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Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen

Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen

Titel: Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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Verschanzung.
    „Ich kümmere mich um dein Gepäck, meine Liebe“, sagte Lucas demütig, während er Nicole nachschaute, wie sie der Wirtin mit so hoch erhobenem Haupt die Stiegen hinauf folgte, dass sie vermutlich die Stufen kaum sah. Fast fühlte er sich geneigt zu applaudieren.
    „Dann sind Sie Mr Payne, Sir?“, fragte der Wirt nervös. Er zog ein großes Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Ja, und büße meine Sünden ab“, antwortete Lucas in dem Versuch zu scherzen,
    Der Wirt runzelte nur verständnislos die Stirn und murmelte: „Ein Privatsalon und zwei Zimmer, Sir?“
    „Gott, ja, zwei Zimmer. Oder wollten Sie mit der in einem Raum schlafen, wenn es sich vermeiden ließe?“, fragte Lucas vertraulich von Mann zu Mann.
    „Nur wenn ich sie knebeln … äh, steht mir keine Meinung drüber zu, Sir.“
    Lucas, der sich immer noch glänzend vergnügte, lehnte sich über die Theke und flüsterte dem Wirt verschwörerisch zu: „Es sind immer die Hübschen, die dich narren und sich anders geben, als sie sind. Das merkt man erst, wenn’s zu spät ist.“
    „Alle sind sie anders, als man glaubt, Sir, wenn man’s recht betrachtet. Denk ich wenigstens. Wie wär’s mit einem kleinen Schluck, während wir Ihr Gepäck nach oben bringen?“
    „Das, guter Mann“, sagte Lucas, während er sich wieder aufrichtete, „ist eine hervorragende Idee. Aber sie, meine Gattin, ist umso schlimmer, wenn sie Hunger hat. Sind wir zu spät zum Essen? Eine kalte Platte würde genügen, in einer Stunde etwa. Hätten Sie Schinkenbraten? Meine Gemahlin hat eine Schwäche dafür. Nur schneiden Sie um Gottes willen das Fett ab, sonst werden wir einiges zu hören bekommen.“
    „Meine Frau wird sich darum kümmern. Die Dame soll kein Streifchen Fett zu Gesicht kriegen, Sir.“
    „Schön, dann lassen Sie ihr ein Tablett hinaufbringen. Ich … ich gehe nur eben nach meinem Kutscher und den Pferden sehen.“
    Wie er aus dem Schankraum hinaus und um die Ecke zum Stall kam, ehe er keuchend vor Lachen gegen die Hauswand sank, konnte Lucas kaum sagen. Nein, dachte er, kein Mensch hier wird Fragen stellen; sie werden alle so bemüht sein, Nicole aus dem Weg zu gehen, dass es keinen interessiert, wo sie schläft.
    Nicole hatte das Gefühl, nicht eine Minute mehr ihre Rolle durchzuhalten, ohne in wildes Kichern auszubrechen, und so verzichtete sie darauf, ihre Reisetasche von der Wirtin auspacken zu lassen. Stattdessen merkte sie gereizt an, sie könne nicht ausstehen, wenn man beim Baden um sie herumspringe. Nun ließ sie sich, nachdem die Wirtin endlich die Tür hinter sich geschlossen hatte, genüsslich aufseufzend bis zum Kinn in die hochrandige Wanne mit dem heißen Wasser sinken.
    Während sie den dicken Schwamm hob und das Seifenwasser über ihr Gesicht rinnen ließ, dachte sie lächelnd, dass Lucas auch großartig war, genauso unterwürfig wie Mutters diverse Gatten und Verehrer, wenn sie sich mal wieder aufs hohe Ross setzte.
    Nicole hatte es genossen, zu tun als ob, zu schauspielern, doch letztendlich war sie lieber sie selbst. Eine andere zu spielen war ermüdend und beinahe traurig.
    Das ist es, erkannte Nicole jäh, in ihren Grundfesten erschüttert. Ihre Mutter hatte ihr ganzes Leben lang nur eine Rolle gespielt. Warum war sie nicht schon früher über diese Tatsache gestolpert? Aber sie kannte sie ja nicht einmal richtig, oder? Wer war die echte Helen Daughtry? Die hübsche, köstlich duftende junge Mutter, die von ihren kleinen Mädchen angebetet wurde? Oder die zunehmend verzweifelnde Frau, die jeden ihrer Männer umschmeichelte, als liebte sie ihn von Herzen? Oder war sie die ordinäre Frau, die peinlich offen über die Männer in ihrem Bett redete, oder eine unglückliche Frau, die mit ihnen schlief, weil sie nur die eine Art kannte, von ihnen Aufmerksamkeit zu bekommen, und sich nur so geliebt fühlte?
    Immer hatte ihre Mutter sich nur auf ihr Aussehen verlassen, auf ihr außerordentlich gutes Aussehen, in der Überzeugung, dass das ihr einziges Kapital war. Kein Wunder, dass sie Lydia nun schnitt, die noch jung und blütenfrisch war, während sie selbst sich mehr und mehr auf die Kunst des Schminkens verlassen musste. Mit sechzehn an einen ungeliebten Mann verheiratet, der sie vernachlässigte und auf Willowbrook versauern ließ, während er in der Stadt sein Vermögen verspielte, und dann, als er starb, der Barmherzigkeit seines erstgeborenen Bruders, des Titelerben, ausgeliefert, der den

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