Wieder nur ein Spiel
kränkten, verstand sie nun, warum er so hart und unnachgiebig geworden war. Er hatte Izabel wirklich geliebt, hatte unzählige Male vergeblich versucht, ihr zu helfen, bis sie schließlich nicht nur ihre Ehe, sondern auch ihr eigenes und noch dazu das Leben seiner Schwester Elena zerstört hatte. Und sie, Emily, hatte den Preis für den Schmerz und die Enttäuschung zahlen müssen, die Izabel Duarte zugefügt hatte.
Duarte atmete tief durch und fuhr sich durchs Haar. “Es wird Zeit, dass wir uns für die Party fertig machen.”
Emily nickte schweigend, nahm die Sachen, die er ihr geschenkt hatte, und ging damit ins Bad. Wenn Duarte wollte, dass sie ihre zierliche Figur unvorteilhaft zur Schau stellte, dann würde sie es eben tun. Nach einer ausgiebigen Dusche zog Emily das neue Kleid an und betrachtete sich skeptisch im Spiegel. Vielleicht sollte sie ihr Haar lieber hochstecken, damit sie etwas größer wirkte …
Als Emily eine halbe Stunde später die Treppen herunterkam, fiel ihr sofort auf, dass irgendjemand ein wahres Wunder mit den Blumen vollbracht hatte. Sie betrachtete immer noch staunend das Ergebnis, als Duarte erschien. Als er Emily in ihrem neuen Outfit sah, veränderte sich plötzlich sein Gesichtsausdruck.
“Ich … ich habe gleich gewusst, dass es mir nicht stehen würde”, sagte sie frustriert. “Ich sehe regelrecht verhungert aus in diesem Kleid. Gib mir zwei Minuten, damit ich…”
Doch Duarte ließ sie gar nicht ausreden, sondern griff nach ihrer Hand. “Du brauchst dich nicht umzuziehen, denn du siehst fantastisch aus. Wirklich reizend, minha jöia.”
“Das glaube ich nicht!”
Duarte zog Emily vor den großen Spiegel in der Eingangshalle. “Schau dich an, und sag mir, was du siehst.”
Emily verzog das Gesicht. “Meine Beine und Arme sind zu dünn, mein Hals ist zu lang und … ach, mir gefällt überhaupt nichts an mir!”
“Mir dafür umso mehr”, flüsterte Duarte ihr zärtlich ins Ohr und umfasste sie von hinten. “Du hast sehr schöne Beine, siehst du das denn nicht?”
“Sie sind viel zu kurz”, beharrte Emily.
“Es kommt nicht auf die Länge an, sondern auf die Proportionen. Bei dir passt alles wunderbar zusammen. Du hast schlanke Beine, zarte Arme und einen schönen Hals. Und das Hellblau steht dir einfach zauberhaft.”
„Findest du nicht, dass ich viel zu dünn bin?” fragte Emily verunsichert.
“Du siehst hinreißend aus, minha esposa. Lass dir von deinen eifersüchtigen Schwestern nicht mehr einreden, du seiest nicht hübsch genug. Sie haben doch nur Angst, du könntest sie mit deiner reizenden Ausstrahlung ausstechen. Hör endlich auf, dich wegen irgendwelcher körperlicher Makel zu quälen, die gar nicht existieren.”
Emily betrachtete sich nun genauer im Spiegel, und plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sich irgendetwas in ihr rührte. Duarte hatte Recht. Sie war zwar klein und zierlich, aber trotzdem nicht zu dünn. Es war ein guter Einfall gewesen, das Haar hochzustecken, denn so kamen die zarten Konturen ihres Gesichtes viel besser zur Geltung. Und das hellblaue Kleid bildete einen interessanten Kontrast zu der kräftigen Farbe ihrer Augen.
Emily suchte im Spiegel Duartes Blick und entdeckte darin unverhohlenes Verlangen. “Meine Schwestern sind bestimmt nicht eifersüchtig auf mich”, sagte sie schnell, damit er nicht merkte, wie stark sie schon wieder auf ihn reagierte.
“Natürlich sind sie das. Warum hätten sie dich sonst ständig ärgern oder demütigen sollen? Du brauchst sie gar nicht in Schutz zu nehmen”, fuhr Duarte fort, bevor Emily ihm widersprechen konnte. “Nicht einmal deine Mutter war auf deiner Seite.” Er sah Emily liebevoll an. “Auch wenn dir deine Familie wichtig ist, solltest du endlich aufbegehren und allen zeigen, dass du auch Respekt verdienst.”
In diesem Augenblick wurden die ersten Gäste eingelassen, so dass Emily und Duarte ihr Gespräch beenden mussten. Emily dachte noch lange über Duartes Worte nach. Natürlich tat es weh, dass ihm aufgefallen war, wie respektlos ihre Familie sie behandelte. Andererseits jedoch war Emily gerührt, wie viele Gedanken er sich um sie machte. Ob sie es allerdings jemals schaffen würde, sich gegen ihre Schwestern zu behaupten, wagte sie zu bezweifeln.
Die Party war bereits in vollem Gange, als Bliss erschien. Fast alle männlichen Gäste drehten sich nach ihr um, als sie in ihrem eng anliegenden roten Kleid den Raum durchquerte.
Emilys Herz schlug schneller, als sie
Weitere Kostenlose Bücher