zuadraht
Resümee unseres Gesprächs oder ordinärer Hunger gemeint war, und warf mir einen herausfordernden Stirnfaltenblick zu. „Wollen wir. . .?“
*
Nein, Wolferl, ka Gulasch und ka Seidl Bier, sonst fang ich noch zu singen an, das wäre wohl zu banal, dachte ich, und warf die Speisekarte mit einem Schnalzen zu, das dem Kellner als Aufforderung zugedacht war. „Salat Pute?“
„Gulasch und einen Pfiff Bier“, sagte Bela.
„Für mich die tote Sau. Zwei Knödel.“ Und an Bela gerichtet: „Nicht gerade Schonkost, ich weiß. Aber Fett ist der Geschmacksträger.“
Bela, wohlgemerkt. Auf der Fahrt zum Meinhart in Wenisbuch, dem Wirt meines Vertrauens an der kürzesten Verbindung der nördlichen Grazer Stadtteile Andritz und Mariatrost, hatte sie mich gefragt, ob ich es denn für denkbar und vernünftig hielte, einem Menschen das einmal angetragene oder auch von selbst gewachsene und praktizierte Du-Wort zu entziehen, ganz wie der Sohn eines Wiener Staatsoperndirektors auch. Der Sohn eines Staatsoperndirektors, hatte sie gesagt, der nach acht Gymnasiumsklassen und Erreichen der so genannten mittleren Reife sich seinen Kameraden, Ex-Kameraden, wieder zum Herrn gemacht hatte. Schriftlich. Sie selbst, hatte Schmaus ausgeführt, habe diese Option (das sei doch besser, als die Leute zu beschimpfen) das eine oder andre Mal in Erwägung gezogen, nicht aber in die Tat umgesetzt. Jeder Mensch, hatte sie des Weiteren gesagt, müsse die Chance bekommen, sich den anderen wieder zur Frau (oder Mann, man weiß ja nie, hatte ich gedacht) zu machen oder auch gemacht zu werden. Seitdem waren wir per Bela und Ferri. Bis auf Widerruf.
Das Essen kam rasch und mit Volldampf und verhüllte das Kellnergesicht in einer wohlriechenden Schwade. „Was hältst du von den Intervallen?“, sagte ich nach einer Weile des Schweigens und Kauens. „Vierzehn Stunden zwischen erstem und zweitem Mord, vierundzwanzig zwischen zweitem und drittem. Seit dem Moser sind fast siebenunddreißig Stunden vergangen?
„Ausgezeichnet“, sagte Bela und wischte ihren Tellerrand genussvoll mit einem Salzstangerl vom überschwappenden, dunkelrotbraunen Gulaschsaft blank. „Ich glaube nicht, dass es ein Muster gibt. Was die Intervalle der Morde angeht. Eher, dass er uns massiv unter Druck setzen will. Drei Tote binnen achtunddreißig Stunden. Das gibt einiges aufzulösen.“
Ich nickte stumm und schnitt den zweiten Semmelknödel an.
„Bemerkenswert“, fuhr sie fort, „ist diese Telefonzellengeschichte. Dass es sieben Stück gibt, die näher zum Schloss Eggenberg liegen als jene bei den Kleinerwerken, die unser Täter vor dem Mosermord benutzt hat. Wissen Sie . . . weißt du, Ferri, was ich meine?“
„Mmhhm.“
„Das heißt doch, dass unser Mann irgendeine Beziehung zu der Umgebung der Kleinerwerke haben muss, oder?“
„Sicher“, sagte ich mit halb leer geschlucktem Mund. „Das Zeit-Weg-Diagramm der Kollegen hat ergeben, dass man mit dem Auto am Abend bei wenig Verkehr knapp acht Minuten braucht. Von der Telefonzelle bis zum Parkplatz vor dem Schloss. Bei normalem Tempo. Denn wer solches im Schild führt, wird kaum wollen, dass ihn Inspektor Zufall wegen Raserei aus dem Verkehr zieht, bevor er ans Werk gehen kann? Belas Schweigen war Aufmunterung genug fortzufahren. „Da der Landesrat Moser laut seinem Sekretär wenige Minuten nach dem Anruf den Empfang verlassen hat und in den Schlosspark marschiert ist, ist davon auszugehen, dass die Zeitspanne bis zum vereinbarten Treffen kurz war. Vielleicht fünfzehn, maximal zwanzig Minuten, würde ich schätzen.“
„Vermutlich“, sagte Schmaus. „Warum hat er also diese Zelle gewählt und nicht eine, die näher liegt? Eine, von der aus der Park schneller und stressfreier erreichbar ist? Er dürfte wenig Zeit gehabt haben. Richtig?“
„Richtig.“
„Zumindest für den Hinweg“, fuhr sie fort. „Wie wir vom Sekretär wissen, hat sich der Landesrat sofort in den Park aufgemacht. Hätte unser Mörder eine x-beliebige Telefonzelle wählen können, hätte er mit Sicherheit eine andere genommen. Eine, die strategisch günstiger liegt.“
„Richtig“, sagte ich. „Was darauf schließen lässt, dass er nahe den Kleinerwerken etwas zu tun gehabt hat, was ihn zeitlich bis kurz vor dem Anruf gebunden hat. Vielleicht wohnt er dort und hatte späten Besuch, den er erst loswerden musste?“
„Vielleicht. Oder er war selbst bei jemand zu Gast.“
„Wohl kaum“, entgegnete ich. „Plane ich einen
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