0040 - Die Ameisen greifen an
Ameisen bereits.
Eine der Bestien hatte sogar die beiden vorderen Beine erhoben und war bereit, jeden Moment zuzustoßen.
Roger rammte den Skistock vor. Er wollte das Auge treffen, fehlte jedoch und warf sich zur Seite.
Das rettete ihm das Leben. Die beiden Beine wischten an ihm vorbei und versanken im Schnee. Die Ameise wurde durch ihre schwere Körperlast nach vorn gedrückt. Roger Calf gewann einige Sekunden. Sie waren um so wertvoller, da das andere Monster sich nicht in seiner unmittelbaren Nähe befand.
Calf kroch zur Seite. Er packte den verlorenen Ski, hetzte weiter und schaffte es irgendwie, sich das Brett anzuschnallen, bevor die Ameisen ihn erreichten.
Jetzt fühlte er sich besser.
Roger Calf gab sich den nötigen Schwung und raste wie ein Torpedo den Abhang hinunter.
Noch immer war er nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Er wußte nur eins. Er mußte die Menschen in der näheren Umgebung warnen. Ohne zu zögern, schlug er den Weg zum Grand Hotel Alpina ein.
***
Der Schnee dämpfte meinen Aufprall auf dem Anbaudach. Bis zu den Knien sank ich in der weißen Schicht ein. Sofort klebte mir die Hose an den Beinen.
Ich stapfte vor, bis ich den Rand des Anbaus erreicht hatte. Auf dem Hof lagen zusammengekehrte Schneehaufen, die geradezu dazu einluden, hineinzuspringen.
Ich ließ mich fallen, landete sicher, befreite mich aus dem Schneehaufen und schaute mich um.
Aus einigen erleuchteten Fenstern fielen schmale Lichtbahnen nach draußen und bedeckten den Schnee mit ihrem gelben Glanz. Wohl aufgereiht standen an der gegenüberliegenden Seite des Hofs zahlreiche Kisten und Kästen.
Daneben führte eine Tür in ein barackenähnliches Gebäude, das wie ein kleines Vorratslager aussah.
Sollte der Schrei von dort erklungen sein?
Ich wollte es nachprüfen.
Die Türschwelle lag noch vor mir, da vernahm ich bereits das Wimmern. Stammelnde Worte, Hilfeflehen.
»Nein – nein – nicht… bitte…«
Ich sprang in den Raum, schaute mich um.
Eine trübe Deckenleuchte warf ihr Licht auf große Kartons und Holzkisten. Regale standen an den Wänden. Sie waren mit Konserven vollgefüllt. Unter der Decke liefen Heizungsrohre entlang. Von einem tropfte Wasser. Es rann mir unangenehm kalt in den Nacken.
Ich schlich um ein querstehendes Regal herum und hatte freies Sichtfeld.
Mich traf fast der Schlag.
Auf dem kalten Steinboden lag ein Mädchen oder eine junge Frau. Und neben ihr stand ein Geschöpf, das es normalerweise nur in Alpträumen gab.
Eine Riesenameise!
Sie hatte ihren Körper halb erhoben, die vorderen Beine standen ebenfalls hoch, bereit, auf die junge Frau niederzufahren.
Ich zögerte keine Sekunde.
Mit langen Schritten rannte ich vor, stieß mich dann ab und hechtete schräg gegen das Monster, so daß mein Gewicht es zur Seite drückte und damit weg von der wehrlosen Frau.
Ich hatte all meine Kraft in den Sprung gelegt, trotzdem kam es mir vor, als wäre ich gegen einen Panzer gehechtet. Meine zupackenden Hände rutschten an dem glatten Panzer der Bestie ab. Die Ameise war so groß wie ich. Sie drehte sich unwillig und schleuderte mich zu Boden.
Sofort rollte ich mich zusammen und prallte gegen einen Kistenstapel, der zwar ins Wanken geriet, jedoch nicht umkippte.
Tellergroße, rotglühende Augen fixierten mich. Sekundenlang schauten wir uns an. Mir wurde in diesen Momenten klar, daß ich es mit einem Monster zu tun hatte. Einer gefährlichen Bestie, die von irgendwoher stammte, nur nicht von der Erde. Es stand für mich fest, daß ich mich wieder in einem heißen Fall befand.
Dann schweiften meine Gedanken ab, konzentrierten sich auf die Bestie, die gemerkt hatte, wer jetzt ihr eigentlicher Gegner war und langsam auf mich zukam.
Ich sprang auf.
Waffenlos stand ich der Ameise gegenüber. Und plötzlich bekam ich Angst. Dieses Rieseninsekt konnte einem schon einen Schrecken einjagen. Unwillkürlich schlug mein Herz schneller, als ich daran dachte, daß ich mich jetzt mit bloßen Fäusten verteidigen mußte.
Das Mädchen mußte in Sicherheit gebracht werden. Es hatte sich halb aufgerichtet.
»Laufen Sie weg!« schrie ich sie an. »Machen Sie schon, los!«
Sie reagierte nicht. Vielleicht verstand sie mich auch nicht, waren Panik und Angst noch zu groß, als daß sie normal hätte reagieren können.
Das Mädchen rührte sich nicht von der Stelle. Ich konnte mich nicht mehr um sie kümmern, denn die menschengroße Ameise griff an.
Die Vorderbeine stießen auf mich zu.
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