Vorsicht Niemandsland
aus. Muskeln können auch täuschen.«
Mittlerweile rasten wir immer tiefer in den Raum hinein. Ich vermied es nach Möglichkeit, auf die sternfunkelnden Bildschirme zu sehen, um nicht in eine depressive Stimmung zu fallen. Nein, unter solchen Umständen war sogar die vollendete Raumfahrt kein Genuß!
Nach etwa eineinhalb Stunden begann die Automatik mit dem Bremsmanöver. Dazu brauchte der Kreuzer nicht gegen die Fahrtrichtung gedreht zu werden, wie es bei unseren Raumern unbedingt erforderlich war.
Die Strahlumlenkung erfolgte so selbstverständlich, als wäre das alles eine Kleinigkeit. Die violetten Strahlungsbündel rasten nun aus den entgegengesetzten Kraftfelddüsen des Äquatorwulstes.
Der Deneber holte durch die Vergrößerungsschaltung den Mars heran. Die bildtechnische Erfassung war grandios. So etwas besaßen wir auch nicht. Nun – was hatten wir überhaupt schon!
Ich bemühte mich, den aufkommenden Minderwertigkeitskomplex zu unterdrücken. Wir waren Menschen, und wir waren bisher unseren klaren Weg gegangen. So sollte es auch bleiben. Wir konnten nichts dafür, daß es zweihunderttausend Jahre vor unserer Zeit schon ein auf allen Gebieten überragendes Volk gegeben hatte.
Ich war in den Augenblicken aber sicher, daß wir das Erbe des Mars nicht umsonst gefunden hatten. Es erschien mir wie eine höhere Fügung.
Dieser feste Glaube half mir über meine Stimmung hinweg. Ich wurde wieder ruhiger. Es war seltsam, aber plötzlich fürchtete ich den Mars nicht mehr.
8.
Die Oberfläche des Mars hatte mir nichts Neues verraten. Ich kannte die roten Wüsten aus den Bildberichten unserer Forschungsexpeditionen. Die grünen Vegetationsstreifen entlang der tiefen Bodenrisse waren wenig beeindruckend, und doch hatte mich ein seltsames Gefühl ergriffen, als wir in die dünne Atmosphäre des Roten Planeten einflogen.
Hier hatte einmal ein gewaltiges Volk gelebt. Hier hatte es eine fremdartige, aber hochstehende Kultur gegeben.
Nun war der Mars eine Wüste mit ausgetrockneten Bewässerungskanälen, dünner Lufthülle und nur geringfügigen Bodenerhebungen. Ich hatte jedoch marsianische Filmstreifen gesehen. Danach war Mars vor mehr als zweihunderttausend Jahren eine schöne Welt gewesen, bis sie von den atomaren Raumlenkwaffen der angreifenden Deneber eingeebnet wurde.
Die großen Bodenvertiefungen waren teils echte Bewässerungskanäle, teils unendlich lange, scharfgezackte Risse, die von den entfesselten Atomgewalten erschaffen worden waren.
Es gab nicht sehr viel Wasser auf diesem Himmelskörper, der seinen Todesschlaf schon angetreten hatte, als das menschliche Leben eben erst erwachte.
Wir bemühten uns, die zwangsläufig aufkommenden Gefühle schnellstens zu unterdrücken. Sie waren hier nicht am Platze, obwohl es unter uns niemand gab, der vorher schon die Oberfläche des Mars betreten hatte. Wir waren jedoch durch genaue Filmberichte »abgeschreckt« worden, wie sich unsere Psychologen ausgedrückt hatten. Man hatte uns nicht zur vierten Welt des Sonnensystems geschickt, damit wir hier in stiller Andacht verharrten oder über das Wagnis unserer Reise nachgrübelten. Wir hatten Realisten im Dienst einer heimtückisch angegriffenen Menschheit zu sein.
Das betonte ich noch einmal kurz vor der Landung.
Über dem Schiff lag das Pfeifen der Triebwerke. Wir glitten im langsamen Horizontalflug auf jenes flache, kaum zu überblickende Gelände zu, das vor vielen Jahrtausenden schon mit einer dichten Sandschicht überzogen worden war.
Darunter lag jedoch die noch spiegelblanke MA-Metall-Decke
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