Weihnachtsbote auf vier Pfoten
das â¦
Für einen Moment standen sie da und sahen sich an. Etwas blitzte in seinen Augen auf, etwas sehr Männliches und Ursprüngliches, das Merilees Herz zum Rasen brachte und eine Welle wohliger Empfindungen in ihr weckte. Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass es viel zu warm in ihrer Wohnung war.
Zach räusperte sich. »Ich gehe jetzt besser. Bis demnächst also.«
Bevor sie protestieren und ihn zu einem Eierlikör einladen konnte, schlüpfte er schon wieder aus der Apartmenttür.
Merilee stand da, starrte die geschlossene Tür an und kaute an der Unterlippe. Vielleicht würde sein Kater mit der Zeit noch mehr Probleme entwickeln. Dann würde Zach wieder einen Katzenflüsterer brauchen.
Oder vielleicht sollte sie ihre Einstellung ändern und sich ein paar schicke neue Klamotten, Make-up und ein Cluedo-Spiel zulegen.
Kapitel Neun
»Ob ich morgen mit dir shoppen gehe? Na klar. Ich werde eine ausgedehnte Mittagspause machen, und wir treffen uns in der Stadt«, sagte Gloria, als Merilee sie anrief. »Es wurde auch langsam Zeit, dass du auf mich hörst.«
»Ich habe die ganze Woche frei und komme natürlich auch mit«, sagte ihre jüngere Schwester Liz. »Und so kurz vor Weihnachten finden wir sicher ein paar Schnäppchen. Das wird ein SpaÃ! Ich kann es kaum erwarten.«
Merilee war nicht sicher, wie viel Spaà es machen würde, sich in einer Ankleidekabine im Spiegel zu betrachten. Aber es machte definitiv keinen SpaÃ, im Schatten zu leben. Es war höchste Zeit, sich ein Beispiel an Zachs GroÃmutter zu nehmen und das Leben in vollen Zügen zu genieÃen.
Vergiss nur nicht, dass du es dir nicht leisten kannst, es mit dem GenieÃen zu übertreiben, ermahnte sie sich. Nicht bei ihrer derzeitigen Arbeitslage. Aber ein paar neue Klamotten würden eine Investition in die Zukunft sein. Sie konnte nicht ewig von dem bisschen leben, was sie im Tierheim verdiente. Sie brauchte ein neues Outfit für die Jobsuche. Und ⦠für andere Gelegenheiten.
Merilee beschloss, ganze fünfzig Dollar von ihren Ersparnissen zu nehmen und zu sehen, was sie dafür bekommen konnte. Nicht viel wahrscheinlich, doch man konnte ja nie wissen. Vielleicht stieà sie auf ein paar fantastische Feiertagsrabatte. Immerhin war es die Zeit dafür.
Ihre Schwestern warteten schon an einem Tisch im Gastronomiebereich des Einkaufszentrums und gönnten sich eine heiÃe Schokolade, als Merilee erschien. Gloria war groà und schlank, hatte langes, kastanienbraunes Haar und geradezu vollkommene Gesichtszüge. Sie trug eine taillierte weiÃe Bluse und dazu einen schwarzen Rock, der ihre langen Beine zur Geltung brachte. Den krönenden Abschluss bildeten eine rote Lederjacke und Silberschmuck, die bewiesen, dass sie den Spitznamen Die Gloriose verdiente. Alles, was sie anhatte, forderte Beachtung, ganz im Gegensatz zu Merilees Kleidung, die eher zu besagen schien: Schau lieber nicht hin!
Liz war ein ebensolcher Hingucker wie Gloria. Sie war klein, zierlich und blond â ein Augenschmaus in einer kleinen Packung. Sie trug Jeans und einen pinkfarbenen Pulli, ihre Winterjacke hing über dem Stuhl gleich neben ihr. Goldene Armreifen klimperten an ihrem Handgelenk, und der fette Diamant an ihrem Verlobungsring zwinkerte Merilee zur BegrüÃung zu.
Wie so oft in Gegenwart ihrer auffallend attraktiven Schwestern schwebte der »Geist der hässlichen Vergangenheit« über Merilee und flüsterte ihr zu, dass sie nie so hübsch sein würde wie Gloria und Liz. Warum versuchst du es überhaupt? , verhöhnte er sie.
Gute Frage. Weil sie besser werden wollte, als sie gewesen war. Mit fünfzig Dollar im Portemonnaie. O Mann.
Bei Merilees Erscheinen sprang Liz auf, um sie zu umarmen. »Super! Sie ist hier. Die Spiele können beginnen. Hast du noch mehr abgenommen? Du siehst groÃartig aus.«
»Ich muss dich korrigieren«, sagte Gloria, die darauf wartete, dass sie an der Reihe war, ihre Schwester umarmen zu dürfen. »Sie wird groÃartig aussehen, wenn wir mit ihr fertig sind.«
Liz grinste und entlieà Merilee aus ihren Armen. »Wir haben schon ganz genau aufgeschrieben, was du brauchst.«
»Was so gut wie alles ist«, fügte Gloria hinzu.
Merilee war nicht ganz wohl bei der Sache. In Gedanken sah sie, wie ihren fünfzig Dollar Flügel wuchsen und sie innerhalb der ersten
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