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0478 - Der Horror-Kalender

0478 - Der Horror-Kalender

Titel: 0478 - Der Horror-Kalender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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letzten Abschiedsgruß. Ich lief die wenigen Schritte noch einmal zurück, beugte mich wieder weit vor und starrte an der Hauswand hoch.
    Das unbekannte Etwas stieg ebenfalls parallel zu ihr in die Höhe, weil es ein Ziel hatte.
    Es war das Dach!
    Wieso und weshalb es sich ausgerechnet das Hausdach als Landeplatz ausgesucht hatte, war mir unklar. Vielleicht sollte es eine Botschaft für mich sein, daß ich ebenfalls dorthin kommen sollte.
    Nur auf einem anderem Weg.
    Ich hämmerte das Fenster wieder zu, rannte durch die Wohnung und riß noch meine Jacke vom Haken, die ich mir im Flur überstreifte. Diesmal hatte ich Glück, der Lift kam sehr schnell. Ich sprang in die Kabine und ließ mich hochschießen.
    Natürlich führte der Aufzug nicht direkt bis unter das Dach. Den letzten Rest mußte ich laufen. Ein schmaler Gang, dann eine Treppe, die außen um die Wohnungen herumführte und sich einige Etagen tiefer zu einer breiteren Nottreppe auslief. Sie führte bis in die Halle des Erdgeschosses. Die Tür zum Dachboden war normalerweise abgeschlossen. Es sei denn, irgendwelche Handwerker führten Reparaturen durch. Auch jetzt war sie zu, nur besaß ich einen Schlüssel, den mir der Hausmeister schon vor einiger Zeit überlassen hatte. Ich hatte schon des öfteren auf dem Dach zu tun gehabt und einige harte Kämpfe dort ausgefochten.
    Sekunden später war die Tür offen. Ich drückte sie nach innen. Hier oben kannte ich mich aus. Der Lichtschalter lag rechts. Im kalten Glanz der Lampen sah ich die gewaltigen Absaugrohre der Lüftung wie dicke Riesenarme. Auch der Motor des Fahrstuhls befand sich hier oben. Rollen liefen über Gestänge. Es roch nach Öl und Fett.
    Um auf das Dach zu gelangen, mußte ich eine schmale Metalltreppe hochlaufen. Darüber befand sich eine Kuppel aus dickwandigem Glas, die nur von unten her geöffnet werden konnte. Dazu mußte ich einige Riegel zur Seite schieben.
    Dann endlich konnte ich auf das Dach steigen, wo mich ein widerliches Wetter empfing. Der Wind blies mir den Schneewirbel ins Gesicht. Im ersten Moment konnte ich nichts sehen.
    Erst als ich mir die Augen freigewischt hatte, klappte es besser. Geduckt stemmte ich mich gegen Schnee und Wind an.
    Das Dach war sehr groß. Es besaß an den Rändern auch eine Begrenzung als Sicherheitsstandard.
    Bei klarem Wetter hatte man einen herrlichen Blick über London, jetzt allerdings sah ich nicht einmal meinen unheimlich wirkenden Gegner.
    Vielleicht hatte er mich wieder genarrt und war längst woanders hingeflogen. Trotz der widrigen Umstände sortierte ich meine Gedanken und stellte Überlegungen an.
    Das Wesen, das ich relativ deutlich gesehen hatte, war mir zwar unbekannt, dennoch kannte ich es.
    Kein Widerspruch, ich hatte bereits darüber gelesen und sogar auch Zeichnungen in gewissen Büchern gesehen, die Geschichten aus der antiken Sagenwelt enthielten.
    Das war eine Gestalt aus der Sagenwelt. Erst hier oben und umtost von den tanzenden Schneeflocken, kam ich auf den richtigen Gedanken. Ich hatte es mit einer Harpyie zu tun.
    Endlich wußte ich Bescheid. Und ich erinnerte mich auch daran, daß eine Harpyie nicht gerade zu den freundlichen Wesen zählte. Sie war eher böse und grausam.
    Die Harpyien trugen die Verantwortung für den Tod so manches braven Seemannes, dessen Schiff in ihre Windwirbel geraten war, die sie erzeugen konnten.
    Soweit die Sage…
    Der Schnee umwirbelte mich, Wind zerrte an meiner Kleidung. Die Schneekörner erinnerten mich an blitzende Kristalle, die gegen meine Haut schlugen. Wenn der Wind die Richtung wechselte, erzeugte er neue Figuren. Dreh- und tanzende Geistergestalten, die heulten, pfiffen und brausten.
    Die gegenüberliegende Seite des Dachs erkannte ich überhaupt nicht, obwohl ich mich schon in der Mitte befand.
    Plötzlich erschien sie.
    Sie schwebte oder flog nicht heran, nein, sie schritt aus dem Schneevorhang, als müßte sie zu einem Auftritt auf die Bühne. Ich sah sie deutlicher, nicht mehr als Schatten, und sie kam so nahe an mich heran, daß ich sie mit dem ausgestreckten Arm hätte berühren können. Das tat ich natürlich nicht, ich schaute ihr in das Gesicht und verglich es mit dem einer Greisin, die völlig verbittert war und nur noch an das Böse oder Schlimme in der Welt glaubte.
    Ein dunkles Gesicht. Darin verteilt, die kraterartigen Runzeln und Falten, manche wie kleine Gräben wirkend, in die sich auch Schneekörner festgesetzt hatten.
    Mich störten auch die Augen. Sie waren dunkel,

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