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Winterträume

Winterträume

Titel: Winterträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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die mein Vater damals mitgebracht hat. Es sind inzwischen etwa zweihundertfünfzig. Sie sind schon so lange abgeschnitten vom Rest der Welt, dass ihr ursprünglicher Dialekt zu einer beinahe unverständlichen rudimentären Sprache degeneriert ist. Einigen von ihnen – meinem Sekretär und zwei, drei Haussklaven – bringen wir Englisch bei.
    Und das ist der Golfplatz«, fuhr er fort, während sie über den samtigen Rasen schlenderten. »Es gibt nur Grüns – keine Fairways, keine Roughs, keine Hindernisse.«
    Er lächelte John freundlich an.
    »Sind viele Männer im Käfig, Vater?«, fragte Percy unvermittelt.
    Braddock Washington strauchelte und fluchte unwillkürlich. »Einer weniger, als es sein sollten«, antwortete er düster. »Es gab Probleme.«
    »Mutter hat mir davon erzählt«, sagte Percy. »Der Italienischlehrer –«
    »Ein schrecklicher Fehler«, sagte Braddock Washington aufgebracht. »Aber es kann durchaus sein, dass wir ihn erwischt haben. Vielleicht ist er im Wald oder auf den Felsen gestürzt. Und sollte er es geschafft haben, besteht immer noch die Möglichkeit, dass man ihm seine Geschichte einfach nicht glaubt. Trotzdem habe ich zwei Dutzend Männer ausgeschickt, die in den umliegenden Siedlungen die Augen nach ihm offenhalten.«
    »Und bisher ohne Erfolg?«
    »Doch, ein wenig. Vierzehn von ihnen haben meinem Agenten berichtet, sie hätten einen Mann, auf den die Beschreibung passt, getötet, aber die wollten wahrscheinlich nur die Belohnung kassieren.«
    Er hielt inne. Sie waren an einer tiefen Grube vom Durchmesser eines Karussells angelangt, die mit einem starken Eisengitter verschlossen war. Braddock Washington winkte John zu sich und wies mit dem Gehstock hinunter. John trat an den Rand und starrte hinab. Sogleich drang von unten wildes Geschrei an seine Ohren.
    »Na, komm, steig runter in die Hölle!«
    »He, Jungchen, wie ist die Luft da oben?«
    »Wirf uns ein Seil runter!«
    »Du hast nicht zufällig einen alten Donut, Kumpel, oder ein paar Sandwiches, die du nicht mehr brauchst?«
    »Wenn du den Typen da mal eben runterschubsen würdest, könnten wir dir zeigen, was ein schneller Abgang ist.«
    »Au ja, tu mir den Gefallen und hau ihm eine rein!«
    In der Grube war es zu dunkel, als dass man etwas hätte erkennen können, doch der vierschrötige Optimismus und die robuste Vitalität der Stimmen und Bemerkungen verrieten John, dass es sich bei den Sprechern um Mittelschichtamerikaner der beherzteren Art handelte. Mr. Washington drückte mit dem Stock auf einen im Gras verborgenen Knopf, worauf Scheinwerfer aufflammten und die Szene dort unten beleuchteten.
    »Das sind einige abenteuerlustige Burschen, die das Pech hatten, El Dorado zu entdecken«, bemerkte er.
    Bei der Grube handelte es sich, wie man jetzt sehen konnte, um eine große, schüsselartige Vertiefung, deren steile Wände offenbar aus geschliffenem Glas bestanden, und auf dem leicht konkaven Boden standen etwa zwei Dutzend Männer, die in ihrer Pilotenkleidung halb uniformiert, halb kostümiert wirkten. Ihre himmelwärts gerichteten Gesichter waren erfüllt von Zorn, Bösartigkeit, Verzweiflung und Zynismus. Sie hatten lange Bärte, und bis auf einige wenige, die sichtlich abgezehrt waren, wirkten sie gesund und wohlgenährt.
    Braddock Washington zog einen Gartenstuhl an den Rand der Grube und setzte sich.
    »Na, Jungs, wie geht’s?«, erkundigte er sich leutselig.
    Ein Chor, an dem sich alle außer den wenigen beteiligten, die zu demoralisiert waren, brüllte Verwünschungen in den Sommerhimmel, doch Braddock Washington blieb gelassen. Als das letzte Echo erstorben war, sagte er: »Ist euch etwas eingefallen, wie sich das Problem lösen ließe?«
    Da und dort ertönte irgendeine Bemerkung.
    »Wir haben beschlossen zu bleiben, weil’s uns hier so gut gefällt!«
    »Lassen Sie uns raus, und wir werden einen Weg finden!«
    Braddock Washington wartete, bis sie wieder verstummten. Dann sagte er: »Ich habe euch die Situation geschildert. Ich will euch hier nicht haben. Bei Gott, ich wollte, ich hätte euch nie gesehen. Eure eigene Neugier hat euch hierhergebracht, und wenn euch eine Lösung einfällt, die mich und meine Interessen schützt, werde ich sie mit Freuden in Erwägung ziehen. Aber solange ihr eure Energie darauf verschwendet, Tunnel zu graben – ja, ja, ich bin über euer neues Projekt informiert –, werdet ihr nicht sehr weit kommen. Das alles ist gar nicht so schlimm, wie ihr behauptet, trotz des Geheuls

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