Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
seiner nackten Brust.
»Ich glaube, er hat eben mir einen Namen gegeben«, sagte der Mann lächelnd. Dann lief Renner – seinem Namen getreu – in gestrecktem Galopp davon. Jondalar wischte sich über die rote Schmiere auf der Brust. »Warum hast du das benutzt? Die rote Erde?«
»Sie ist etwas Besonderes … Heiliges … für die Geister«, sagte sie.
»Etwas Heiliges? So nennen wir das. Das Blut Der Mutter ist heilig.«
»Das Blut, ja. Creb … der Mog-ur, rieb Izas Körper mit einer Salbe aus roter Erde und dem Fett des Höhlenbären ein, nachdem ihr Geist sie verlassen hatte. Das nannte er das Blut der Geburt, damit Iza in der nächsten Welt geboren werden konnte.«
Jondalar bekam große Augen. »Flachschädel … ich meine, dein Clan verwendet die heilige Erde, um einen Geist in die nächste Welt zu schicken? Bist du sicher?«
»Ohne sie gilt keiner als richtig bestattet.«
»Ayla, wir verwenden die rote Erde. Sie ist das Blut Der Mutter. Es wird auf den Körper und auf das Grab aufgetragen, damit Sie den Geist zurücknimmt in Ihren Schoß und er neu geboren werden kann.« Ein schmerzlicher Blick trat in seine Augen. »Thonolan hat keine rote Erde.«
»Ich hatte keine für ihn Jondalar, und ich konnte mir auch nicht die Zeit nehmen, welche zu beschaffen. Ich mußte hierher zurück, sonst hätte ich noch ein zweites Grab machen müssen. Ich habe mein Totem und den Geist von Ursus, dem Großen Höhlenbären gebeten, ihm zu helfen, seinen Weg zu finden.«
»Du hast ihn bestattet? Sein Leichnam ist keinen Aasfressern überlassen worden?«
»Ich habe seinen Leichnam an die Felswand gelegt und Felsgestein gelockert, damit Geröll und Brocken ihn unter sich begruben. Nur an rote Erde habe ich nicht gedacht.«
Die Vorstellung, daß Flachschädel ihre Toten bestatteten, war für Jondalar am schwersten nachzuvollziehen. Tiere bestatteten ihre Toten nicht. Nur Menschen dachten darüber nach, woher sie kamen und wohin sie nach diesem Leben gehen. Ob ihre Clan-Geister Thonolan auf seinem Weg begleiten konnten?
»Das ist mehr, als meinem Bruder beschieden gewesen wäre, wenn du nicht dagewesen wärest, Ayla. Und ich habe noch viel mehr – ich habe mein Leben.«
26
»Ayla, ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt etwas so Köstliches gegessen habe. Wo hast du denn so gut Kochen gelernt?« sagte Jondalar und griff nach noch einem Stück saftigen, zartgewürzten Moorhuhn.
»Von Iza. Wo hätte ich es sonst lernen sollen? Das hier war Crebs Leibgericht.« Ayla wußte nicht warum, aber seine Frage machte sie ein wenig unsicher. Wieso sollte sie nicht kochen können? »Eine Medizin-Frau kennt sich mit Kräutern aus Jondalar. Sie weiß, welche heilen und welche einen besonderen Geschmack geben.«
Er hörte den Ton leichten Gereiztseins heraus und fragte sich, woran das lag. Er hatte ihr doch bloß ein Kompliment machen wollen. Das Essen war gut. Ausgezeichnet sogar. Überhaupt, wenn er darüber nachdachte, so war alles, was sie ihm vorsetzte, köstlich zubereitet. Vieles, was es gab, war ihm unbekannt, aber neue Erfahrungen waren ja einer der Gründe, warum man auf Reisen ging; und wenn ihm die Gerichte auch fremd waren, daß sie vorzüglich zubereitet waren, merkte man sofort.
Und all das schafft sie. Wie beim heißen Tee am Morgen macht sie es einem so leicht zu vergessen, wieviel sie tut. Sie ging auf die Jagd, sammelte eßbare Pflanzen, kochte. Sie hat für alles gesorgt. Du hast nichts weiter getan als es gegessen, Jondalar. Du hast überhaupt nichts dazu beigetragen. Du hast einfach genommen und nichts dafür gegeben … weniger als nichts.
Und jetzt machst du ihr Komplimente, gesprochene Worte. Kannst du es ihr da verargen, daß sie verärgert ist? Sie wird froh sein, wenn du fortgehst, du machst ihr nur mehr Arbeit.
Du könntest wenigstens etwas auf die Jagd gehen und ein bißchen von dem Fleisch zurückgeben, das du verzehrt hast. Wie wenig das ist, nach allem, was sie für dich getan hat! Kannst du dir denn nicht etwas … Bleibenderes einfallen lassen? Sie ist doch selbst eine vorzügliche Jägerin. Was soll das schon, ein bißchen für sie auf die Jagd gehen?
Allerdings: Wie sie das macht, mit diesem ungefügen Speer, der mehr ein Spieß ist? Ich möchte mal wissen … ob sie wohl das Gefühl hätte, daß ich ihren Clan beleidigte, wenn ich …
»Ayla … ich, hm … ich möchte etwas sagen, möchte dich aber nicht kränken.«
»Warum hast du Angst, mich zu kränken? Wenn du etwas zu sagen hast, sag’
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