0454 - Sechs Bomben in der City-Bar
den Kopf.
»Nein, obwohl sie sich bei Ihnen bedanken müßte.«
»Bedanken?«
»Ja, Sie haben ihr das Leben gerettet.«
Fragend schaute ich den Mörder an. Der hatte nichts von seiner Selbstsicherheit, die er bei jeder früheren Begegnung mit mir gezeigt hatte, eingebüßt.
»Sie erinnern sich«, sprach er weiter, »daß ich den Telefonhörer in der Hand hielt, als Sie hereinkamen. In diesem Moment wollte ich die Dame, die zeitweise Pussy gerufen wurde, anrufen. Sie wäre dann in ihre Wohnung gegangen und auf einen weiteren Anruf von mir in die Luft geflogen, sobald sie den Hörer ihres Apparates abgenommen hätte.«
Ich sprang auf.
Doch Bird machte eine beruhigende Handbewegung.
»Die Gefahr ist jetzt vorbei. Ich habe keinen Anlaß mehr, diese unvergleichliche Frau zu liquidieren. Im Gegenteil, nachdem Sie zu mir gekommen sind, werde ich jetzt mit Pussy verreisen.«
Ich schüttelte stumm den Kopf.
Bird nickte, genauso stumm.
»Sie werden nicht mehr verreisen, Bird!«
»Doch, ich werde. Wissen Sie, ich habe zwar Fehler gemacht, aber die habe ich rechtzeitig erkannt, um Gegenmaßnahmen treffen zu können.«
»Es ist nur gut, daß Sie zugeben, Fehler — wie Sie sagen — gemacht zu haben.«
Jetzt schüttelte er den Kopf.
»Wir haben uns mißverstanden. Mit den Fehlern meine ich nicht die paar Morde, sondern einige ungeschickte Handlungen. — Der Wagen…«, sagte er dann langsam. »Platenbergs Wagen, das war vielleicht mein größter Fehler, Cotton. Es war aber auch ein Fehler der Polizei und des FBI. Hätten Sie den sichergestellt und für die Abmeldung gesorgt, wie es vorgeschrieben ist…«
»Sie wissen wohl sehr gut Bescheid?«
»Ja. Wenn Ihr Kollege Crossmann ebensogut Bescheid gewußt hätte, dann wäre ihm der Täter schon wenige Stunden nach Platenbergs Tod am Montag bekannt gewesen. Zumindest hätten Sie einen Hinweis auf mich gehabt.«
»Sie sind sehr offen…«
»Ich kann es mir leisten.«
»Wieso hätte ich einen Hinweis auf Sie gehabt?«
»Weil der Wagen an mich sicherungsübereignet war. Das ist in der Kartei bei der Zulassungsstelle eingetragen.«
»Jeder macht einmal Fehler«, verteidigte ich Crossmann. »Auf jeden Fall war der Hauptfehler, daß Sie überhaupt erst mit der ganzen Sache anfingen. Ihre Täterschaft wäre spätestens in dem Moment herausgekommen, in dem Sie die Versicherungssumme für Platenberg kassieren wollten.«
Bird schüttelte erneut den Kopf. »Kaum. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, daß ausgerechnet der dumme Wieczorski nach der Polizei rufen würde, damit die Spur auf die City-Bar gelenkt und die mir bis dahin völlig unbekannte Marylin Webster einen mir ebenfalls völlig unbekannten Versicherungsanspruch anmelden würde. Dadurch ging alles schief. Ich hatte nur noch die Chance, daß die Polizei einen anderen Täter finden würde. Und zwei habe ich ja geliefert: Den Mörder Wieczorski mit der angeblichen Pussy-Denise. Leider gab es dabei auch wieder Pannen. Ich war in diesem Fall vom Pech verfolgt…«
»Pech nennen Sie so was?«
»Darüber werden wir uns vermutlich nicht verständigen können.«
»Stimmt«, sagte ich.
Bird dachte wieder angestrengt nach, ehe er weitersprach:
»Woher wissen Sie eigentlich von der Versicherung auf Platenbergs Leben? Sie können mir das doch sicher sagen? Ich kann ja an der Tatsache, daß es Ihnen und damit auch anderen bekannt ist, nichts mehr ändern!«
»Platenberg schickte Marylin Webster immer die Prämienquittungen der anderen Versicherung, und er legte eine Quittung für die Risikoversicherung versehentlich dazu. Marylin Webster schickte sie an die Versicherung, als sie ihren Anspruch anmeldete.«
Zum erstenmal in diesem Gespräch war Bird betroffen.
»Ich Idiot!« bekannte er. »Daran habe ich nicht gedacht.«
»Danke«, sagte ich.
»Was heißt danke?« fragte Bird verwundert.
»Dafür, daß Sie daran nicht gedacht haben. Diese Prämienquittung hat mir erst bewiesen, daß Sie ein Motiv hätten.«
Bird nickte.
»Ohne Quittung wäre es vermutlich nie herausgekommen, daß die Versicherung bestand. Von selbst hätten die sich ja nicht gemeldet, um hunderttausend Dollar loszuwerden.«
»Kaum«, bestätigte ich. »Nur hinter eins bin ich bis jetzt nicht gekommen. Wie kam Platenberg dazu, zu Ihren Gunsten eine so hohe Versicherung abzuschließen?«
»Cherchez la femme!« antwortete er. »Platenberg war ein ausgemachter Schürzenjäger, ohne die dazu notwendigen Eigenschaften zu besitzen, ein
Weitere Kostenlose Bücher