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VT04 - Zwischen Leben und Sterben

VT04 - Zwischen Leben und Sterben

Titel: VT04 - Zwischen Leben und Sterben
Autoren: Jo Zybell
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frühzeitig verschlungen, weil du dich gar nicht gemeldet hast.«
    »So ungefähr, so ungefähr.« Nick Teller räusperte sich. »Ich rufe von Kapstadt aus an, lass mich zum Punkt kommen. Ich erkläre dir alles ganz genau, wenn wir uns sehen. Du hast ja geschrieben, worum es geht. Ich glaube, ich habe dir ein Angebot zu machen, ein sehr attraktives Angebot.«
    »Wenn wir uns sehen?«, staunte van der Groot.
    »Ich bin Mitte Oktober in Brüssel. Dann können wir alles unter vier Augen besprechen…«
    ***
    Ostende, 2. Oktober 2009
    Mit der Flut kam der Nieselregen. Keinen Menschen störte das. Am Strand brannten sieben Holzstöße. Im mittleren stand ein riesiges Kruzifix in Flammen. Davor tobte die letzte Band des Vorprogramms auf der Bühne herum. Sie nannte sich Witches of Your Majesty.
    Die holländische Gruppe bestand aus neun Frauen und Mädchen mit leuchtend rot gefärbten Haaren. Nackt bis auf Lendenschurze tanzten sie auf der Bühne, schlugen auf Kesselpauken ein, schrammten auf Celli, Gitarren und Bässen herum und kreischten Texte, die kein Mensch verstand. Die meisten Zuhörer am Strand und zwischen den Dünen waren trotzdem begeistert; vor allem die weiblichen.
    Wie eine Besessene sprang Eusebia im Sand herum, schüttelte sich im Rhythmus der Kesselpauken und klatschte in die Hände oder raufte sich die semmelblonden Haare. Andere Mädchen und Frauen hatten sich längst zu ihr gesellt. Sie versuchten die Witches auf der Bühne noch an Wildheit und Ekstase zu übertreffen.
    Auf halber Höhe der Düne hockte Lupo auf seiner Isomatte über den mit Eusebia tanzenden Frauen. Er staunte mit offenem Mund und glänzenden Augen. Seine Pfeife war längst erloschen, und er sah Millionen Irrlichter über Tausenden von Elfen und Hundertschaften von Dämonen, die mit ihnen kämpften. Und mitten im Schlachtgetümmel eine Handvoll mächtiger Feen. Eusebia war die Königin der Feen.
    Weit, weit weg waren die Hektik, das Gedränge und die Blechlawinen der Großstadt. Weit, weit weg der Zwang, irgendwie zu Geld zu kommen, sich durchzusetzen und zu lügen. Weit, weit weg Chefs und Familie und Bullen und Leute, denen man Geld schuldete. War Eusebia nicht die mächtigste Feenkönigin aller Zeiten? Würde sie nicht in Kürze die Welt von Bonzen und Warlords und Autokonzernen erlösen und Männer wie ihn zu Präsidenten machen? O ja, nicht mehr lange…
    »Er hat geschrieben!« Knox hockte ein paar Meter unter Lupo und fummelte an seinem Handy herum. »Er hat tatsächlich schon zurück gemailt!« Völlig überraschend hatte Doktor Unsterblich auf Eusebias Mail reagiert. Dabei hatte sie sich zu ziemlich arroganten Formulierungen hinreißen lassen! »Ich fass es nicht…!« Knox schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Das ist doch nicht zu fassen…!«
    Eusebia verließ den Kreis der wilden Ekstatikerinnen und stürmte die Düne hinauf. »Komm, Lupo, mein Süßer! Komm, tanz mit uns!« Lupo hielt vor Schreck die Luft an. Er warf sich herum und krabbelte auf allen Vieren die Düne hinauf. Er liebte Frauen, verzehrte sich nach ihnen – doch wehe, sie kamen ihm zu nahe…
    Zu seinem Glück droschen die Witches of Your Majesty den Schlusstakt ihres tönenden Waffenarsenals. Die Menge am Strand und auf den Dünen tobte, und Eusebia gab die Jagd nach dem zierlichen Kahlkopf auf. Schwer atmend ließ sie sich neben Knox in den Sand sinken.
    »Endlich«, knurrte Knox und blickte missmutig zu den vom Bühnenpodest springenden Witches. Seiner Meinung nach hatten Frauen in der Hell Metal Szene als Musikerinnen nichts verloren. »Stell dir vor, er hat geantwortet!«
    »Was hast du denn erwartet?« Eusebia riss ihm das Handy aus den Fingern und las die Mail des Doktors. »Sehr gut. Du musst knallhart deine Position vertreten, sonst kommst du auf keinen grünen Zweig, Schätzchen.« Sie gab ihm das Gerät zurück. »Schreib ihm, was er wissen will, oder? Schreib ihm, wo und wann wir drei ihn nächsten Monat sehen wollen. Vor dem Konzert, nach dem Konzert – mir ganz egal. Hauptsache, wir treffen ihn. Und dann werden wir ihn auch überzeugen. Du wirst reden, ich werd mir was Schönes anziehen, und Lupo muss einfach nur die Klappe halten. Wo ist das Problem?«
    Die Hauptgruppe betrat das Bühnenpodest, die Leute am Strand und auf den Dünen sprangen auf. Mit lautem Gebrüll begrüßten sie die Firegods. Knox steckte das Handy weg, stand auf, reckte beide Fäuste hoch und streckte den kleinen und Zeigefinger aus. Lupo tauchte neben
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