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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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Mörder zunutze?“
    „Gerade als echten Mörder. Er schlägt Kapital aus ihm. Die Transparenz ist der große Bluff. Ein mordender Hanser treibt die Auflagen weiter nach oben, und das alles unter dem Deckmantel der Ausgewogenheit und fairen Berichterstattung. Beim Schnapsen ist es wie überall anders auch. Spielregeln existieren, um sie für sich auszulegen und zu brechen. Und die oberste und einzig unumstößliche lautet: Es gibt keine Ehrlichkeit.“
    „In welcher Liga spielen Sie?“
    „Nicht in der obersten. Aber ich kenne alle Tricks, und der Stocker weiß das. So bleibe ich auf ewig, was ich bin. Und das ist gut so.“ Hochauer hielt abrupt inne, als gäbe es nichts mehr zu sagen. Ein klirrendes Schweigen begann sich breit zu machen, ehe er dann doch nachhakte. „Wie schaut‘s aus mit der Haarbürste?“
    „Die Fahndung läuft“, sagte ich. „Ich bin auf dem Weg zu Ihnen in die Redaktion, um den Stocker zu verhö . . . zu befragen. Wie es aussieht, muss Ihr Kollege Hanser den Klausberger ganz besonders gern gehabt haben.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Was ich Ihnen sage, steht in keinem Pressebericht. Und auch nicht in der Guten , bis ich es Ihnen sage, richtig? Und Sie wissen auch, von wem Sie es nicht haben, richtig?“
    „Richtig.“
    „Er hat ihm nach der Tat von hinten kräftig in die Eier getreten.“
    „Respekt? Hochauer blies ins Telefon. „Da muss der Hanser zum Mörder werden, um endlich einmal Stil zu beweisen. Übrigens hab ich auch noch etwas für Sie. Sozusagen ein kleiner Bonus. In der nächsten Runde sind Sie wieder dran.“
    Worauf hast du dich da eingelassen?, Oberstleutnant Leimböck, dachte ich, ein Bonus-Malus-Spielchen mit einem Schreiberling, selbst wenn es der Hochauer ist, der sich immer anständig benommen hat. Bisher. Aber auch dem Hochauer kann das Wasser hinausreichen übers Kinn, und dann ist ihm sein Journalistenhemd allemal näher als mein Kriminalistenrock. Verdammter Mist. Du bist mittendrin, Ferri, da gibt s nur eins: vorwärts, Sprung, decken. „Einverstanden.“
    „Die Hanser-Kolumne für die morgige Ausgabe ist bereits im Haus. Jemand hat sie heute früh in den Postkasten neben dem Eingang zur Redaktion gesteckt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es der Hanser selber war. Das Watschengesicht kennt der Portier auf einen Kilometer.“
    „Sie meinen. . .“
    „Sie wissen doch, wer bei uns die Meinung hat. Aber ich weiß, was ich durch eine offene Tür sehe. Der Wisch liegt fett und breit auf dem Tisch vom Stocker. Er nimmt ihn alle paar Minuten zur Hand und liest schmunzelnd darin. Ganz so, als könne er sich nicht genug daran ergötzen. Fragen Sie danach. Aber wenn möglich dezent?
    Was denn sonst. Ich bin weder der Kurz noch der Kurze, dachte ich. „Wo verkehrt der Hanser regelmäßig? Ich meine, in welchen Lokalen?“
    „Der lässt sich an mehreren Orten hofieren. Mittags meist im Cafe Braunstein oder auch beim Häuserl im Wald. Da trifft er dann irgendwelche Informanten. Abends oftmals im Tokio oder im Promenade. Und auch im Operncafe. Warum?“
    Tokio. Bingo. Die Faust aufs Aug. Das Messer ins Herz. Als Stammgast hat der Hanser ausreichend Gelegenheit gehabt, die Tatwaffe an sich zu bringen, dachte ich. „Reine Routine, Herr Hochauer. Sie wissen ja. . .“
    „Ich weiß. Man weiß nie. Noch ein kleiner Tipp, Herr Leimböck. Treiben Sie den Stocker nicht schon zu Beginn in die Enge. Sonst schlägt er blindlings um sich und spielt wider jede Vernunft. Er ist einer, der jederzeit zudreht, auch ohne Atout.“
    *
    Verliererisch verzweifelnd dreinschauen, Fallen stellen und den Gegner mit Sau und Zehner zertrümmern? Ohne Atout zudrehen, wenn es eng wird? Handeln so normale Menschen? Oder sind das schon die Halbirren. Der Stocker gegen den Kurzen beim Zweierschnapsen, das wäre was, dachte ich, als ich vom Joanneumring in die Fürstenberggasse einbog und vor der Redaktion der Guten den Wagen parkte. Das Duell der unberechenbaren Fallensteller und Schwitzer. Kobra gegen Stinktier. Der eine würde verliererisch verzweifelnd dreinschauen und insgeheim die Giftzähne ausfahren, der andere würde das Nadelstreiffell von innen heraus tränken mit seiner Ekel erregenden, seimigen Angst und sie durch alle Poren versprühen. Und am Ende. . .?
    „Wollen Sie am Ende da stehen bleiben? Das geht bestimmt nicht? Eine Schirmmütze mit Emblem schoss aus der Einfahrt des Palais Rottenberg auf mich zu. „Sie behindern die Ausfahrt, und das falsche Blaulicht können S’

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