WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)
dem Augenwinkel sieht sie den Rufknopf.
Er liegt auf dem Boden.
Außer Reichweite des Bettes.
Janie zögert, hebt ihn dann auf, befestigt ihn wieder an der Wandhalterung und schaltet das blinkende Licht aus.
Mit aufgestellten Nackenhaaren sieht sie sich schnell im Raum um, schüttelt verwundert den Kopf. Sie schließt die Tür hinter sich.
Oberschwester Carol ist am Empfang. »Ich habe deine Listen fertig gemacht, Liebes«, sagt sie. »Wohin bist du denn verschwunden?«
Janie weist in den Gang. »Mr McVickers Licht hat geleuchtet. Es ist alles in Ordnung bei ihm. Ich habe es gerade abgeschaltet.« Ihre Stimme ist glatt und geschmeidig, was sie verwundert.
Carol sieht sie erstaunt an. »Sein Licht hat nicht geleuchtet, Janie.« Sie geht zur Anzeigentafel, und rüttelt daran. »Hm«, macht sie. »Vielleicht ist es durchgebrannt.«
»Das ist ja seltsam«, meint Janie.
Sie legt die Listen ab, nimmt ihren Mantel undstempelt sich aus. Auf der Stempelkarte steht 23:09 Uhr. »Na ja, ich muss gehen. Morgen ist Schule.«
Ein fröhliches Lied auf den Lippen, fährt sie nach Hause.
29. November 2005, 12:45 Uhr
Janie ist besessen davon, mehr über Träume zu lernen. Sie wünscht sich, dass die Schüler in der Stunde einschlafen. Und die Lesestunde ist wie immer voller Aufregung.
Janie übt an jedem, den sie erwischen kann.
Meistens hat sie keinen Erfolg.
Sie hat immer noch nicht alles herausgefunden.
Aber das wird sie.
Bei Gott, das wird sie.
Denn jetzt hilft ihr ihre gute Freundin Miss Stubin. Sie unterdrückt den Wunsch, den Gang entlangzuhüpfen.
5. Dezember 2005, 07:35 Uhr
Als Janie an der Schule ankommt, parkt Carl sein neues Auto neben ihr.
Es ist kein Neuwagen. Nur neu für ihn.
Aber es ist ein BMW.
Die Leute aus der Südstadt von Fieldridge fahren keine BMWs. Vielleicht welche von 1976. Aber keinesfalls von 2000. Janie bleibt der Mund offen stehen, dann presst sie die Lippen zusammen. Kopfschüttelnd läuft sie auf das Gebäude zu.
Er ist direkt hinter ihr. »Der ist sechs Jahre alt, Janie, komm schon.«
Janies Augenbrauen bleiben hochgezogen, als er auf dem Weg zur Schule mit ihr Schritt halten will.
Sie hängt ihn ab, als er auf dem glatten Gehweg ausrutscht und stürzt.
An der Tür zum Englischunterricht trifft Janie auf Carrie. »Was kostet wohl so eine Zuhälterkarre wie die da draußen?«, fragt sie.
»Keine Ahnung, Chica. Der muss ja richtig Kohle machen. Ich kann nicht fassen, dass er noch nicht von der Schule geflogen ist.«
»Ist er denn wirklich verhaftet worden?«
»Nein. Shays Daddy hat das mit den Bullen geregelt. Dieses Wochenende war Carl auf allen Partys mit ihr.«
»Und jetzt fährt er so was!«
»Das ist ein verdammtes 323Ci Cabrio. Stu meint, siebzehn Riesen braucht man für so einen Gebrauchten mindestens.«
Janie kocht fast über. »Das ist einfach … einfach …« Die Wut steigt so sehr, dass ihr die Worte fehlen. Carrie rollt wild mit den Augen.
»Ungeheuerlich?«, hilft ihr eine Stimme von hinten.
Sie schnappt nach Luft, sieht, wie Carrie die Augen aufreißt, und dreht sich um. »Scheiße.« Hinter ihr steht Carl.
»Verzeihung, bitte«, sagt er höflich und drängt sich an ihnen vorbei ins Klassenzimmer. Janie riecht sein Eau de Cologne. Gegen ihren Willen flattert ihr Magen.
Carries Augen blitzen. »Ups!«, kichert sie.
Janie verdreht die Augen und lacht zögernd. »Ja.«
12:45 Uhr
Seit Tagen ist Janie in der Lesestunde in den Träumen von anderen gewesen und hatte doch nur minimalen Erfolg dabei, diese zu verändern. Eine Sache wundert sie immer noch.
Oder besser gesagt zwei.
Zum einen, wie hat Miss Stubin Mr McVicker dazu gebracht, sie um Hilfe zu bitten? Und dann: Was hat sie ihm gesagt, das seinen Traum verändert hat?
Sorry. Es sind drei. Drei Sachen.
Wie zum Teufel kann Miss Stubin in den Träumen sehen, wo sie doch blind ist? Und wie kann sie überhaupt da sein, wo sie doch tot ist?
Na gut, das sind vier. Janie weiß es. Wahrscheinlich sind es sogar noch mehr.Es ist so frustrierend.
Sie weiß, dass sie härter arbeiten muss.
Und sie nimmt ab. Rapide.
Sie war sowieso schon dünn genug.
Jetzt sind ihre Wangen eingefallen wie die ihrer Mutter. Und sie hat dunkle Ringe unter den Augen, weil sie nachts so oft aufsteht, um an ihren eigenen Träumen zu arbeiten.
An den unmöglichsten Stellen findet sie Snickers-Riegel.
(Sie weiß, dass sie von ihm sind.)
(Sie fragt sich, ob sie mit Hasch angereichert sind.)
Carl sitzt seit
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