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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Proben. So oder so, dass es sie gibt, beweist etwas. Ich muss nur herausfinden, was.«
    »Proben? Vergiss es. Niemand lässt dich an diese Robbe ran, Annie.«
    »Ach ja?« Annie fegte den Einwand mit einer Handbewegung fort. »Mir fällt schon was ein, glaub mir.«

Kapitel 3
     
    A ls Jenn ihren Vater nach der Ölkatastrophe in Possession Point fragte, bekam sie keine zufriedenstellende Antwort. Ihre Mutter war auch keine große Hilfe. Ihr Dad war voll und ganz mit seinen Vorbereitungen auf das Seattle Brew Fest beschäftigt und brummte lediglich: »Kleines, sehe ich aus, als hätte ich Zeit für Schnee von gestern?«, während er gleichzeitig in seinem Brauschuppen mit einem riesigen Krug bernsteinfarbenen Biers kämpfte. Ihre Mom war in ihre tägliche Lektüre der Bibel vertieft, weshalb sich ihre Antwort darauf beschränkte, dass Gott den Menschen durch Naturkatastrophen etwas mitteilen wolle. Als Jenn entgegnete, dass eine Ölverschmutzung in Possession Point kaum etwas mit einer Naturkatastrophe zu tun hätte, erwiderte Kate: »Schau dir nur die ganzen Tornados an, die den Mittleren Westen dieses Jahr heimgesucht haben, Jennifer, und frag dich mal, ob das kein Beweis für Gottes Zorn ist, wenn Häuser in Stücke gerissen und Dächer durch die Luft geschleudert werden.« Jenn war klar: Jegliche Unterhaltung mit ihrer Mutter würde nicht auf Tatsachen beruhen, sondern vielmehr davon abhängen, welchen Teil des Alten Testaments sie und ihre Kirchenfreunde gerade studierten. Wenn sie die Wahrheit über Whidbey Island und irgendwelche weit zurückliegenden Ölkatastrophen erfahren wollte, würde sie sie wohl auf eigene Faust herausfinden müssen.
    Die Schule war dafür der beste Ort, weil es bei ihr zu Hause nichts gab, das ihr bei ihren Nachforschungen hätte helfen können. Deshalb steuerte sie am nächsten Schultag in der Mittagspause die Computer in der Bibliothek an.
    Technik war für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Es wäre hilfreich gewesen, wenn sie zu Hause einen Computer gehabt hätte, aber das konnte sie sich abschminken, weil Lebensmittel Vorrang hatten vor modernen Annehmlichkeiten technologischer Art. Natürlich wusste sie, wie man ins Internet kam. Suchmaschinen kannte sie auch. Aber um die Suchkriterien so einzustellen, dass sie auch fand, wonach sie suchte, brauchte sie jemanden, der wesentlich mehr Ahnung hatte als sie. Sie brauchte einen Assistenten. Squat Cooper war da genau der Richtige.
    Sie entdeckte ihn dort, wo sie ihn vermutet hatte: an einem Bibliotheksarbeitsplatz, an dem er seine Hausaufgaben machte. Warum Zeit mit Mittagessen verschwenden, wenn man Matheaufgaben lösen konnte? Er kritzelte gerade Lösungen für irgendein obskures Matheproblem hin und bekam wie immer nichts von dem mit, was um ihn herum vor sich ging. Er sah nicht auf, als Jenn ihm auf die Schulter tippte. Er sah nicht auf, als sie seinen Namen sagte. Schließlich fing sie an, seinen Nacken zu lecken und dabei genüssliche Geräusche von sich zu geben. Er sprang auf die Füße und schrie: »Was soll das denn?«, während sein rotes Gesicht noch röter wurde und er sich mit der Hand über die feuchte Stelle wischte, die Jenn hinterlassen hatte.
    »Ich brauche deine Hilfe, Schlaumeier«, erklärte sie ihm.
    »Wobei? Beim Übertragen von Bazillen?« Er schlug sich gegen den Nacken. Squat Cooper war so niedlich wie ein Hündchen und genauso offen und freundlich. Jenn kannte ihn seit dem Kindergarten.
    »Ach was. Dir hat es total gefallen und du willst unbedingt mehr.« Sie wackelte mit der Zunge.
    »Bäh. Wovon träumst du eigentlich nachts?«
    »Von dir.« Sie klappte sein Mathebuch zu, und als er zu protestieren anfing, teilte sie ihm mit: »Du kriegst sowieso eine Eins, du kriegst immer eine Eins, du wirst immer eine Eins kriegen. Ich brauche deinen Grips. Und da er mit deinem Körper verbunden ist, musst du mitkommen.«
    Er seufzte, folgte ihr jedoch und sagte: »Es war im Kindergarten, oder?«
    »Was war da?«
    »Da hab ich mal meine Milch mit dir geteilt. Wir haben denselben Strohhalm benutzt. Du hast daraus voreilige Schlüsse gezogen, und seitdem machst du dir was vor.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, dass ich dir nicht gehöre.«
    »Und ob. Du versuchst es nur zu verbergen, kein Wunder, so scharf, wie ich bin. Aber ich weiß seit der zweiten Klasse alles über dich. Hör also auf, dich dagegen zu wehren. Siehst du das, mein Freund?« Sie hielt den kleinen Finger hoch.
    »Was ist damit?«
    »Um den hab ich dich

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