Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)
ab, weil ich heute nur bis zwei arbeite. Ich möchte mich dafür erkenntlich zeigen, dass Sie mein Auto aus dem Graben gezogen haben – und vor allem für gestern Abend. Charlie und ich …“
Ihr hättet euch Finger und Zehen oder mehr abgefroren, wenn ich euch nicht gefunden hätte. Ein Schauer, der nichts mit der eisigen Luft zu tun hatte, rann ihm über den Rücken.
„Jedenfalls möchte ich Sie irgendwie für Ihre Bemühungen bezahlen. Gibt es etwas, das Sie brauchen oder gern hätten?“
Küsse kamen ihm in den Sinn. „Da gibt es nichts zu bezahlen.“ Er zog den Sattelgurt fest. „Sie können jetzt ruhig fahren. Die Straße ist inzwischen geräumt und gestreut.“
Sie blieb bei der Tür stehen und beobachtete, wie er Northwind aufzäumte. „Er ist wundervoll“, flüsterte sie ein wenig atemlos, als er den Hengst an ihr vorbei in die Boxengasse führte. „Und so riesig.“
Mit dem trappelnden Pferd auf den Fersen strebte Ashford dem Hinterausgang zu. Er hoffte, dass Rachel klug genug war, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Er hatte einfach keine Lust zu reden.
Sie sind sehr nett. Nicht zum ersten Mal kamen ihm ihre Worte in den Sinn. Ein wirklich netter Mensch hätte jetzt eine Minute mit ihr geplaudert, ein wenig mit ihr geflirtet und sich mit einem Lächeln und einem Winken verabschiedet, anstatt sie einfach zu ignorieren.
Mit gebührendem Abstand folgte sie Northwind aus dem Pferdestall in den sonnigen kalten Tag.
Als Ashford stehen blieb und die Steigbügel hinunterzog, trat sie zu ihm und verkündete: „Ich bin zum ersten Mal auf einer Ranch.“ Ihr Atem bildete weiße Wolken. Ihre Nase wurde rot vor Kälte. Sie blickte hinaus über das Land. „Es ist irgendwie beängstigend …“
Beängstigend? Er musterte die weite Fläche. Weiden und Felder waren unter einer weißen Winterdecke begraben. Das Vieh, das an Heuballen knabberte, trug verharschten Schnee auf dem Rücken. Ihm bedeutete dies alles sehr viel.
„… und fantastisch.“
Ihr Lächeln wirkte faszinierend und zugleich scheu. Das war neu für ihn. Seit wann können Pressefuzzis schüchtern sein?
„Ich würde gern mehr über dieses Leben erfahren“, fuhr sie fort. „Mein Sohn ist verrückt nach Pferden und Cowboys und …“
„Es ist ein hartes Leben“, unterbrach er, um ihr von vornherein jegliche Illusionen zu rauben.
„Davon bin ich überzeugt.“ Sie zog sich einen Handschuh aus, trat zögernd zu Northwind und berührte seine Mähne mit den Fingerspitzen. „Er hat so langes Haar. Es fühlt sich ja wie Rohseide an! Bürsten Sie es jeden Tag?“
„Zwei Mal.“
Sie wurde mutiger und schob die Hand unter die Mähne. „Er ist ganz warm.“ Sie blickte zu Ashford hinüber. „Und so kraftvoll.“
Ihre Worte gingen ihm unter die Haut. Er hatte das Gefühl, dass sie über ihn und gar nicht über das Tier sprach.
Sie drehte sich wieder zu Northwind um. „Er sieht aus wie diese spanischen Pferde, die man in Filmen über Mexiko sieht.“ Sie schmunzelte. „Wie ein Pferd, das Zorro reiten würde, nicht!?“
Schroff entgegnete er: „Das ist doch Hollywoodkitsch.“
Ihr Lächeln schwand.
In freundlicherem Ton erklärte er: „Northwind ist ein Andalusier. Eine sanfte, intelligente und sehr ausdauernde Rasse, die sich hervorragend für den Umgang mit Vieh eignet.“
„Ausdauernd genug, um mit ihm den ganzen Tag über die Ranch zu reiten?“
„Für alles, was man ihm abverlangt.“
Erneut schaute sie in die Ferne. „So viel Land.“
„Es ist ein relativ kleiner Besitz. Montana verliert immer mehr Gehöfte und Weideland an große Konzerne. In dreißig Jahren wird man kaum noch ein Anwesen wie die Flying Bar T finden. Die kleinen Unabhängigen werden von Megabetrieben verschluckt, die dann von riesigen Besprechungszimmern aus statt von Cowboys geführt werden. Sie werden von Bauunternehmern aufgekauft, die selbst im Nirgendwo riesige Wohnanlagen errichten. Oder von Filmstars, die nicht wissen, was sie mit ihrem vielen Geld anfangen sollen.“
Plötzlich kam er sich entblößt vor, weil sie als Reporterin stets auf der Suche nach einer Story war, um diese so schnell wie möglich laut herauszuposaunen. Als Nächstes veröffentlichte sie womöglich seine abfälligen Bemerkungen über Bauunternehmer und Konglomerate. Eine super Werbung für unseren Viehverkauf!
Verärgert über sein loses Mundwerk, nahm er die Zügel auf und schwang sich in den Sattel. Leder ächzte, Zaumzeug klirrte.
Rachel verdeckte die
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