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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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treffen, aber sie hat darauf bestanden vorbeizukommen.« Ich beobachtete, wie Sandras Augen sich verengten, während ihr umwölkter Verstand sich bemühte, etwas aus meinen Worten herauszulesen.
    » Sie hatte mich ein paar Tage zuvor angerufen, um ihren Besuch anzukündigen, hatte gesagt, sie wolle in eine Galerie in Bethnal Green und auf dem Rückweg vorbeikommen. Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht viel Zeit haben würde, weil wir um neun Uhr in Soho sein müssten, aber sie war nicht davon abzubringen.«
    Was ich weder DCI Gunn noch Sandra erzählte, Clara, war der Grund für dein Kommen. Das Datum, der 7. Januar, schien dir über die Maßen viel zu bedeuten. Es war der Geburtstag meiner Mutter. Ein Tag, den ich zeit ihres Lebens nie mit ihr gefeiert und später unbeachtet hatte verstreichen lassen, bis du vor anderthalb Jahren zurückkehrtest. Mich überraschte, dass du darauf bestandest, mich zur Erinnerung daran zu besuchen. Ich verstand nicht, wozu du in der Vergangenheit herumstöbern wolltest, aber ich hatte dich in jenem ersten Jahr gewähren lassen. Und jetzt wolltest du dir einen Nachschlag holen.
    » Ich kann dich einen so wichtigen Tag nicht allein feiern lassen«, sagtest du, als sei das kein Angebot, sondern ein Appell. » Wir können ein par Gläser Wein trinken, auf Niamh anstoßen, und dann kannst du mit Jonny ausgehen. Mich stört das nicht. Ich kann ganz wunderbar zu Hause bleiben und relaxen.«
    Mit » zu Hause« meintest du meine Wohnung, aber ich ging nicht darauf ein.
    » Ich komme nicht vor sieben aus der Arbeit«, sagte ich. Ich fühlte mich in die Enge getrieben.
    » Kein Problem, ich sperre mir selbst auf«, erklärtest du mir, und ich nahm mir vor, meinen Schlüssel von dir zurückzufordern.
    Als ich an diesem Abend meine Wohnungstür öffnete, schlug mir aus der Küche starker Knoblauchdunst entgegen.
    » Rachel«, sagtest du, als du in meiner Schürze aus der Küche kamst, » nimm das hier, du wirst es brauchen.« Du gabst mir ein Glas kalten Weißwein. Du trugst Jeans und ein Angora-Sweatshirt in mattem Pink, dein nicht aufgestecktes Haar glänzte im Licht der Deckenstrahler.
    » Du weißt doch, dass ich nachher essen gehe«, sagte ich, während du zwei Schalen mit Risotto fülltest und auf den Tisch stelltest.
    » Eine Stunde, Rachel. Eine Stunde kannst du doch erübrigen?« Du zogst einen Stuhl für mich heraus und nahmst selbst Platz. Ich beobachtete, wie der Risotto dampfte und du darüberpusten musstest, bevor du eine Gabel versuchen konntest.
    » Wie war die Galerie?«, fragte ich. Ich sah, dass du das Skandium-Geschirr genommen hattest, das ich nur für besondere Gelegenheiten benutzte.
    » Die Galerie?«, sagtest du und hörtest auf zu pusten.
    » Die du heute in London besucht hast.« Ich sah deine Augen blitzen, dich leicht erröten.
    » Oh, die meinst du. Eigentlich enttäuschend. Überbewertet, finde ich.« Du sahst nicht mich an, nur die vor dir stehende Schale. Und dann fragtest du: » Würdest du sie ins Leben zurückholen, du weißt schon, wenn du könntest?«
    Ich seufzte und schob meinen Stuhl vom Tisch zurück. Ich konnte deine fixe Idee nicht verstehen. Wieso du einen alten Geist wiederbeleben wolltest.
    » Du hast keine Ahnung, wie’s mit ihr war«, sagte ich, » wie sie war. Mit einer Mutter zu leben, in deren Blick nur Enttäuschung liegt, die man täglich zu sehen bekommt. Und als ob man das nicht wüsste, erklärt sie einem immer und immer wieder, dass man sie einzig und allein daran erinnert, wo ihr Leben die falsche Wendung genommen hat. Und sie trinkt, um alles abzublocken, sie betrinkt sich so sehr, dass nichts anderes mehr wichtig ist, und zu dieser Frau kommt man tagtäglich aus der Schule heim.«
    Du hattest nicht einmal aufgesehen. Dein Kopf blieb über die Schale gesenkt, und ich hörte dich pusten, sanft pusten. Scheiße, erst fragst du, und dann hörst du dir nicht mal meine Antwort an. Ich wollte nicht über meine Mutter reden, ich wollte jetzt nicht mit dir zusammen sein. Auf unsere vielen Anrufe und Einladungen in den letzten Wochen hattest du nicht reagiert, und nun warst du zu einem Zeitpunkt hier, zu dem ich dich am wenigsten brauchen konnte. Dir ging es nicht um Trost oder Gedenken, sondern um etwas anderes, etwas tief Vergrabenes, das ich nicht anrühren wollte.
    » Ist das also ein Nein?«, fragtest du.
    » Mein Leben ist besser geworden, nachdem sie tot war, das dürfte offensichtlich sein.«
    » Und du hast immer gewusst, dass es so sein

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