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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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aus. Mus­keln kön­nen auch täu­schen.«
    Mitt­ler­wei­le ras­ten wir im­mer tiefer in den Raum hin­ein. Ich ver­mied es nach Mög­lich­keit, auf die stern­fun­keln­den Bild­schir­me zu se­hen, um nicht in ei­ne de­pres­si­ve Stim­mung zu fal­len. Nein, un­ter sol­chen Um­stän­den war so­gar die vollen­de­te Raum­fahrt kein Ge­nuß!
    Nach et­wa ein­ein­halb Stun­den be­gann die Au­to­ma­tik mit dem Brems­ma­nö­ver. Da­zu brauch­te der Kreu­zer nicht ge­gen die Fahrtrich­tung ge­dreht zu wer­den, wie es bei un­se­ren Raum­ern un­be­dingt er­for­der­lich war.
    Die Strahlum­len­kung er­folg­te so selbst­ver­ständ­lich, als wä­re das al­les ei­ne Klei­nig­keit. Die vio­let­ten Strah­lungs­bün­del ras­ten nun aus den ent­ge­gen­ge­setz­ten Kraft­feld­dü­sen des Äqua­tor­wuls­tes.
    Der De­ne­ber hol­te durch die Ver­grö­ße­rungs­schal­tung den Mars her­an. Die bild­tech­ni­sche Er­fas­sung war gran­di­os. So et­was be­sa­ßen wir auch nicht. Nun – was hat­ten wir über­haupt schon!
    Ich be­müh­te mich, den auf­kom­men­den Min­der­wer­tig­keits­kom­plex zu un­ter­drücken. Wir wa­ren Men­schen, und wir wa­ren bis­her un­se­ren kla­ren Weg ge­gan­gen. So soll­te es auch blei­ben. Wir konn­ten nichts da­für, daß es zwei­hun­dert­tau­send Jah­re vor un­se­rer Zeit schon ein auf al­len Ge­bie­ten über­ra­gen­des Volk ge­ge­ben hat­te.
    Ich war in den Au­gen­bli­cken aber si­cher, daß wir das Er­be des Mars nicht um­sonst ge­fun­den hat­ten. Es er­schi­en mir wie ei­ne hö­he­re Fü­gung.
    Die­ser fes­te Glau­be half mir über mei­ne Stim­mung hin­weg. Ich wur­de wie­der ru­hi­ger. Es war selt­sam, aber plötz­lich fürch­te­te ich den Mars nicht mehr.
     
     

8.
     
    Die Ober­flä­che des Mars hat­te mir nichts Neu­es ver­ra­ten. Ich kann­te die ro­ten Wüs­ten aus den Bild­be­rich­ten un­se­rer For­schungs­ex­pe­di­tio­nen. Die grü­nen Ve­ge­ta­ti­ons­strei­fen ent­lang der tie­fen Bo­den­ris­se wa­ren we­nig be­ein­dru­ckend, und doch hat­te mich ein selt­sa­mes Ge­fühl er­grif­fen, als wir in die dün­ne At­mo­sphä­re des Ro­ten Pla­ne­ten ein­flo­gen.
    Hier hat­te ein­mal ein ge­wal­ti­ges Volk ge­lebt. Hier hat­te es ei­ne fremd­ar­ti­ge, aber hoch­ste­hen­de Kul­tur ge­ge­ben.
    Nun war der Mars ei­ne Wüs­te mit aus­ge­trock­ne­ten Be­wäs­se­rungs­kanä­len, dün­ner Luft­hül­le und nur ge­ring­fü­gi­gen Bo­den­er­he­bun­gen. Ich hat­te je­doch mar­sia­ni­sche Film­strei­fen ge­se­hen. Da­nach war Mars vor mehr als zwei­hun­dert­tau­send Jah­ren ei­ne schö­ne Welt ge­we­sen, bis sie von den ato­ma­ren Raum­lenk­waf­fen der an­grei­fen­den De­ne­ber ein­ge­eb­net wur­de.
    Die großen Bo­den­ver­tie­fun­gen wa­ren teils ech­te Be­wäs­se­rungs­kanä­le, teils un­end­lich lan­ge, scharf­ge­zack­te Ris­se, die von den ent­fes­sel­ten Atom­ge­wal­ten er­schaf­fen wor­den wa­ren.
    Es gab nicht sehr viel Was­ser auf die­sem Him­mels­kör­per, der sei­nen To­des­schlaf schon an­ge­tre­ten hat­te, als das mensch­li­che Le­ben eben erst er­wach­te.
    Wir be­müh­ten uns, die zwangs­läu­fig auf­kom­men­den Ge­füh­le schnells­tens zu un­ter­drücken. Sie wa­ren hier nicht am Plat­ze, ob­wohl es un­ter uns nie­mand gab, der vor­her schon die Ober­flä­che des Mars be­tre­ten hat­te. Wir wa­ren je­doch durch ge­naue Film­be­rich­te »ab­ge­schreckt« wor­den, wie sich un­se­re Psy­cho­lo­gen aus­ge­drückt hat­ten. Man hat­te uns nicht zur vier­ten Welt des Son­nen­sys­tems ge­schickt, da­mit wir hier in stil­ler An­dacht ver­harr­ten oder über das Wag­nis un­se­rer Rei­se nach­grü­bel­ten. Wir hat­ten Rea­lis­ten im Dienst ei­ner heim­tückisch an­ge­grif­fe­nen Mensch­heit zu sein.
    Das be­ton­te ich noch ein­mal kurz vor der Lan­dung.
    Über dem Schiff lag das Pfei­fen der Trieb­wer­ke. Wir glit­ten im lang­sa­men Ho­ri­zon­tal­flug auf je­nes fla­che, kaum zu über­bli­cken­de Ge­län­de zu, das vor vie­len Jahr­tau­sen­den schon mit ei­ner dich­ten Sand­schicht über­zo­gen wor­den war.
    Dar­un­ter lag je­doch die noch spie­gelblan­ke MA-Me­tall-De­cke

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