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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Billard spielen oder komponieren können, ohne es je versucht zu haben, so daß sie nicht einmal von ihrem Talent wissen. Dann probieren sie es doch einmal aus, sei es durch einen Zufall oder einfach nur zum Spaß, ohne jemals vorher darauf gekommen zu sein, daß sie gut darin sind. Und siehe da! Ich weiß nicht, eventuell bilde ich mir das alles nur ein. Vielleicht ist das auch so leicht, daß es jeder Idiot könnte. Immerhin habe ich keine Angst mehr – jedenfalls nicht vor Ihrer ganzen Truppe.«
    Loge starrte ihn verdutzt an und murmelte schließlich: »Sie müssen etwas getrunken haben.«
    Malcolm schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine das ganz ernst. Im wahren Leben mag ich ein absoluter Versager sein, aber das hier ist etwas anderes. Sagen Sie Ihrem Boß, er könne die schwersten Geschütze gegen mich auffahren, dann wird er schon sehen, was er davon hat. Ich habe bereits Alberich und die Rheintöchter abgefertigt, und ich werde auch mit ihm klarkommen, falls er mir lästig wird. Ich meine, was will er mir schon anhaben? Ich verstehe sämtliche Sprachen und lese die Gedanken der Leute, so daß ich stets weiß, was wirklich vor sich geht. Ich kann mich verwandeln, so daß alles, was er gegen mich einsetzen will, seine Wirkung verliert, indem ich es übertrumpfe oder mich einfach davonmache. Und ich glaube, daß das noch nicht alles ist. Meines Erachtens hat er gegen den Ring keine Mittel. Falls er etwas unternehmen will und ich das nicht zulasse, dann ist er machtlos. Das ist logisch.«
    »Und warum?«
    »Ganz einfach. Solange ich keine Fehler mache oder böse Gedanken hege, kann der Welt nichts Schlimmes zustoßen. Also kann auch mir nichts Schlimmes zustoßen, stimmt’s? Ich bin wie jeder andere ein Bewohner dieser Erde und stehe somit unter meinem eigenen Schutz.« Malcolm ließ sich von seinem Gedankengang immer weiter mitreißen. »Wie heißt es noch mal in der Bibel? Jesus starb für die Sünden der Welt. Darauf falle ich nicht noch einmal herein.« Er unterbrach sich und sagte dann mehr zu sich selbst als zu Loge: »Deshalb habe ich auch dieses Mädchen kennengelernt. Allen Menschen widerfahren angenehme Dinge, also auch mir.«
    Als Malcolm aus Freude darüber lachen mußte, tippte sich Loge gegen die Stirn und grummelte: »Sie sind schon genauso schlimm wie er. Sagen Sie später nicht, daß ich Sie nicht gewarnt hätte.«
    »Sie brauchen sich überhaupt keine Sorgen zu machen. Sie werden schon sehen, alles wird gut ausgehen«, verkündete Malcolm feierlich.
    Loge stand auf und entgegnete: »Ich hoffe nur, Sie behalten recht. Falls nicht, schauen Sie bitte Sonntag nachmittags bei mir vorbei, und füttern Sie die Enten, die auf mir herumschwimmen.«
     
    Wotan lehnte sich im Fahrersitz des Mercedes zurück und ließ sich Loges Geschichte durch den Kopf gehen.
    »Er hat recht, jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt«, meinte der König der Götter. »Wie ich schon sagte, richten wir mit Gewalt nicht viel aus. Ich wüßte auch gar nicht, in welchem Ausmaß ich sie anwenden müßte. Selbst wenn ich ihm den Ring gegen seinen Willen abnehme, gerate ich garantiert in große Schwierigkeiten.«
    »Und mit wem?«
    »Mit mir selbst, und zwar in meiner Rolle als Gott der Gerechtigkeit. Wenn ich ihm den Ring abnähme und feststellen müßte, daß mein Handel unerlaubt war, müßte ich aufhören zu existieren. Ein verdammter Teufelskreis!«
    Der Gott der Götter dachte angestrengt nach, dann lächelte er. Ihm war etwas eingefallen, und Loge wartete ungeduldig darauf, endlich zu hören, worum es sich dabei handelte.
    Schließlich murmelte Wotan geheimnisvoll vor sich hin: »Es hat schon einmal funktioniert, warum sollte es also nicht noch mal funktionieren?«
    »Was?« fragte Loge entgeistert.
    »Die Brünnhilde-Option«, entgegnete Wotan. »Warum eigentlich nicht?«
    »Aber beim erstenmal funktionierte sie nicht, sondern hat kläglich versagt«, widersprach Loge.
    »Das lag am Hagen-Faktor und dem Siegfried-Aspekt. Und wenn wir ehrlich sein wollen, spielte der Brünnhilde-Aspekt selbst auch eine Rolle. Aber dieses Mal haben wir einen ganz anderen Fisch an der Angel.«
    Bei diesem Vergleich erschauderte Loge. »Das ist ein grausames Spiel. Gib mir aber nicht die Schuld, wenn ich …«
    »Als wenn ich das täte! Jedenfalls glaube ich, das Problem geknackt zu haben. Er ist genau einer von diesen Idioten, die auf so was hereinfallen.«
    »Das stimmt allerdings«, räumte Loge mit verhaltenem Optimismus ein. »Warum

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