Wolf inside (German Edition)
schwergefallen, aber es hatte sich gelohnt. Daran bestand kein Zweifel.
Doch auf Dauer? Nein, auf Dauer waren solche Spielchen nichts mehr für mich! Jedenfalls nicht, wenn ich der zu Dominierende sein sollte.
Ich schlug die Wagentür zu und sah mein Spiegelbild in der Scheibe. Entschlossen nickte ich dem Macho auf der rechten Schulter zu. Wir waren uns einig. Die Lady auf meiner linken ignorierte ich. Doch wie die Weiber so sind, dachte die gar nicht daran, sich ignorieren zu lassen. ‚ Sollst du dich belügen?’, trällerte sie frech. ‚Was du da verzapfst, das glaubst du doch selber nicht, nie und nimmer!’
Und diesmal ließ ich den Macho gewähren, als der sie packte und ihr mit seiner Hand die große Klappe verschloss.
*
Als ich mich aus dem Bett quälte, besonders gut hatte ich nicht geschlafen, hatte ich Muskelkater an Stellen, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gab. Ich trainierte mindestens dreimal die Woche, hielt mich fit. Hanteln, Ruderbank, Joggen. Trotzdem kam ich mir vor wie ein nasser Sack. Ich zuckte kurz zusammen, als ich mich nach meiner Jeans bückte. Es war eindeutig. Ich wurde zu alt für Sex im Auto.
Nach einer langen, heißen Dusche traf ich im Flur auf Sandro. Ich musterte ihn, jetzt sah er eindeutig besser aus. Seine Gesichtsfarbe war zwar noch nicht so rosig wie der junge Morgen, doch auch längst nicht mehr so kränklich.
Er sah mich nur kurz an, vermied jeden direkten Augenkontakt. Unsicherheit lag auf seinem Gesicht, soweit ich das hinter seinen langen Haaren erkennen konnte. Seine ganze Haltung, die hochgezogenen Schultern, der gesenkte Kopf, die Hände in den Taschen vergraben, der Bengel war ein einziges Schuldbekenntnis. Von dem Wolf war nichts zu sehen. Schlauer Bursche.
„ Abflug in fünfzehn Minuten. Wir haben heute volles Programm“, knurrte ich und ließ ihn damit stehen, jetzt brauchte ich dringend einen Kaffee.
In der Küche erwartete mich schon eine Thermoskanne auf dem Tisch. Und eine Tasse. Der Kleine musste ja ein extrem schlechtes Gewissen haben. Ich grinste vor mich hin. „Keine Brötchen?“, brummte ich dann.
Sandro kam hinter mir her geschlichen. „Shane, ich … Es tut mir leid.“
Ich sagte erst einmal gar nichts, stand nur so da, an den Besenschrank gelehnt und schlürfte meinen Kaffee, der überraschenderweise wirklich gut war.
Sandro setzte erneut zu einer Erklärung an. „Vulto macht meistens, was er will. Und gestern … wollte er unbedingt raus. Er ist kein Hund, dem man einen Befehl erteilt, und der dann gehorcht. Verstehst du …“ Er brach ab.
Ich nahm noch einen Schluck, dann antwortete ich ernst. „Ich weiß, dass ein Wolf kein Schoßhund ist. Ich weiß auch, dass er keinem etwas tun würde.“ Mir fiel die kleine Episode mit Paul ein. „Jedenfalls nicht ohne Grund. Doch das wissen die anderen nicht. Stell dir mal vor, die Cops bekommen einen Anruf, ein riesiger Wolf rennt durch die Straßen. Die würden ihn jagen, mit allem, was sie zur Verfügung haben! Und sie würden ihn erschießen, ohne mit der Wimper zu zucken.“ Anschließend würden sie ihn genauestens untersuchen, ihn aufschneiden, sezieren und am Ende ausstopfen und als Riesenbestie ausstellen. Das wäre nicht das erste Mal.
Sandro wurde blass. Er sah mich an, und in seinen Augen stand etwas, das ging über die Angst um den Wolf weit hinaus. Er kämpfte mit sich, ich hatte das Gefühl, er wollte mir etwas Wichtiges sagen.
Doch bevor er einen Ton von sich geben konnte, stand der Ausreißer in der Küchentür und knurrte. Seine Nackenhaare hatten sich aufgestellt, es hörte sich an, als wollte der Wolf ihn warnen.
Sandro erstarrte, dann wirbelte er herum und wurde noch blasser. Er ließ sich mit dem Rücken zum Wolf auf einen der Stühle fallen, und vergrub den Kopf in den Händen.
Ich hatte zwar noch nicht das Gefühl, wirklich eingreifen zu müssen, aber ich schob mich vor Sandro. Wenn der Köter Ärger machen wollte, dann musste er an mir vorbei. „So Freunde. Immer mit der Ruhe. Der Wolf wird jetzt schön brav sein und sich in den Flur legen.“ Ich zeigte mit dem Finger zur Tür. Dann legte ich dem Jungen die Hand auf die Schulter. „Sandro, wenn du mir was zu sagen hast, dann los.“
Doch Sandro war schon aufgestanden, schüttelte den Kopf und folgte Vulto hinaus. Ich ließ ihn ziehen. Was sagte meine Mom immer? Wer nicht will, der hat.
11
Was wolltest du da gerade machen? Ich entscheide, ob und wann du diesem Detektiv davon erzählst, klar?
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