Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
zuadraht

zuadraht

Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
Vom Netzwerk:
ausgebreitet dalag, ganz wie es der Hochauer prophezeit hatte. Bloß, wie ein heimtückischer Fallensteller sah der Stocker in seinem Elend nicht aus.
    Es tut mir Leid, Hochauer, dachte ich, aber dezent geht da gar nix. Frontalattacke. „Und was ist mit der neuen Hanser-Kolumne, die heute früh im Redaktionspostkasten lag? Steht da auch wieder irgendwas Verschwörerisches drin, Herr Chefredakteur?“
    Ein Uppercut. „Woher. . .?“ Stocker zeigte Wirkung, taumelte und konnte sich, wie es schien, gerade noch aus dem Elend und Wanken an der Kraft seiner Stimme aufziehen, die plötzlich und sprunghaft zu einem pulsierenden Strang anwuchs. „Ist das die Art, wie die Pressefreiheit in diesem Land mit Füßen getreten wird?“
    „Wir haben eben auch unsere Quellen.“
    „Quellen?“ Stockers Stimme überschlug sich. „Spitzelwesen und Abhören und Rasterfahndung, das nennen Sie Quellen? Weil ihr euch mit Verstand und Intuition nicht zu helfen wisst, wühlt ihr mit Hightech in den Privatsphären unbescholtener Bürger herum, im Namen des Gesetzes und im Namen der Gesellschaft, die auf diese Art von Schutz längst verzichten kann, Herr Leimböck?!“
    „Ich möchte einen Blick in Hansers Büro werfen.“
    „Was wollen Sie?!“ Stocker schäumte. „Werfen Sie lieber einen Blick da hinunter auf Ihre schäbige Rostlaube und schämen Sie sich, dass Sie meinen sauberen Gehsteig beschmutzen und mir überdies die Zeit stehlen mit Ihren haltlosen Vorhaltungen.“
    „Wenn Sie nicht kooperieren, kann ich mit einem Durchsuchungsbefehl wiederkommen“, hörte ich mich unwirsch rufen.
    „HAUSDURCHSUCHUNG? SIE? HIER? BEI UNS? BEI DER GUTEN }“ Eine wuchtige Explosion stand unmittelbar bevor. „ICH RUFE DEN POLIZEIDIREKTOR AN. JETZT GLEICH. UND DANN SCHREIB ICH SIE AUS IHREM SESSEL HINAUS, NOCH BEVOR SIE DAS NÄCHSTE MAL DRIN SITZEN KÖNNEN. SIE WÄREN NICHT DER ERSTE POLIZIST, DEM DAS WIDERFÄHRT.“
    Hat er jetzt gerade Sau und Zehner ausgespielt?, schoss es mir in den Sinn. „ABER VORHER NEHME ICH SIE NOCH FEST. WEGEN BEGÜNSTIGUNG? Jetzt schrie auch ich. „UND WEGEN BEIHILFE. FLUCHTGEFAHR. VERDUNKELUNGSGEFAHR. VERABREDUNGSGEFAHR. DAS VOLLE PROGRAMM. DIE NÄCH-STEN ACHT-UND-VIER-ZIG STUN-DEN IM PO-LI-ZEI-A-RREST, UND DANN IN UN-TER-SU-CHUNGS-HAFT, NA, WÄR DAS WAS FÜR SIE, HERR CHEF-RE-DAKTEUR?“
    Wie der Ruhe der Sturm folgt, folgt auch dem Sturm die Ruhe. Stocker stand aufgelöst da, die tote Landeshauptfrau noch immer in Händen. Er tippte wie in Trance ein paar Ziffern ins Telefon, und durch die gepolsterte Doppeltür drang gedämpftes Läuten. „Machen Sie dem Herrn Oberstleutnant einen Ausdruck von der neuen Hanser-Kolumne auf Seite zwei“, murmelte er tonlos.
    „Und das Original?“, wandte ich ein, das anhaltende Zittern meiner Stimme zu unterdrücken versuchend.
    Stocker machte eine kurze Geste ins Eck zu einem dunklen Edelholztischchen, auf dem ein kleines blinkendes Kästchen stand. „Wenn Sie es da herausbekommen. . .“ Ein Reißwolf. Der Schweinehund, dachte ich, er hat den Brief vorsorglich entsorgt, als ich auf dem Weg herauf war.
    Dann lief Stocker ins Sekretariat, kehrte nach ein paar Sekunden mit einem Blatt Papier zurück und hielt es mir entgegen. „Da, lesen Sie. Es hat nichts mit dem Klausberger zu tun. Er schreibt über die Machenschaften in der Thermenregion und über den Tourismuslandesrat.“
    Ich überflog den Artikel. „Was soll das mit dem Paten?“ Stocker zuckte die Achseln. Neuerlich drang gedämpftes Läuten durch. Diesmal aus meinem Sakko. Es war Kurz. Er klang erregt.
    „Wo steckst du, Ferri? Wir haben den Arsch offen?
    „Was ist los, Kurt. Ich bin bei der Guten in der Redaktion.“ „Wir haben schon wieder einen toten Politiker. Beim Schloss Eggenberg. Der Landesrat Moser. Erhängt.“
    „Selbstmord?“
    „Wenn er sich Arme und Beine eigenständig mit Kabelbinder verschnürt hat und aus dem Stand einen Meter in eine Schlinge gesprungen ist, dann ja.“
    „Man hat ihn aufgeknüpft?“ Ich hatte vergebens versucht, die Aufgeregtheit meiner Stimme zu unterdrücken und spürte augenblicklich Stockers stechenden Blick auf mir ruhen, als hätte ein halb verhungerter Habicht nach langem Kreisen über offenem Feld aus luftiger Ferne das Zucken und Huschen seiner Beute erspäht, bereit, jeden Moment in geräuschlosem Sturzflug hinabzustoßen, die scharfen Fänge gestreckt und den spitzigen Hakenschnabel weit aufgerissen. Das Wort aufgeknüpft, das mir leichtsinnig und dabei viel

Weitere Kostenlose Bücher