Weil wir glücklich waren - Roman
bogen auf die Autobahn. Als wir schneller fuhren, fiel Schnee vom Dach und rutschte die Windschutzscheibe hinunter.
»Hast du gar nichts dazu zu sagen?«
Beinahe hätte sie gelacht, obwohl sie nicht sehr glücklich aussah. »Ich will nicht das Falsche sagen.« Sie warf mir einen Blick zu. »Hast du schon mal an Krankenpflege gedacht? Pamela - Haylies Mom, du weißt schon - also, sie macht jetzt eine Ausbildung zur Krankenschwester. Dafür braucht man keine Aufnahmeprüfung. Und sie wird gut verdienen. Sie sagt, dass es jede Menge Jobs gibt.«
»Ich will nichts mit Medizin machen«, erwiderte ich. »Ich mag dieses Fach nicht. Ich will etwas machen, das ich gern tue.«
Sie sah gleichzeitig bekümmert und leicht amüsiert aus, so, als ob sie gern etwas sagen würde. Wir bogen um eine scharfe Kurve, und sie legte einen Arm um meine Schultern, als würde sie verhindern wollen, dass ich nach vorne flog, obwohl ich meinen Sicherheitsgurt angelegt hatte und keine Unfallgefahr bestand.
»Entschuldigung«, sagte sie und legte wieder beide Hände aufs Lenkrad. »Liebes, bist du dir da auch wirklich sicher?«
Ich nickte, obwohl ich mir überhaupt nicht sicher war. Ich wollte, dass sie mir Mut machte, mir sagte, dass ich das Richtige täte und es vor allem darauf ankomme, dass ich glücklich werden würde. Aber sie sagte nichts von alldem, sondern starrte nur auf das Armaturenbrett. Die Motorkontrollleuchte leuchtete.
»Was hat das zu bedeuten?«
Sie seufzte und bog ab. »Das werde ich wahrscheinlich herausfinden, wenn ich den Wagen in die Werkstatt bringe.« Danach war sie wieder still.
Vorsichtig fuhr sie in die Einfahrt meines Vaters. Falls es sie überhaupt interessierte, ob er zu Hause war, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Sie sagte, dass sie mich am nächsten Morgen um halb zehn abholen würde. Elises Flugzeug landete um elf. Sie kannte ein indisches Restaurant, das an Heiligabend geöffnet hatte. Dort wollte sie mit uns beiden zu Mittag essen.
»Ich mag indisches Essen nicht«, erwiderte ich. Eine Lüge. Ich wollte nicht, dass sie Geld ausgab, um uns zum Essen auszuführen. Vielleicht dachte sie, sie sei dazu verpflichtet. »Ich kann doch etwas kochen«, bot ich an. »Lasagne? Ich kann mir Dads Auto leihen und heute Abend einkaufen gehen.« Es klang so, als wäre es selbstverständlich, dass er mir seinen Wagen überließ. »Ich koche uns etwas Gutes. Wir können bei dir essen, so eine Art Picknick.«
Sie schüttelte den Kopf. »Auch andere Restaurants sind geöffnet«, sagte sie. »Es muss kein indisches sein.«
Ich spielte die Beleidigte. »Willst du damit sagen, dass ich eine schlechte Köchin bin? Willst du damit sagen, dass du es mir nicht zutraust?«
In die benachbarte Einfahrt bog ein Wagen, ein Mann und eine Frau in einem schicken, kleinen Auto. Sie fuhren in die Garage, ohne zu uns zu schauen. Die Garagentür schloss sich und verschluckte die beiden.
Meine Mutter sah mir direkt ins Gesicht. »Veronica. Es geht nicht um deine Lasagne. Sagen wir einfach, dass Elise und ich uns im Moment an ganz unterschiedlichen Orten befinden.« Sie runzelte die Stirn. »Das verstehst du doch sicher?«
Ich schüttelte den Kopf. Es war das »im Moment«, das mich verwirrte. Elise und meine Mutter waren nie wirklich am selben Ort gewesen, nicht einmal, als sie noch im selben Haus gewohnt hatten.
Meine Mutter seufzte. »Deine Schwester muss meine Wohnung nicht unbedingt sehen. Ich werde nicht lange dort bleiben.« Sie lächelte und entriegelte die Türsicherung. »Morgen wollen wir Spaß haben. Wir gehen aus.«
***
Bevor sie mich am nächsten Morgen abholte, hatte sie den Van gereinigt. Sie hatte sich nicht damit begnügt, sämtliche Kartons, Decken und anderen Kleinigkeiten aus dem Kofferraum zu holen, sondern war in eine Waschanlage gefahren und hatte Münzen für den Staubsauger eingeworfen. Ich denke, sie wird der einzige Mensch dort gewesen sein. Es schneite auf die Sitze; alle Türen standen offen und ließen die Kälte herein. Aber nachher sah der Van gut aus: Auf den Bodenmatten rollte kein Trockenfutter mehr herum. Plastikverpackungen, Hundehaare und benutzte Wischtücher waren aus allen Ecken und Winkeln entfernt worden. Eine Duftscheibe, die nach Flieder roch, baumelte am Rückspiegel.
Bowzer hatte sie nicht mitgenommen. Sie habe darüber nachgedacht, sagte sie, sich aber dann dagegen entschieden. Wir könnten ihn nicht ins Lokal mitnehmen, und im Wagen sei es zu kalt. Zu Hause habe er es
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