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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Papierschnitzel, die wie winzige Insektenschwärme aussahen. Er war nun weit im Osten, über der 2nd Avenue, wahrscheinlich, vielleicht sogar über der 1st; wir konnten es nicht sagen. Auch dort drüben hatten sich viele Menschen eingefunden. ›… niemanden außer Invaliden und Babys in der Wiege‹, schrieb der Times -Reporter, ›hielt es in Manhattan in den Häusern. Jedes Dach war, so weit das Auge reichte, mit Männern, Frauen und Kindern besetzt, alle schauten nach oben und betrachteten denselben Gegenstand – den Luftreisenden … Zwischen dem Park und Madison Square waren die Gehwege voller Menschen, von denen manche mit himmelwärts gekehrten Gesichtern und offenen Mündern auf der Stelle festgeleimt zu sein schienen. Andere hingegen liefen hin und her, um als Erste zur Stelle zu ein, wenn der Aeronaut wieder auf die Erde zurückkehrte. Nicht weniger als dreihunderttausend Menschen verfolgten Mr. Knabenshues Kreuzfahrt über Manhattan Island.‹
    Wir sahen ihn in einer weiten Schleife zum Central Park hinübergleiten – manchmal, erfuhren wir später, musste er Gas ablassen, um zu sinken, da sein Motor ausgefallen war. Als er im Park landete – er streifte dabei einige Baumwipfel, um auf dem Krocketfeld aufzusetzen –, bekam er Ärger mit Polizisten, die ihn sofort des Parks verwiesen.
    Auf dem Broadway verlief sich nun die Menschenmenge; Frank ließ den Motor an, bot an, uns irgendwo abzusetzen; wir wollten zum Plaza Hotel zurück – zumindest das Jotta Girl. Dort standen wir dann an der Bordsteinkante und lächelten Frank in seinem Roadster zu; die Sonne ließ die polierte grüne Motorhaube glänzen, und ich beneidete ihn um seinen Wagen, ich hätte ihn tatsächlich am liebsten gestohlen.
    Wir baten ihn, uns auf einen Tee zum Thé dansant im Hotel zu begleiten, da bereits laut – ›By the light … of the silvery moon!‹  – zu hören war, aber er konnte nicht. In seinem Wagen, mit offenem Hemdkragen, das strohblonde Haar vom Wind nach hinten gelegt, sagte er, dass seine Frau ihn erwarte. Ich musste lächeln, als ich das Gesicht des Jotta Girls sah. Verheiratet?
    »Besuchen Sie mich, und ich nehme Sie in meinem Wasserflugzeug mit«, sagte er. »Pier A, North River, in der Nähe der Battery.« Wir dankten ihm und versprachen beide, bald bei ihm vorbeizukommen, gleichzeitig sträubte sich alles in mir gegen die Vorstellung, auch nur in die Nähe seines Wasserflugzeugs zu kommen.
    Im Foyer trafen wir Archie, mit dem das Jotta Girl bei Mrs. Israels Vortrag gesprochen hatte. Sie stellte uns flüchtig vor, er lud uns zum Tee ein, und wir gingen hinein. Wieder wurde getanzt, ich war ebenso gut oder schlecht wie vorher. Archie aber war ein liebenswürdiger Mensch, ein guter Gesellschafter, wir hatten unseren Spaß und blieben eine ganze Weile, bis ich plötzlich – aus dem Nichts heraus — so müde wurde, dass ich dachte, jemand, vorzugsweise das Jotta Girl, müsste mich in mein Zimmer tragen. Ich entschuldigte mich, ging hoch und ließ mich – die Schuhe und die Hälfte meiner Kleidung zog ich noch aus – aufs Bett fallen, wo ich sofort einschlief: was für ein großartiger Tag.

18
    Noch vor dem Frühstück kaufte ich am nächsten Morgen unten im Foyer die Times. Dann stellte ich mich am Schalter für Theaterkarten hinter einem Mann an, der Karten für Kismet kaufte. Es erstaunte mich kaum, als ich hinter mir ein »Guten Morgen, Simon« hörte. »Was wollen Sie sich denn ansehen?« Ich drehte mich zum Jotta Girl um, froh, einen Grund zum Lächeln zu finden; fast hätte ich laut losgelacht. Doch es störte mich nicht, so offensichtlich verfolgt zu werden: sie war eine gut aussehende Frau, und das schmeichelte mir natürlich. Meine Gefühle für Julia wurden davon in keiner Weise berührt; es machte einfach Spaß. »The Greyhound«, antwortete ich und hätte ihre Antwort gleich mitgeben können.

    »Oh, ich auch«, sagte sie mit Erstaunen in der Stimme. Der Mann vor mir drehte sich um und betrachtete seine Tickets, ich trat vor und erwarb zwei Karten, nebeneinander liegende Plätze am Mittelgang, für die heutige Matinée von The Greyhound. Es machte mir nichts aus; ich sitze nicht gerne alleine im Kino oder im Theater. Den Platz am Gang behielt ich für mich, die Karte für den anderen reichte ich ihr.
    Aber ich frühstücke gerne alleine; ich nahm mein Frühstück im Café des Hotels ein und las die Times dabei. Ich fand die Voranzeige von The Greyhound, in der neben anderen, nicht

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