Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
vielleicht war er wirklich nicht zu Hause.
Schwer zu sagen.«
»Wie steht es denn mit der Zahl der Stimmen?«, fragte By.
»Knapp, By. Knapper, als ich jemals zu träumen gewagt hätte, um die Wahrheit zu sagen. Die Unsicherheit macht mir jetzt regelrecht Bauchgrimmen.«
»Du wirst es schaffen. Ach… knapp auf welcher
Seite?«, wollte By wissen.
»Auf der falschen. Unglücklicherweise. Tja …«, Dono
seufzte, »es wird ein großartiger Versuch gewesen sein.«
»Du wirst Geschichte machen«, sagte Olivia standhaft.
Dono drückte ihre Hand an seinen Arm und lächelte sie dankbar an.
Byerly zuckte mit den Achseln, was nach seinen
Maßstäben als tröstende Geste zu gelten hatte. »Wer weiß, was geschehen mag, um die Dinge zu wenden?«
»Zwischen jetzt und morgen früh? Nicht viel, fürchte
ich. Die Würfel sind so gut wie gefallen.«
»Kinn hoch. Es sind noch ein paar Stunden, wo du die
Männer im Palais Vorsmythe bearbeiten kannst. Bleib
einfach auf Draht. Ich werde dir helfen. Ich sehe dich dann drüben…«
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Und so fand sich Ivan keineswegs in einer ungestörten Zweisamkeit wieder, um sich mit Olvia zu amüsieren, sondern saß mit ihr, Dono, Szabo und zwei weiteren Vorrutyer-Gefolgsleuten im Fond des offiziellen Wagens des verstorbenen Grafen Pierre. Pierres Fahrzeug war nach Ivans Erfahrung eines der wenigen, das Miles' Überbleibsel aus der Zeit der Regentschaft noch schlagen konnte, was den veralteten Luxus und die paranoide Panzerung anging, die seine beste Fortbewegung zu einer Art schwerfälligem Schlingern machte. Nicht, dass der Wagen nicht bequem war; Ivan hatte schon in Hotelzimmern auf Raumstationen geschlafen, die kleiner waren als dieser Fond. Aber Olivia war irgendwie zwischen Dono und Szabo gelandet, während Ivan mit zwei Gefolgsleuten die Körperwärme austauschte.
Sie hatten zwei Drittel des Weges zum Palais Vorsmythe zurückgelegt, als Dono, der mit vielen kleinen senkrechten Falten zwischen den Augenbrauen zum Verdeck hinausgeschaut hatte, sich plötzlich vorbeugte und über die Sprechanlage zu seinem Fahrer sagte: »Joris, fahren Sie bei Graf Vorfolse vorbei. Wir werden es noch einmal bei ihm versuchen.«
Der Wagen rumpelte um die nächste Ecke und wendete.
Nach ein paar Minuten ragte vor ihnen das Apartmentgebäude auf, in dem sich Vorfolses Wohnung befand.
Die Familie Vorfolse hatte einen bemerkenswerten Ruf
dafür, dass sie in jedem barrayaranischen Krieg der letzten hundert Jahre die Seite der Verlierer gewählt hatte, einschließlich der Entscheidung, mit den Cetagandanern zu kollaborieren und die falsche Partei im Bürgerkrieg mit - 699 -
dem Usurpator Vordarian zu unterstützen. Der etwas
verdrießliche gegenwärtige Erbe fristete, bedrückt von den vielen Niederlagen seiner Vorfahren, in der Hauptstadt sein Leben, indem er das zugige alte Herrenhaus des Vorfolse-Clans an einen unternehmungslustigen Proleten mit grandiosen Ambitionen vermietete und gänzlich von den Mieteinnahmen lebte. Statt der erlaubten Mannschaft von zwanzig Gefolgsleuten unterhielt er nur einen einzigen, einen ebenso deprimierten und ziemlich ältlichen Burschen, der die gesamte Dienerschaft des Grafen spielte.
Doch Vorfolses ängstliche Weigerung, sich mit irgendeiner Gruppe oder Partei oder Unternehmung zu verbinden, ganz gleich, wie vorteilhaft sie erscheinen mochte, bedeutete zumindest, dass er kein automatisches Ja für Richars darstellte. Und eine Stimme war eine Stimme, dachte Ivan, egal wie exzentrisch sie war.
Eine schmale Garage mit mehreren Ebenen, die an das
Gebäude angefügt war, lieferte den bürgerlichen Bewohnern Parkraum für ihre Fahrzeuge, zweifellos für einen happigen Mietzuschlag. Parkraum wurde in der Hauptstadt normalerweise nach Quadratmetern vermietet. Joris bugsierte Pierres Bodenwagen in die schmale Durchfahrt, musste jedoch dann anhalten, als er entdeckte, dass alle Besucherparkplätze im Erdgeschoss besetzt waren.
Ivan, der geplant hatte, zusammen mit Olivia in dem
behaglichen Wagen zurückzubleiben, änderte seinen Plan, als Olivia hinaussprang, um Dono zu begleiten. Dono ließ Joris zurück, der warten sollte, bis etwas frei würde, und schritt, flankiert von Olivia und seiner Sicherheitseskorte, durch den Fußgängerzugang auf der Straßenebene und um - 700 -
das Gebäude herum zu dessen Vordereingang. Zwischen
Neugier und Vorsicht schwankend, trabte Ivan hinterher.
Mit einer knappen Geste ließ Szabo einen seiner Männer an der äußeren
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