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Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Titel: Zeit, gehört zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Knox
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kam. Es fällt mir schwer, mich an diese Momente zu erinnern, aber Patrick hatte Sex mit Meredith, in die er verliebt war. Allerdings weiß ich nicht mehr genau, ob er Meredith vorher bedroht hat. Ich erinnere mich verworren, dass er sie tötete.
    Kaum hatte ich unterschrieben, jubelten sie und klatschten sich ab.
    Ein paar Minuten später wollten sie meine Turnschuhe haben. Sobald ich sie ausgezogen hatte, nahm sie jemand mit hinaus.
    Schließlich erklärten sie mir, der pubblico ministero werde kommen. Ich wusste nicht, dass das der Staatsanwalt war – und jener magistrato, von dem Rita Ficarra ein paar Tage zuvor gesprochen hatte, als sie meine Reise nach Deutschland von seiner Genehmigung abhängig gemacht hatte. Ich dachte, es handle sich um den Bürgermeister oder einen anderen hochrangigen Würdenträger der Stadt, und er würde mir irgendwie helfen.
    »Sie müssen dem pubblico ministero erzählen, woran Sie sich erinnern«, verlangten sie.
    »Mir kommt es nicht so vor, als ob das Erinnerungen wären«, erwiderte ich. »Ich bin momentan wirklich durcheinander.« Ich erklärte ihnen sogar: »Ich erinnere mich nicht an diese Dinge. Ich sehe vor mir, wie sie geschehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es eine Erinnerung ist oder ob ich mir das ausdenke. Es kommt mir einfach so in den Sinn, aber ich weiß es nicht mit Bestimmtheit. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Ihre Erinnerungen werden zurückkehren«, behaupteten sie. »Dies ist die Wahrheit. Warten Sie’s nur ab, Ihre Erinnerungen kommen wieder.«
    Der pubblico ministero traf ein. Es befanden sich nicht mehr viele Leute im Raum, und die Atmosphäre war auf einmal sehr geschäftsmäßig.
    Bevor er mich zu vernehmen begann, sagte ich: »Hören Sie, ich bin wirklich verwirrt und weiß nicht, woran ich mich erinnere, und es kommt mir alles nicht richtig vor.«
    Einer der anderen Polizisten sagte: »Wir werden uns da durchackern.«
    Obwohl man mich gerade durch ein emotionales Sieb gepresst hatte, kam mir der Gedanke, dass ich eine Zeugin war und jetzt eine offizielle Aussage machte, also vielleicht einen Anwalt dabeihaben sollte. »Brauche ich einen Anwalt?«, fragte ich.
    »Nein, nein, das würde es nur noch schlimmer machen«, wehrte er ab. »Es würde den Eindruck erwecken, als wollten Sie uns nicht helfen.«
    Es war eine viel ernstere, offiziellere Angelegenheit als meine vorherige Vernehmung, obwohl mir der pubblico ministero dieselben Fragen stellte wie alle anderen zuvor: »Was ist passiert? Was haben Sie gesehen?«
    »Ich habe gar nichts gesehen«, sagte ich.
    »Was soll das heißen, Sie haben nichts gesehen? Wann haben Sie sich mit ihm getroffen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wo haben Sie sich mit ihm getroffen?«
    »Beim Basketballplatz, glaube ich.«
    Ich hatte mir den Basketballplatz auf der Piazza Grimana vorgestellt, gleich gegenüber der Ausländeruniversität.
    »Mir steht ein Bild des Basketballplatzes auf der Piazza Grimana vor Augen, in der Nähe meines Hauses.«
    »Was hatte er an?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Trug er eine Jacke?«
    »Ich glaube schon.«
    »Welche Farbe hatte sie?«
    »Ich glaube, sie war braun.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was soll das heißen, Sie wissen es nicht?«
    »Ich bin verwirrt!«
    »Haben Sie Angst vor ihm?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Es kam mir fast so vor, als wäre ich in Trance. Der pubblico ministero führte mich durch das Szenario, und ich akzeptierte seine Vorschläge widerstandslos.
    »So ist es gewesen, nicht wahr? Sie haben sich mit ihm getroffen?«
    »Ich nehme es an.«
    »Wo haben Sie sich getroffen?«
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich auf dem Basketballplatz.«
    »Dann sind Sie zum Haus gegangen?«
    »Ich nehme es an.«
    »War Meredith im Haus?«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    »Ist Patrick hineingegangen?«
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich.«
    »Wo waren Sie?«
    »Ich weiß es nicht. In der Küche, glaube ich.«
    »Haben Sie Meredith schreien hören?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich mir die Ohren zugehalten. Keine Ahnung, ich weiß nicht, ob ich mir das alles bloß einbilde. Ich versuche mich zu erinnern, und Sie sagen mir, ich muss mich erinnern, aber ich weiß es nicht. Es kommt mir nicht richtig vor.«
    »Nein, erinnern Sie sich«, sagte er. »Rufen Sie sich ins Gedächtnis, was geschehen ist.«
    »Ich weiß es nicht.«
    Während mich der pubblico ministero mit Fragen überschüttete, hielt ich mir irgendwann die Ohren zu, um ihn auszublenden.
    »Haben

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