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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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freundlich.«
    »Wir benötigen nur ein paar Auskünfte«, sagte Wallander. »Sie ist nicht zu Hause. Es macht keiner auf. Sie wissen nicht zufällig, wo wir sie finden können?«
    »Sie arbeitet auf den Flugbooten«, antwortete der Mann. »Sie kellnert.«
    Wallander blickte Birch an.
    »Vielen Dank für die Hilfe«, sagte er. »Viel Glück mit den Pferden.«
    Zehn Minuten später bremsten sie vor dem Flugbootterminal.
    »Hier können wir nicht parken«, sagte Birch.
    »Da scheißen wir drauf«, sagte Wallander.
    Er hatte das Gefühl, daß er lief. Wenn er stehenblieb, würde alles zusammenfallen.
    |499| Schon nach ein paar Minuten wußten sie, daß Margareta Nystedt an diesem Vormittag auf der »Springaren« arbeitete. Das Boot hatte gerade Kopenhagen verlassen und sollte in einer guten halben Stunde am Kai anlegen. Wallander nutzte die Zeit, um seinen Wagen wegzufahren. Birch saß auf einer Bank in der Abfertigungshalle und las in einer zerrissenen Zeitung. Der Leiter des Terminals kam und sagte, sie könnten im Personalaufenthaltsraum warten. Er fragte, ob er mit dem Boot Kontakt aufnehmen solle.
    »Wieviel Zeit hat sie?« fragte Wallander.
    »Eigentlich soll sie mit der nächsten Tour wieder zurück nach Kopenhagen.«
    »Das geht nicht.«
    Der Mann war hilfreich. Er versprach, dafür zu sorgen, daß Margareta Nystedt an Land bleiben konnte. Wallander hatte ihm versichert, daß sie in keiner Weise unter dem Verdacht einer kriminellen Handlung stand.
    Wallander war in den stürmischen Wind hinausgegangen, als das Boot am Kai anlegte. Die Passagiere kämpften gegen den Wind an. Wallander wunderte sich darüber, daß an einem normalen Werktag so viele Menschen über den Sund fuhren. Er wartete ungeduldig. Der letzte Passagier war ein Mann mit Krücken. Kurz danach kam eine Frau in Kellneruniform an Deck. Der Mann, der zuvor Wallander empfangen hatte, stand an ihrer Seite und zeigte auf ihn. Die Frau, die Margareta Nystedt war, kam den Landungssteg herunter. Sie war blond, hatte sehr kurz geschnittene Haare und war jünger, als Wallander erwartet hatte. Sie blieb vor ihm stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie fror.
    »Sie wollen mit mir sprechen?« fragte sie.
    »Margareta Nystedt?«
    »Das bin ich.«
    »Dann gehen wir rein. Wir brauchen nicht hier zu stehen und zu frieren.«
    »Ich habe nicht viel Zeit.«
    »Mehr, als Sie glauben. Sie fahren nicht mit auf der nächsten Tour.«
    |500| Sie hielt erstaunt inne. »Warum nicht? Wer hat das bestimmt?«
    »Ich muß mit Ihnen reden. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
    Plötzlich überkam ihn das Gefühl, daß sie Angst hatte. Einen kurzen Augenblick glaubte er fast, daß er sich geirrt hatte. Daß sie es war, auf die sie gewartet hatten. Daß die Frau neben ihm schon die fünfte Frau war und daß er die vierte nicht treffen müßte.
    Doch ebenso plötzlich kam die Einsicht, daß er sich täuschte. Margareta Nystedt war eine junge und zarte Frau. Sie hätte rein physisch nicht durchführen können, was erforderlich gewesen wäre. Und etwas in ihrer gesamten Erscheinung sagte ihm, daß sie nicht die Frau war, die sie suchten.
    Sie kamen ins Terminalgebäude, wo Birch wartete. Sie nahmen im Aufenthaltsraum des Personals auf einer durchgesessenen Sitzgarnitur aus Plastik Platz. Der Raum war leer. Birch stellte sich vor. Sie gab ihm die Hand. Ihre Hand war spröde. Wie ein Vogelfuß, dachte Wallander flüchtig.
    Er betrachtete ihr Gesicht. Sie mußte siebenundzwanzig oder achtundzwanzig Jahre alt sein. Sie trug einen schwarzen Rock und hatte schöne Beine. Ihr Gesicht war stark geschminkt. Er hatte den Eindruck, daß sie etwas, was ihr nicht gefiel, übermalt hatte. Sie war unruhig.
    »Es tut mir leid, daß ich in dieser Form mit Ihnen Kontakt aufnehmen muß«, sagte Wallander. »Aber manchmal gibt es Dinge, die nicht warten können.«
    »Wie zum Beispiel mein Boot«, sagte sie. Ihre Stimme hatte einen eigentümlich harten Klang, den Wallander nicht erwartet hatte. Er wußte aber andererseits nicht, was er erwartet hatte.
    »Das ist kein Problem. Ich habe mit einem Ihrer Vorgesetzten gesprochen.«
    »Was habe ich denn getan?«
    Wallander betrachtete sie nachdenklich. Er wußte überhaupt nicht, warum er mit Birch zusammen hier war. Daran jedenfalls bestand kein Zweifel.
    Die Falltür knarrte unter seinen Füßen.
    |501| Sie wiederholte ihre Frage. Was hatte sie getan?
    Wallander warf einen Blick auf Birch, der heimlich ihre Beine

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