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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ursprünglich hatte es ein belegtes Brot aus dem Talisman Café umhüllt. Das Geschriebene war schlecht zu lesen, der Stift war schwach und an verschiedenen Stellen im Fett nicht angegangen. Dennoch konnte St. James sehen, daß es größtenteils aus Zahlen bestand.
    1 k 9400
    500 g à 55
    27500-M1 Beschaffung/Transport
    27500-M6 Finanzierung
    St. James blickte auf. »Ist das Micks Handschrift?«
    Cambrey nickte. »Wenn's überhaupt eine Story gibt, dann ist sie das. Aber ich hab' keine Ahnung, worum's geht und was das da bedeuten soll.«
    »Es muß doch aber irgendwo Aufzeichnungen geben, in denen diese Zahlen und Referenzen auftauchen«, meinte Helen. »M1 und M6. Da sind doch sicher die motorways gemeint.«
    »Ich hab' solche Aufzeichnungen hier nicht gefunden«, entgegnete Cambrey.
    »Gab es hier Spuren eines Einbruchs?« fragte St. James.
    Cambrey schüttelte den Kopf. »Boscowan hat mir heute morgen gegen Viertel nach vier einen seiner Leute geschickt, der mir gesagt hat, daß Mick tot ist. Ich bin gleich zum Haus gelaufen, aber sie hatten die Leiche schon weggebracht und ließen mich nicht rein. Da bin ich hierher gekommen. Und seitdem bin ich hier. Hier hat niemand eingebrochen.«
    »Auch keine Spuren einer Untersuchung? Vielleicht durch einen der Mitarbeiter?«
    »Nichts«, sagte er. Seine Nase zog sich zusammen. »Ich werd' das Schwein finden, das meinen Sohn umgebracht hat. Und ich werd' die Story nicht stoppen. Wir haben Pressefreiheit. Dafür hat mein Sohn gelebt, und dafür ist er gestorben. Es wird nicht umsonst gewesen sein.«
    »Wenn er überhaupt für eine Story gestorben ist«, wandte St. James ruhig ein.
    Cambreys Gesicht verfinsterte sich. »Er ist für eine Story gestorben. Was denn sonst?«
    »Seine Frauengeschichten.«
    Cambrey nahm seine Zigarette so langsam und bedächtig aus dem Mund, daß die Geste wie einstudiert wirkte. Und er nickte kurz. »Also, so wird über Mickey geredet, hm? Tja, mich wundert's nicht. Die Männer waren eifersüchtig auf ihn, weil er sich so leichtgetan hat, und die Frauen genauso, wenn er sie nicht erhört hat.« Er steckte die Zigarette wieder zwischen die Lippen und blinzelte durch die Rauchschwaden.
    »Mick war ein Mann. Ein richtiger Mann. Und jeder Mann hat gewisse Bedürfnisse. Aber die Frau, die er geheiratet hat, die hatte einen Eisklumpen zwischen den Beinen. Da hat er sich eben woanders geholt, was er brauchte. Wenn jemand schuld hat, dann Nancy. Ist doch logisch, wenn man einen Mann am langen Arm verhungern läßt, sucht er sich eine andere. Das ist kein Verbrechen. Er war jung. Er hatte Bedürfnisse.«
    »Gab es eine bestimmte Frau? Oder waren es mehrere? Hatte er vielleicht etwas Neues angefangen?«
    »Kann ich nicht sagen. War nicht Mickeys Art, sich damit dick zu tun, wenn er was Neues am Bändel hatte.«
    »Hatte er Beziehungen zu verheirateten Frauen?« fragte Helen. »Frauen aus dem Ort?«
    »Er hatte massenhaft Beziehungen, wie Sie's nennen.«
    Cambrey schob die Papiere weg, hob die Glasplatte auf dem Schreibtisch auf und zog ein Foto darunter hervor, das er ihr reichte. »Machen Sie sich selbst ein Bild. Ist das ein Mann, zu dem Sie nein sagen würden, wenn er sagt, Sie sollen sich hinlegen, Miss?«
    Helen setzte zu einer scharfen Erwiderung an und schluckte sie mit bewundernswerter Beherrschung hinunter. Sie warf keinen Blick auf das Foto, sondern reichte es St. James weiter.
    Ein junger Mann mit nacktem, braungebranntem Oberkörper stand an Deck eines Segelboots, eine Hand an einer Spiere, während er sich an der Takelage zu schaffen machte. Er war ein gutaussehender Bursche mit einem etwas kantigen Gesicht, aber schmächtig wie sein Vater. Er hatte nichts von der kernigen Robustheit, die einem in den Sinn kam, wenn man die Worte »ein richtiger Mann« hörte.
    St. James drehte das Foto um. »Cambrey takelt auf zum America's Cup«, stand auf der Rückseite, von derselben Hand geschrieben wie der Zettel mit den Zahlen.
    »Er hatte Humor«, stellte St. James fest.
    »Er hatte alles.«
    »Darf ich das Foto behalten? Und diesen Zettel?«
    »Wenn Sie wollen. Mir bedeuten sie ohne Mick sowieso nichts.« Cambrey sah sich in seinem Büro um. In den hängenden Schultern und den Linien seines müden Gesichts drückte sich tiefe Niedergeschlagenheit aus. »Wir waren auf dem richtigen Weg. Der Spokesman wäre die größte Zeitung in Süd-Cornwall geworden. Keine Wochenzeitung. Eine Tageszeitung. Ich wollte es. Mick wollte es.«
    »Mick hat sich mit den

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