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Wolkengaenger

Titel: Wolkengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Philps , John Lahutsky
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auch nicht aufgehört
     hatten, als sie nach ihrer Hochzeit mit ihrem Mann zusammengezogen war und dessen Namen angenommen hatte.
    |190| Die beiden Frauen saßen lange zusammen und überlegten, wer hinter den Anrufen stecken könnte. Womit konnte Wika derartige
     Feindseligkeiten heraufbeschworen haben? Ihnen war nicht ganz klar, wo die Verbindung lag, doch sie waren sich einig, dass
     es etwas mit Wikas Bemühungen, Wanja zu retten, zu tun haben musste. Was sonst hatte sie getan, um Aufmerksamkeit auf sich
     zu ziehen?
     
    Obwohl es niemand offen aussprach, konnte Sarah spüren, dass die Angestellten des Babyhauses 10 ihr die Schuld daran gaben,
     dass Wanjas Adoption nicht voranschritt. Sie hatten angenommen, dass Wanja nach England gehen würde, hatten sogar das Foto
     von Linda und ihm in einem der Ärztezimmer aufgehängt. Zwar sprach niemand Sarah direkt darauf an, doch das Verhalten der
     Angestellten sprach Bände. Als Sarah einen Brief von Linda zur Weitergabe an Adela erhielt, bat sie ihren Mann, ihn ins Babyhaus
     zu bringen und zu übersetzen. Adela hatte schon immer lieber Alan ihr Herz ausgeschüttet.
    Als er dort eintraf, wurde er von einer äußerst mürrischen und angriffslustigen Adela begrüßt.
    »Warum bringen Sie immer so viele Leute hierher?«, fragte sie ihn. Von der verwirrten alten Dame war nichts mehr zu spüren.
     »Sie quälen mich. Sie machen mich ganz verrückt. Meine Vorgesetzten sagen, ich sei eine schlechte Chefärztin.«
    »Aber ich bringe doch gar niemanden mit«, erwiderte Alan.
    Sie hob drohend einen Finger. »Sie und Sarah und Wika – ist das etwa niemand?«
    »Nun, wir kommen, um Wanja zu besuchen. Er braucht Gesellschaft.«
    Als sie Wanjas Namen hörte, wurde Adelas Tonfall schlagartig weicher. »Oh, Sie hätten ihn heute in der Kapelle sehen sollen.
     Er hat Psalmen gesungen und sich bekreuzigt. Er ist ein Engel, dieser Junge.« Die Erinnerung daran trieb Adela Tränen in die
     Augen.
    Kurz darauf saßen Alan und sie wie alte Freunde bei einer Tasse Tee zusammen. Doch abermals nahm die Unterhaltung |191| eine bizarre Wendung. Anneke, eine Freundin von Sarah aus Holland, hatte ihr Herz an einen kleinen Jungen aus dem Babyhaus
     10 verloren. Der Junge war zu früh auf die Welt gekommen und galt als zurückgeblieben.
    »Ich allein bin schuld«, sagte Adela und rang verzweifelt die Hände. »Ich bin schuld, dass er adoptiert werden soll. Ich hätte
     seinen Namen nie weitergeben dürfen.«
    »Aber was ist denn falsch daran?«, fragte Alan. »Er sollte adoptiert werden. Er verdient eine Chance auf ein Leben.«
    »Sie verstehen nicht. Die Mutter kommt aus Holland. Dort wird Euthanasie praktiziert. Sobald er größer ist, werden sie feststellen,
     dass er geistig zurückgeblieben ist, und dann werden sie ihn töten. Das macht man so in Holland.«
    Sie erklärte Alan, dass sie keine Probleme damit hätte, Kinder in »orthodoxe« Länder wie Amerika und England zu schicken.
     Doch sie war fest entschlossen, den Jungen nicht nach Holland gehen zu lassen. »Ich mag diese Leute nicht«, murmelte sie.
    Während Alan über ihre groteske Logik nachgrübelte, die den Jungen der vermutlich einzigen Chance seines Lebens beraubte,
     merkte er, dass Adela inzwischen das Thema gewechselt hatte. »Wir können ihn nicht ewig hierbehalten. In seinem Alter sollte
     er längst im Internat 30 sein.«
    »Sie sprechen doch nicht von Wanja, oder? Ich habe einen Brief von Linda für Sie dabei. Sie schreibt, dass es mit der Adoption
     vorangeht. Insgesamt lassen sich die Behörden in England aber viel Zeit. Sie wollen sich erst davon überzeugen, dass Linda
     als Adoptivmutter geeignet ist.«
    Adela wies den Brief zurück. »Das reicht nicht. Ich brauche etwas Offizielles.« Sie erklärte, dass die Kommission nun jederzeit
     im Babyhaus eintreffen könne und dass ihr die Anwesenheit eines Siebenjährigen großen Ärger bereiten würde.
    »Aber Adela. Denken Sie daran, was ihm in Filimonki widerfahren ist. Sie dürfen nicht zulassen, dass sich das wiederholt.«
    Alan hatte das Gefühl, dass Adela ihm noch etwas sagen |192| wollte. Schließlich platzte sie damit heraus. »Ich habe heute den Priester gebeten, Sie zu segnen.«
    »Das ist sehr aufmerksam von Ihnen.«
    »Ich habe den Priester gebeten, Sie zu segnen, damit Sie keine hässlichen Dinge über uns schreiben.«
    Nachdem Alan das Babyhaus verlassen hatte, versuchte er, hinter den Sinn von Adelas Worten zu kommen. Er hatte sie oder das
     Babyhaus 10 in

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