, die Sie in Ihrer Not oder Angst ansprechen, vielleicht beschimpfen oder verfluchen?
    Wenn es da, sagt Immendorff und krümmt sich zur Tasse, die vor ihm steht, wenn es da eine Energie gibt, verklausuliert, weil man sie anders gar nicht umschreiben kann, dann wird die nicht so kleinkariert und spießig sein / die dann sagt, Moment mal, du hast das und das Böse getan, ich verweigere dir jetzt meine

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