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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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erreichen konnte.
    Es hörte erst auf zu wachsen, als seine Ausläufer die Mauern seitlich des Ganges erreicht hatten. Erstaunt versuchte Haggy, in das Loch hinabzublicken, doch er konnte nichts entdecken; keinen Boden, keine Wände. Nichts.
    Tinchena stand auf der anderen Seite des Loches und tapste vorsichtig mit ihrem rechten Fuß an den Rand: „Es scheint nicht mehr zu wachsen und stabil zu sein.“ „Seid bloß achtsam, die Hütte hier steckt voller Überraschungen“, gab Thrylas zu bedenken.
    „Meint ihr, ihr könnt es wagen, an dem Loch vorbeizuklettern?“, fragte Haggy, doch Zahrin machte schon einen großen Schritt an der Wand entlang, um zur anderen Seite zu gelangen. An der anderen Wand streckte Bong seine Hand nach Tinchena aus, die sie ergriff und mit der Hilfe des Brechers ebenfalls das Loch überwand. Otto, Piggy und die Elfen folgten. Lediglich Piggy wäre beinahe hinabgestürzt, doch Wynlana hatte seinen Nacken ergriffen und ihn zurückgehalten.
    Als alle auf der anderen Seite angekommen waren, atmete Haggy erleichtert auf und setzte sich wieder an die Spitze seiner kleinen Streitmacht, mit Piggy neben sich. Der schnüffelte sich sorgfältig durch die Gerüche der fremden Umgebung, konnte sie jedoch nicht wirklich zuordnen.
    Sie folgten dem dunklen Gang, und nach kurzer Zeit war voraus ein matter Lichtschein zu erkennen. „Dort ist etwas“, sagte Haggy und schritt etwas schneller weiter.
    Sie kamen an den ungesicherten Ausgang des Ganges. Wie ein offenes Maul schien der Gang sie auszuspeien, in einen uneben gemauerten Raum hinein. Die Mauern waren hier nicht vollständig schwarz wie im Gang zuvor, sondern hatten eine dunkelgraue Tönung. Offenbar waren es die Steine selbst, die den Raum so leidlich erleuchteten. Lampen konnte Haggy keine entdecken, ebenso kein Mobiliar, keine Bilder, gar nichts. Der ganze Raum bestand aus nichts außer seinen Wänden.
    „Gemütlich“, brummte Otto und schaute sich nervös um. Zahrin spielte mit dem schweren Streitkolben in ihren Händen. Tinchena betrachtete ausgiebig das Mauerwerk, und murmelte leise vor sich hin: „Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich spüre etwas, das hier nicht hingehört. Ich meine, wir gehören hier auch nicht hin, aber diese Mauern … Oder die Maurer waren zu dämlich, um …“ Sie konnte ihren Gedanken nicht mehr zu Ende bringen.
    Aus der rechten Mauer selbst schälten sich drei Gestalten heraus, wobei sie seufzten, als würden sie allen Schmerz der Welt ertragen. Sie wanden sich aus dem Stein, und ihre Klagerufe hallten dutzendfach in den Ohren der Freunde. Trotz des famosen Schauspiels waren sie mittlerweile erfahren genug, langsam ihre Gefechtsposition einzunehmen. Bong zog das Visier des Helmes vor das Gesicht, Otto und Zahrin – ohne den Blick von den lebendig werdenden Wänden abzuwenden – stellten sich seitlich hinter dem Gnom auf. Die anderen blieben zurück.
    Haggy betrachtete das Geschehen mit offenem Mund und mit der Büchse am langen Arm. Die drei Gestalten waren Skelette, sie schienen jedoch aus Stein zu sein. Trotz des fehlenden Fleisches drückten ihre Gesichter unendlichen Schmerz und Wehmut aus. Sie zogen je zwei Schwerter aus Halterungen am Rücken und begannen, mit den Schwertern um sich zu schlagen und auf die Gruppe zuzugehen. Ihre sinnlosen, ungezielten Hiebe und ihre Leidensschreie setzten allen schwer zu. Dieses Elend vor Augen, traten selbst Tinchena Tränen in die Augen. „Sie spürt mehr als wir“, dachte Haggy bei ihrem Anblick. Tinchena nahm ihre Kampfstellung ein, und jetzt rannen viele Tränen ihre Wangen hinunter. Sie setzte einen Zauber an, ohne sich viel Mühe zu geben. Haggy folgte ihren Handbewegungen, und als sie den Arm nach vorn schnellen ließ, wanderte sein Blick zu einem der Skelette, welches augenblicklich Feuer fing. Das Feuer breitete sich unmittelbar über die ganze Gestalt aus und verzehrte sie. Das Skelett lief währenddessen nicht mehr weiter, sondern blieb stehen und schrie sein Leiden weiter in die Welt hinaus. Erst als es vollständig vom Feuer umfasst war, hob es seine knochigen Arme und ließ die beiden Schwerter fallen. Dann zerfiel das skelettierte Wesen, und mit ihm das Feuer.
    Bong stand wie angewurzelt an Ort und Stelle. Zahrin sprang voraus in Richtung der verbliebenen Skelette. Sie holte weit mit ihrem Streitkolben aus und ließ ihn auf Hüfthöhe in das erste Skelett fahren. Der Kolben durchschlug die Gestalt glatt. Zahrin spürte kaum einen Widerstand. Ihr Schwung

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