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0136 - Die Feuerhexe

0136 - Die Feuerhexe

Titel: 0136 - Die Feuerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und die dunklen Cordjeans ließen ihn düsterer erscheinen, als er in Wirklichkeit war.
    Mara rauchte. Von der Feuerwehr war um diese Zeit keiner mehr anwesend. Zudem stand neben ihr der Eimer mit Wasser. Unaufgefordert hielt sie dem Regisseur das Endstück des Filters an die Lippen, und Charles nahm einen Zug.
    »Okay?« fragte Mara.
    »Ja.«
    »Gehen wir irgendwo hin?«
    Mara lächelte. »Die Kantine hat geschlossen.«
    »Aber nicht der Automat.«
    »Nein, der nicht.«
    Der Regisseur legte seinen Arm um Maras Schultern. Sie verließen den hinteren Teil der Bühne und es sah so aus, als würde Mara den Mann stützen.
    Ein Gang nahm sie auf, in dem es zugig war, weil irgendwo eine Tür offenstand. Mara fror. Sie zog die Stola, die aussah wie eine Gardine, enger um ihre Schultern. Das lange, fast bis zu den Knöcheln reichende schwarzrote Kleid, war nur aus dünnem Stoff geschneidert. Mara war knapp 20, und sie kleidete sich immer aus der Rolle fallend. Sie liebte die langen Kleider, die Flattermode, ein wenig breezy, mit dem Touch von Freiheit, den ihr das Theater vermittelte. Wenigstens glaubte sie daran.
    Neben dem Automaten blieben sie stehen. Sie waren die einzigen. Die anderen hatten keine Lust gehabt, zu Fuß zu kommen.
    Mara und Charles war das recht.
    Charles küßte die Souffleuse.
    Mara lächelte. »Was sagt deine Frau dazu?«
    »Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.«
    »Aber die anderen hier haben doch längst gemerkt, was los ist.«
    »Na und?« Charles deutete in Richtung Bühne und Zuschauerraum. »Die haben doch alle selbst Dreck am Stecken.« Er fing an zu lachen. »Wenn die Verehrerinnen in den ersten Reihen wüßten, daß ihr jugendlicher Held in Wirklichkeit schwul ist, bräche für sie auch eine Welt zusammen. Alles im Leben ist Theater, ist Maske. Auch wir beide spielen uns selbst etwas vor.«
    »Wieso?«
    »Verstecken wir uns nicht? Anstatt öffentlich zu zeigen, daß wir einander mögen?«
    »Da hast du recht.«
    Charles’ Hand verschwand in der rechten Hosentasche. Er suchte nach Kleingeld, fand eine Münze und warf sie in den Automaten.
    Dann wählte er einen Becher Kaffee. Den bekam das Mädchen.
    Charles nahm den zweiten Becher.
    Mara wandte sich ab, trank in langsamen Schlucken das heiße Getränk und starrte auf den grün gestrichenen Sockel des Flurs.
    Charles war vor dem Automaten stehengeblieben. Er wartete, bis der Becher vollgelaufen war und der Schaumkranz sich gesenkt hatte. Mit spitzen Fingern nahm er den Becher hervor, schloß für einen Moment die Augen, weil er sich plötzlich müde fühlte, und führte den Becher an die Lippen.
    Er wollte trinken, öffnete seine Augen wieder und erschrak.
    Da war kein Kaffee im Becher, sondern Blut!
    Eine Sekunde stand er starr. Dann schrie er auf und ließ den Becher fallen.
    Mara hörte den Schrei und fuhr herum.
    Der Plastikbecher lag am Boden. Die braune Brühe hatte eine Lache gebildet, die weiter verlief und sich auf dem Gang verteilte.
    »Er war zu heiß, nicht wahr«, sagte Mara.
    Charles schüttelte den Kopf. Er stand noch immer unter einem Schock. »Nein«, flüsterte er.
    Mara ging zu ihm und machte einen großen Schritt über die Lache. »Wieso?«
    »Der – der Kaffee war nicht zu heiß«, flüsterte Charles. »Wirklich nicht. Es war etwas anderes…«
    »Was denn?«
    »Da war überhaupt kein Kaffee im Becher. Kein Kaffee! Blut«, flüsterte der Mann. »Blut, Mara!«
    Die Augen der Souffleuse wurden groß. Sie sahen jetzt aus wie zwei dunkle Perlen. »Du weißt, was du da eben gesagt hast, Charles?«
    »Ja.«
    »Bist du nicht ein wenig überarbeitet?«
    »Nein, nein, das habe ich gesehen.«
    Mara lächelte. »Ich glaube, wir sollten…« Sie stockte plötzlich.
    »Was sollten wir?« fragte Charles.
    Die Souffleuse vollendete den Satz nicht. Sie schaute den Regisseur nur an. »Charles, deine – deine Oberlippe. Da ist Blut dran.«
    Lomax zuckte zusammen. Mit dem Handrücken wischte er vorsichtig über die Lippe, und als er sich seine Hand anschaute, lief quer darüber ein roter Streifen.
    Wirklich Blut!
    »Ich habe mich also doch nicht getäuscht«, murmelte er nach einer Weile.
    »Aber es war kein Blut in dem Kaffeebecher. Du hast dir die Lippe verletzt, das ist es.«
    »Ja, möglich.«
    »Willst du einen neuen Kaffee?«
    »Nein, ich habe keinen Durst mehr.«
    Mara ihrerseits trank den Becher leer. »Die Pause ist bald vorbei«, sagte sie.
    »Ich weiß.« Der Schauspieler und Regisseur zog mit Daumen und Zeigefinger seine

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