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Ysobel – Das Herz aus Diamant

Ysobel – Das Herz aus Diamant

Titel: Ysobel – Das Herz aus Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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du Kleider hast!«
    Plötzlich fiel ihr Blick auf die kostbare Pelzdecke über dem Alkoven. Sie hatte längst keine Skrupel mehr, sich an Dame Thildas Reichtümern zu bedienen. Der Pelz war schwer, aber die seidige Wärme des flauschigen Felles legte sich wie Balsam auf ihre überreizten Nerven. Sie kauerte sich unter seinem Schutz wieder in die vertraute Fensternische.
    Sie war nicht länger müde, nur unendlich erschöpft und niedergeschlagen. Es kam ihr vor, als bereite sich ihr Körper bereits darauf vor zu sterben. Er war es leid, noch mehr Kummer und Qualen zu ertragen. Noch mehr schmerzliche Sehnsucht, von der ihr Verstand wusste, dass sie ohnehin nie Erfüllung finden konnte.
    »Heilige Anna, gib mir Mut und geleite mich durch diese Stunden«, murmelte sie. »Danach will ich dich nie wieder um etwas bitten.«

21. Kapitel
    Wo ist er?«
    »Fragt Ihr mich das wirklich?«
    Jean de Montfort bedachte den Grafen von Vannes mit einem Blick, der eine höchst eigenartige Mischung aus Zorn, Erleichterung und Zufriedenheit ausdrückte. Er legte eben die letzte Hand an seinen Waffengurt, und der Graf war gekommen, um ihm Bescheid zu geben, dass der Feldkaplan für den Segen erschienen war. Noch kündete sich der Sonnenaufgang nur mit einem zarten Hauch an, aber das Heer befand sich bereits unter den Waffen.
    »Er begibt sich in Lebensgefahr. Ich hätte es ihm ausdrücklich verbieten sollen«, murmelte der Fürst, von jähen Zweifeln gepackt.
    »Um ihn in einen Konflikt zwischen seinem Treueeid und seinem Herzen zu bringen?«, entgegnete Hervé de Sainte Croix trocken. »Dem Himmel sei Dank, dass Ihr auf diese zusätzliche Grausamkeit verzichtet habt. Die Situation ist ohnehin schlimm genug.«
    »Hat er überhaupt Chancen, die Dame zu befreien? Ihr kennt Cocherel von uns allem am besten. Was wird der alte Wolf tun?«
    »Das weiß der Himmel«, erwiderte der Graf von Vannes, dem es unter der Maske des schwarzen Landry für geraume Zeit gelungen war, den Söldnerführer erfolgreich an der Nase herumzuführen. »Er neigt zu brutalem Jähzorn, und der Machtkampf mit Gordien dürfte inzwischen ausgebrochen sein. Er muss an zwei Fronten siegen, wenn er überleben will. Die arme Demoiselle wird zum Opfer, mit dem er auch seinen Männern beweist, dass er noch genauso tatkräftig und grausam wie früher ist. Hinzu kommt die Sache mit dem Kreuz von Ys. Befindet es sich bereits in Cocherels Händen, ist das arme Mädchen verloren. Trotzt sie ihm und hat das Versteck noch nicht verraten, sieht die Angelegenheit ein wenig besser aus ...«
    »Der Himmel möge ihr beistehen, denn er wird Mittel und Wege finden, ihr die Zunge zu lösen!«, seufzte Jean de Montfort und bekreuzigte sich. »Ich frage mich dennoch, ob es richtig war, Jos de Comper dieses närrische Abenteuer zu erlauben. Ich verliere ungern tüchtige Männer, und er ist einer der Besten!«
    »Ketten wären die einzige Möglichkeit gewesen, ihn aufzuhalten«, widersprach der Graf. »Und mit der Methode hättet ihr ihn ebenfalls für immer verloren.«
    »Bei Gott, weshalb müsst Ihr ausgerechnet jetzt so verdammt logisch sein, Hervé?!«
    »Weil ich Euch damit am besten diene!«
    Der Herzog verzog das Gesicht, aber er verzichtete darauf, die nutzlose Debatte fortzuführen. Er griff nach dem federgeschmückten Helm und trat aus dem Zelt. Der Graf von Vannes folgte ihm mit steinernem Gesicht. Es war eine Sache, die Bedenken seines Fürsten zu zerstreuen, und eine völlig andere, die eigene Sorge im Zaum zu halten. Er wollte bei Gott nicht wissen, was seine Gemahlin ihm erzählte, wenn sie erfuhr, dass Ysobel de Locronan an diesem Tag ums Leben gekommen war.
    »Herr!«
    Im ersten Moment wusste er nicht, woher die Stimme kam. Erst als er den Blick ein wenig nach unten richtete, sah er das magere Frauenzimmer, das ihm kaum bis zur Schulter reichte. In schmutzige graue Lumpen gekleidet, von einer gehörigen Schicht Dreck bedeckt glich es einer kleinen grauen Maus, was vielleicht erklärte, wie es ihr gelungen war, bis zum Zelt des Herzogs zu gelangen, ohne dass ein Mensch sie aufgehalten hatte.
    »Was zum Donnerwetter tust du hier, Mädchen?«, fuhr der Graf sie verblüfft an. »Dein Platz ist bei den Trossweibern! Scher dich fort!«
    »Nein.« Die Kleine schüttelte hartnäckig den Kopf. »Ich gehöre zu den Leuten von Locronan. Mein Name ist Jeanne, und ich will wissen, ob der Herr Herzog wirklich in den Kampf ziehen will! Er darf das nicht tun, wenn es Ysobel das Leben kosten

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