Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

Truppen, den Planeten zu befreien und die Piratengang zu zerschlagen.
    Als er merkte, daß seine Agenten die Episode noch im Kopf hatten, fuhr er fort: »Die zwei obersten Rädelsführer der Bande wurden nach einem kurzen Prozeß hingerichtet, gemeinsam mit elf Bandenmitgliedern, denen man besondere Ausschreitungen nachweisen konnte. Alle übrigen Piraten, Karla Jost inklusive wurden lebenslänglich nach Gastonia verbannt. Damit hätte die Sache beendet sein sollen, war es aber nicht.
    Vor einigen Tagen schickte die Navy ein Schiff als Köder aus, das einer Gruppe von Piraten eine Falle stellen sollte. Auf die Burschen war schon seit einiger Zeit Jagd gemacht worden. Die Piraten schluckten diesen Köder, und nach einem heftigen Gefecht konnte die Navy das Piratenschiff aufbringen. Mehr als die Hälfte der Piraten ist bei dem Gefecht ums Leben gekommen, und als die Navy sich daranmachte, routinemäßig die Leichen zu identifizieren, machte man die Entdeckung, daß eine der Frauen Karla Jost war.
    Ganz klar, daß man uns benachrichtigte und sagte, ein entflohener Sträfling wäre gefunden worden und wir müßten uns nicht mehr den Kopf zerbrechen. Das Problem aber war, daß wir uns den Kopf nie zerbrochen hatten - unsere Unterlagen zeigten uns, daß Karla Jost Gastonia nie verlassen hatte.«
    Was das bedeutete, war allen Agenten klar. Vonnie sprach es laut aus. »Dann hat jemand die Jost ohne unser Wissen vom Planeten entführt, und sie ist bei den Piraten gelandet.«
    Yvette führte die Gedankenkette ihrer Schwägerin weiter fort. »Und wo es einen Entflohenen gibt, könnte es noch andere geben. Ich nehme an, Sie vermuten dahinter den organisierten Versuch, der Elite von Gastonia zur Flucht zu verhelfen und in eine Verschwörung einzubeziehen.«
    »Das klingt wie ein Plan, von dem ich schon mal hörte«, äußerte Jules gedehnt und mit einer gehörigen Portion Ironie.
    Genauso war es. Die Verschwörung der Lady A hatte bereits einen ähnlichen Schachzug versucht, als einige der berüchtigsten Verbrecher der Galaxis auf einem Asylplaneten Zuflucht gefunden hatten. Jules und Yvette hatten dieses Unternehmen platzen lassen und dadurch von der Existenz der Lady A erfahren. Auf dem Asylplaneten hatten sie auch Pias kennengelernt und sich mit ihm zusammengetan. Pias hatte dort eine private Racheaktion gegen einen der verbrecherischen Flüchtlinge inszeniert.
    Der Chef nickte ernst. »Kein Zweifel, das alles hat einen Hauch von Lady A an sich. Dir könnt euch gut vorstellen, daß uns diese möglichen Flüchtigen viel mehr Sorgen machen als die gewöhnlichen Verbrecher ... Jeder der auf Gastonia Verbannten wurde wegen eines ganz besonderen Verbrechens hingeschickt - wegen Hochverrats nämlich. Wir besitzen einen von Verrätern bevölkerten Planeten, von denen jeder einzelne Grund hat, das Imperium zu hassen. Viele von ihnen sind gefährlich wie Karla Jost. Wenn Lady A und ihre Komplizen Hilfe suchen, dann könnten sie keinen geeigneteren Ort finden.
    Kaum hatte ich das entdeckt, als ich euch kommen ließ. Während ihr unterwegs wart, habe ich eine vorläufige Theorie entwickelt. Vom Überfall auf Lings Basis her wissen wir bereits, daß die Verschwörer über viele Schiffe verfügen. Aus den spärlichen Trümmerresten der Munitionsfabrik, die Jules und Vonnie auf Slag zerstörten, können wir ersehen, daß die Verschwörer Waffen in großer Zahl herstellten. Wenn unsere Befürchtungen hinsichtlich Gastonia auf Wahrheit beruhen, wissen wir, woher die Verschwörer ihren Nachschub an Personal beziehen.«
    Der Chef setzte sich gerade auf und fuhr sich mit der Hand über den spiegelglatten Schädel. »Am meisten aber beunruhigt mich der Umstand, daß jetzt alles zusammenkommt. Schiffe, Waffen, Menschenmaterial - und im Hintergrund zwei Strategen, die über jeden unserer Schritte Bescheid zu wissen scheinen, während wir von ihnen so gut wie nichts wissen. Ich habe das Gefühl, daß es sehr bald passieren wird. Und in knappen vier Monaten ...«
    Er brauchte den Gedanken nicht weiter auszuführen. Seine Agenten wußten genau, was er meinte. In vier Monaten würde Kaiser Stanley X. seinen siebzigsten Geburtstag feiern und hatte bereits seine Absicht kundgetan, zu diesem Zeitpunkt zugunsten seiner Tochter Edna abzudanken. Kronprinzessin Edna würde dann den Titel Kaiserin Stanley XI. annehmen und die oberste Herrscherin über das Erdimperium und seine viele Milliarden Menschen sein. Edna Stanley war eine kraftvolle und kluge Frau,